Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Rosa III--Hellrosa IV--Orange II
Roth III--Hellroth IV--Roth II
Hellviolett IV--Hellroth IV--Violett III
Bläulichgrün IV--Hellviolettroth V--Blau III
Grün IV--Hellblau V--Grün III
240
Messung der
Circularpolari-
sation. Das
Saccharimeter.

Wir haben früher in dem Quarz das Beispiel eines Körpers ken-
nen gelernt, der durch Zerlegung der linearen Schwingungen des Lichtes
in zwei circulare Wellen von entgegengesetzter Richtung eine Drehung
der Polarisationsebene herbeiführt. Eine ähnliche Drehung bewirken
auch mehrere Flüssigkeiten. Je nach dem Ueberwiegen der einen über
die andere Circularwelle erfolgt die Drehung bald nach rechts bald nach
links. So drehen z. B. Zucker- und Dextrinlösung, Weinsäure, Citro-
nenöl die Polarisationsebene nach rechts; arabisches Gummi, Lor-
beeröl, Terpentinöl drehen sie nach links. Von der Traubensäure
giebt es eine rechts- und eine linksdrehende, Chondrin- und Glutin-
lösung drehen beide nach links, die erstere aber beträchtlich stärker.
Die drehende Wirkung aller dieser Flüssigkeiten nimmt mit der Dicke
der Flüssigkeitsschichte und, bei gleicher Dicke der letzteren, mit der
Concentration der Flüssigkeit zu. Hierauf haben Biot und Soleil
einen Apparat gegründet, mittelst dessen man nicht bloss die Circular-
polarisation der Flüssigkeiten erkennen, sondern auch, wenn gewisse
Constanten bestimmt sind, aus dem Grad der Drehung der Polarisa-
tionsebene den Concentrationsgrad ermitteln kann. Da der Apparat
vorzugsweise zur Bestimmung der Concentration von Zuckerlösun-
gen angewandt wurde, so hat man ihn als Saccharimeter be-
zeichnet. Derselbe besteht aus einer Röhre R, in welche die zu

[Abbildung] Fig. 187.
untersuchende Flüssigkeit gebracht wird, aus einem Ansatz P,
welcher die polarisirende, und aus einem Ansatz A, welcher die
analysirende Vorrichtung enthält. Der Ansatz P ist eine engere
Röhre, in die bei a das Licht einfällt, und die bei p ein Doppel-
spathprisma enthält, welches das einfallende Licht polarisirt, so dass
der ausserordentliche Strahl in der Richtung der Axe des Instruments

Rosa IIIHellrosa IVOrange II
Roth IIIHellroth IVRoth II
Hellviolett IVHellroth IVViolett III
Bläulichgrün IVHellviolettroth VBlau III
Grün IVHellblau VGrün III
240
Messung der
Circularpolari-
sation. Das
Saccharimeter.

Wir haben früher in dem Quarz das Beispiel eines Körpers ken-
nen gelernt, der durch Zerlegung der linearen Schwingungen des Lichtes
in zwei circulare Wellen von entgegengesetzter Richtung eine Drehung
der Polarisationsebene herbeiführt. Eine ähnliche Drehung bewirken
auch mehrere Flüssigkeiten. Je nach dem Ueberwiegen der einen über
die andere Circularwelle erfolgt die Drehung bald nach rechts bald nach
links. So drehen z. B. Zucker- und Dextrinlösung, Weinsäure, Citro-
nenöl die Polarisationsebene nach rechts; arabisches Gummi, Lor-
beeröl, Terpentinöl drehen sie nach links. Von der Traubensäure
giebt es eine rechts- und eine linksdrehende, Chondrin- und Glutin-
lösung drehen beide nach links, die erstere aber beträchtlich stärker.
Die drehende Wirkung aller dieser Flüssigkeiten nimmt mit der Dicke
der Flüssigkeitsschichte und, bei gleicher Dicke der letzteren, mit der
Concentration der Flüssigkeit zu. Hierauf haben Biot und Soleil
einen Apparat gegründet, mittelst dessen man nicht bloss die Circular-
polarisation der Flüssigkeiten erkennen, sondern auch, wenn gewisse
Constanten bestimmt sind, aus dem Grad der Drehung der Polarisa-
tionsebene den Concentrationsgrad ermitteln kann. Da der Apparat
vorzugsweise zur Bestimmung der Concentration von Zuckerlösun-
gen angewandt wurde, so hat man ihn als Saccharimeter be-
zeichnet. Derselbe besteht aus einer Röhre R, in welche die zu

[Abbildung] Fig. 187.
untersuchende Flüssigkeit gebracht wird, aus einem Ansatz P,
welcher die polarisirende, und aus einem Ansatz A, welcher die
analysirende Vorrichtung enthält. Der Ansatz P ist eine engere
Röhre, in die bei a das Licht einfällt, und die bei p ein Doppel-
spathprisma enthält, welches das einfallende Licht polarisirt, so dass
der ausserordentliche Strahl in der Richtung der Axe des Instruments

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <table>
              <pb facs="#f0382" n="360"/>
              <fw place="top" type="header">Von dem Lichte.</fw><lb/>
              <row>
                <cell>Rosa III</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Hellrosa IV</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Orange II</cell>
              </row><lb/>
              <row>
                <cell>Roth III</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Hellroth IV</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Roth II</cell>
              </row><lb/>
              <row>
                <cell>Hellviolett IV</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Hellroth IV</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Violett III</cell>
              </row><lb/>
              <row>
                <cell>Bläulichgrün IV</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Hellviolettroth V</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Blau III</cell>
              </row><lb/>
              <row>
                <cell>Grün IV</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Hellblau V</cell>
                <cell>&#x2014;</cell>
                <cell>Grün III</cell>
              </row>
            </table>
            <note place="left">240<lb/>
Messung der<lb/>
Circularpolari-<lb/>
sation. Das<lb/>
Saccharimeter.</note>
            <p>Wir haben früher in dem Quarz das Beispiel eines Körpers ken-<lb/>
nen gelernt, der durch Zerlegung der linearen Schwingungen des Lichtes<lb/>
in zwei circulare Wellen von entgegengesetzter Richtung eine Drehung<lb/>
der Polarisationsebene herbeiführt. Eine ähnliche Drehung bewirken<lb/>
auch mehrere Flüssigkeiten. Je nach dem Ueberwiegen der einen über<lb/>
die andere Circularwelle erfolgt die Drehung bald nach rechts bald nach<lb/>
links. So drehen z. B. Zucker- und Dextrinlösung, Weinsäure, Citro-<lb/>
nenöl die Polarisationsebene nach <hi rendition="#g">rechts</hi>; arabisches Gummi, Lor-<lb/>
beeröl, Terpentinöl drehen sie nach <hi rendition="#g">links</hi>. Von der Traubensäure<lb/>
giebt es eine rechts- und eine linksdrehende, Chondrin- und Glutin-<lb/>
lösung drehen beide nach links, die erstere aber beträchtlich stärker.<lb/>
Die drehende Wirkung aller dieser Flüssigkeiten nimmt mit der Dicke<lb/>
der Flüssigkeitsschichte und, bei gleicher Dicke der letzteren, mit der<lb/>
Concentration der Flüssigkeit zu. Hierauf haben <hi rendition="#g">Biot</hi> und <hi rendition="#g">Soleil</hi><lb/>
einen Apparat gegründet, mittelst dessen man nicht bloss die Circular-<lb/>
polarisation der Flüssigkