Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Wärme.
den Gewichten befindlichen Ziffern sind die wahren Gewichte angegeben. Bezeichnen
wir den in der Klammer der Gleichung 3 enthaltenen Ausdruck mit 1 -- A und den
correspondirenden Ausdruck der Gleichung 4 mit 1 -- B, so nehmen die Gewichte in
der Luft um Q. B ab, denn so viel beträgt das scheinbare Gewicht Q' weniger als
das wahre Gewicht Q; angenommen der abgewogene Gegenstand verlöre in der Luft
gar nichts an Gewicht, so müsste man also zu dem wahren Gewichte Q ein Gewicht
Q. B hinzufügen, damit an der Waage Gleichgewicht eintrete. Nun verliert aber
der abgewogene Gegenstand auch an Gewicht, und zwar so viel, dass, wenn die Ge-
wichte ihrerseits nichts an Gewicht verlören, man ein Gewicht Q. A hinwegneh-
men
müsste, um Gleichgewicht herzustellen. Da beide Effecte aber gleichzeitig ein-
treten, so wird man ebensowohl wegen des Verlustes der Gewichte ein Gewicht Q. B
hinzufügen, wie wegen des Verlustes des abzuwägenden Gegenstandes ein Gewicht Q. A
hinwegnehmen müssen. Man erhält so das wahre Gewicht P des Körpers:
P = Q (1 + B -- A).
Führt man die Werthe von A und B wieder ein, so ergiebt sich
5) [Formel 1] .
In dieser Gleichung sind mit Q die Gewichte bezeichnet, die man zur Abwägung des
Körpers gebraucht hat, und b, b', d, d', a, h, d und t müssen bekannt sein oder
durch besondere Beobachtungen ermittelt werden.


248
Berücksichti-
gung der Tem-
peratur bei
Dichtigkeits-
bestimmungen.

Noch nöthiger ist in den meisten Fällen eine Berücksichtigung
der Temperatur bei Dichtigkeitsbestimmungen. Das specifische Ge-
wicht S eines Körpers ist der Quotient aus dem wahren Gewicht des-
selben bei 0° und dem Gewicht der an Volum demjenigen des Körpers
bei 0° gleichen Wassermenge, letztere auf die grösste Dichtigkeit des
Wassers bei 4°C. bezogen. Da bei 4°C. die Volumeinheit des Was-
sers gleich der Gewichtseinheit, 1 Cub.-Cm. = 1 Grm., ist, so werden
mit andern Worten durch die specifischen Gewichte die Gewichte der
Volumeinheiten der Körper gemessen. Das spec. Gewicht des Queck-
silbers ist = 13,56 heisst also: 1 Cub.-Cm. Quecksilber bei 0° wiegt
13,56 Grm. oder 13,56 mal mehr als 1 Cub.-Cm. Wasser bei 4°. Eine
genaue specifische Gewichtsbestimmung fordert somit, dass man das
Volum des Körpers, dessen specifisches Gewicht man bestimmt, auf
0° und das Gewicht der ihm an Volum gleichen Wassermenge auf 4°
reducirt. Hat der Körper bei einer Temperatur von t° in der Luft ein
Gewicht = P Grm., und bei derselben Temperatur in Wasser abge-
wogen ein Gewicht = P1 Grm., so ist P--P1 das Gewicht der dem
Körper von t° an Volum gleichen Wassermenge von t°. Sein spec.
Gewicht bei t° ist daher = [Formel 2] . Ein Körper, dessen Volum bei 0°
= V ist, wird bei t° = V (1 + b t), wenn wieder b den cubischen
Ausdehnungscoefficienten bezeichnet. Ein Körper, dessen Volum bei
t° = P--P1 wäre, würde daher bei 0° = [Formel 3] sein. Nun soll
aber das Gewicht P des Körpers nicht mit dem Gewichte P--P1 einer

Von der Wärme.
den Gewichten befindlichen Ziffern sind die wahren Gewichte angegeben. Bezeichnen
wir den in der Klammer der Gleichung 3 enthaltenen Ausdruck mit 1 — A und den
correspondirenden Ausdruck der Gleichung 4 mit 1 — B, so nehmen die Gewichte in
der Luft um Q. B ab, denn so viel beträgt das scheinbare Gewicht Q' weniger als
das wahre Gewicht Q; angenommen der abgewogene Gegenstand verlöre in der Luft
gar nichts an Gewicht, so müsste man also zu dem wahren Gewichte Q ein Gewicht
Q. B hinzufügen, damit an der Waage Gleichgewicht eintrete. Nun verliert aber
der abgewogene Gegenstand auch an Gewicht, und zwar so viel, dass, wenn die Ge-
wichte ihrerseits nichts an Gewicht verlören, man ein Gewicht Q. A hinwegneh-
men
müsste, um Gleichgewicht herzustellen. Da beide Effecte aber gleichzeitig ein-
treten, so wird man ebensowohl wegen des Verlustes der Gewichte ein Gewicht Q. B
hinzufügen, wie wegen des Verlustes des abzuwägenden Gegenstandes ein Gewicht Q. A
hinwegnehmen müssen. Man erhält so das wahre Gewicht P des Körpers:
P = Q (1 + B — A).
Führt man die Werthe von A und B wieder ein, so ergiebt sich
5) [Formel 1] .
In dieser Gleichung sind mit Q die Gewichte bezeichnet, die man zur Abwägung des
Körpers gebraucht hat, und β, β', d, d', α, h, δ und t müssen bekannt sein oder
durch besondere Beobachtungen ermittelt werden.


248
Berücksichti-
gung der Tem-
peratur bei
Dichtigkeits-
bestimmungen.

Noch nöthiger ist in den meisten Fällen eine Berücksichtigung
der Temperatur bei Dichtigkeitsbestimmungen. Das specifische Ge-
wicht S eines Körpers ist der Quotient aus dem wahren Gewicht des-
selben bei 0° und dem Gewicht der an Volum demjenigen des Körpers
bei 0° gleichen Wassermenge, letztere auf die grösste Dichtigkeit des
Wassers bei 4°C. bezogen. Da bei 4°C. die Volumeinheit des Was-
sers gleich der Gewichtseinheit, 1 Cub.-Cm. = 1 Grm., ist, so werden
mit andern Worten durch die specifischen Gewichte die Gewichte der
Volumeinheiten der Körper gemessen. Das spec. Gewicht des Queck-
silbers ist = 13,56 heisst also: 1 Cub.-Cm. Quecksilber bei 0° wiegt
13,56 Grm. oder 13,56 mal mehr als 1 Cub.-Cm. Wasser bei 4°. Eine
genaue specifische Gewichtsbestimmung fordert somit, dass man das
Volum des Körpers, dessen specifisches Gewicht man bestimmt, auf
0° und das Gewicht der ihm an Volum gleichen Wassermenge auf 4°
reducirt. Hat der Körper bei einer Temperatur von t° in der Luft ein
Gewicht = P Grm., und bei derselben Temperatur in Wasser abge-
wogen ein Gewicht = P1 Grm., so ist P—P1 das Gewicht der dem
Körper von t° an Volum gleichen Wassermenge von t°. Sein spec.
Gewicht bei t° ist daher = [Formel 2] . Ein Körper, dessen Volum bei 0°
= V ist, wird bei t° = V (1 + β t), wenn wieder β den cubischen
Ausdehnungscoëfficienten bezeichnet. Ein Körper, dessen Volum bei
t° = P—P1 wäre, würde daher bei 0° = [Formel 3] sein. Nun soll
aber das Gewicht P des Körpers nicht mit dem Gewichte P—P1 einer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0400" n="378"/><fw place="top" type="header">Von der Wärme.</fw><lb/>
den Gewichten befindlichen Ziffern sind die wahren Gewichte angegeben. Bezeichnen<lb/>
wir den in der Klammer der Gleichung 3 enthaltenen Ausdruck mit 1 &#x2014; A und den<lb/>
correspondirenden Ausdruck der Gleichung 4 mit 1 &#x2014; B, so nehmen die Gewichte in<lb/>
der Luft um Q. B ab, denn so viel beträgt das scheinbare Gewicht Q' weniger als<lb/>
das wahre Gewicht Q; angenommen der abgewogene Gegenstand verlöre in der Luft<lb/>
gar nichts an Gewicht, so müsste man also zu dem wahren Gewichte Q ein Gewicht<lb/>
Q. B <hi rendition="#g">hinzufügen</hi>, damit an der Waage Gleichgewicht eintrete. Nun verliert aber<lb/>
der abgewogene Gegenstand auch an Gewicht, und zwar so viel, dass, wenn die Ge-<lb/>
wichte ihrerseits nichts an Gewicht verlören, man ein Gewicht Q. A <hi rendition="#g">hinwegneh-<lb/>
men</hi> müsste, um Gleichgewicht herzustellen. Da beide Effecte aber gleichzeitig ein-<lb/>
treten, so wird man ebensowohl wegen des Verlustes der Gewichte ein Gewicht Q. B<lb/>
hinzufügen, wie wegen des Verlustes des abzuwägenden Gegenstandes ein Gewicht Q. A<lb/>
hinwegnehmen müssen. Man erhält so das wahre Gewicht P des Körpers:<lb/><hi rendition="#c">P = Q (1 + B &#x2014; A).</hi><lb/>
Führt man die Werthe von A und B wieder ein, so ergiebt sich<lb/><hi rendition="#c">5) <formula/>.</hi><lb/>
In dieser Gleichung sind mit Q die Gewichte bezeichnet, die man zur Abwägung des<lb/>
Körpers gebraucht hat, und <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B2;'</hi>, d, d', <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi>, h, <hi rendition="#i">&#x03B4;</hi> und t müssen bekannt sein oder<lb/>
durch besondere Beobachtungen ermittelt werden.</p><lb/>
          <note place="left">248<lb/>
Berücksichti-<lb/>
gung der Tem-<lb/>
peratur bei<lb/>
Dichtigkeits-<lb/>
bestimmungen.</note>
          <p>Noch nöthiger ist in den meisten Fällen eine Berücksichtigung<lb/>
der Temperatur bei Dichtigkeitsbestimmungen. Das specifische Ge-<lb/>
wicht S eines Körpers ist der Quotient aus dem wahren Gewicht des-<lb/>
selben bei 0° und dem Gewicht der an Volum demjenigen des Körpers<lb/>
bei 0° gleichen Wassermenge, letztere auf die grösste Dichtigkeit des<lb/>
Wassers bei 4°C. bezogen. Da bei 4°C. die Volumeinheit des Was-<lb/>
sers gleich der Gewichtseinheit, 1 Cub.-Cm. = 1 Grm., ist, so werden<lb/>
mit andern Worten durch die specifischen Gewichte die Gewichte der<lb/>
Volumeinheiten der Körper gemessen. Das spec. Gewicht des Queck-<lb/>
silbers ist = 13,56 heisst also: 1 Cub.-Cm. Quecksilber bei 0° wiegt<lb/>
13,56 Grm. oder 13,56 mal mehr als 1 Cub.-Cm. Wasser bei 4°. Eine<lb/>
genaue specifische Gewichtsbestimmung fordert somit, dass man das<lb/>
Volum des Körpers, dessen specifisches Gewicht man bestimmt, auf<lb/>
0° und das Gewicht der ihm an Volum gleichen Wassermenge auf 4°<lb/>
reducirt. Hat der Körper bei einer Temperatur von t° in der Luft ein<lb/>
Gewicht = P Grm., und bei derselben Temperatur in Wasser abge-<lb/>
wogen ein Gewicht = P<hi rendition="#sub">1</hi> Grm., so ist P&#x2014;P<hi rendition="#sub">1</hi> das Gewicht der dem<lb/>
Körper von t° an Volum gleichen Wassermenge von t°. Sein spec.<lb/>
Gewicht bei t° ist daher = <formula/>. Ein Körper, dessen Volum bei 0°<lb/>
= V ist, wird bei t° = V (1 + <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi> t), wenn wieder <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi> den cubischen<lb/>
Ausdehnungscoëfficienten bezeichnet. Ein Körper, dessen Volum bei<lb/>
t° = P&#x2014;P<hi rendition="#sub">1</hi> wäre, würde daher bei 0° = <formula/> sein. Nun soll<lb/>
aber das Gewicht P des Körpers nicht mit dem Gewichte P&#x2014;P<hi rendition="#sub">1</hi> einer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[378/0400] Von der Wärme. den Gewichten befindlichen Ziffern sind die wahren Gewichte angegeben. Bezeichnen wir den in der Klammer der Gleichung 3 enthaltenen Ausdruck mit 1 — A und den correspondirenden Ausdruck der Gleichung 4 mit 1 — B, so nehmen die Gewichte in der Luft um Q. B ab, denn so viel beträgt das scheinbare Gewicht Q' weniger als das wahre Gewicht Q; angenommen der abgewogene Gegenstand verlöre in der Luft gar nichts an Gewicht, so müsste man also zu dem wahren Gewichte Q ein Gewicht Q. B hinzufügen, damit an der Waage Gleichgewicht eintrete. Nun verliert aber der abgewogene Gegenstand auch an Gewicht, und zwar so viel, dass, wenn die Ge- wichte ihrerseits nichts an Gewicht verlören, man ein Gewicht Q. A hinwegneh- men müsste, um Gleichgewicht herzustellen. Da beide Effecte aber gleichzeitig ein- treten, so wird man ebensowohl wegen des Verlustes der Gewichte ein Gewicht Q. B hinzufügen, wie wegen des Verlustes des abzuwägenden Gegenstandes ein Gewicht Q. A hinwegnehmen müssen. Man erhält so das wahre Gewicht P des Körpers: P = Q (1 + B — A). Führt man die Werthe von A und B wieder ein, so ergiebt sich 5) [FORMEL]. In dieser Gleichung sind mit Q die Gewichte bezeichnet, die man zur Abwägung des Körpers gebraucht hat, und β, β', d, d', α, h, δ und t müssen bekannt sein oder durch besondere Beobachtungen ermittelt werden. Noch nöthiger ist in den meisten Fällen eine Berücksichtigung der Temperatur bei Dichtigkeitsbestimmungen. Das specifische Ge- wicht S eines Körpers ist der Quotient aus dem wahren Gewicht des- selben bei 0° und dem Gewicht der an Volum demjenigen des Körpers bei 0° gleichen Wassermenge, letztere auf die grösste Dichtigkeit des Wassers bei 4°C. bezogen. Da bei 4°C. die Volumeinheit des Was- sers gleich der Gewichtseinheit, 1 Cub.-Cm. = 1 Grm., ist, so werden mit andern Worten durch die specifischen Gewichte die Gewichte der Volumeinheiten der Körper gemessen. Das spec. Gewicht des Queck- silbers ist = 13,56 heisst also: 1 Cub.-Cm. Quecksilber bei 0° wiegt 13,56 Grm. oder 13,56 mal mehr als 1 Cub.-Cm. Wasser bei 4°. Eine genaue specifische Gewichtsbestimmung fordert somit, dass man das Volum des Körpers, dessen specifisches Gewicht man bestimmt, auf 0° und das Gewicht der ihm an Volum gleichen Wassermenge auf 4° reducirt. Hat der Körper bei einer Temperatur von t° in der Luft ein Gewicht = P Grm., und bei derselben Temperatur in Wasser abge- wogen ein Gewicht = P1 Grm., so ist P—P1 das Gewicht der dem Körper von t° an Volum gleichen Wassermenge von t°. Sein spec. Gewicht bei t° ist daher = [FORMEL]. Ein Körper, dessen Volum bei 0° = V ist, wird bei t° = V (1 + β t), wenn wieder β den cubischen Ausdehnungscoëfficienten bezeichnet. Ein Körper, dessen Volum bei t° = P—P1 wäre, würde daher bei 0° = [FORMEL] sein. Nun soll aber das Gewicht P des Körpers nicht mit dem Gewichte P—P1 einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/400
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/400>, abgerufen am 22.12.2024.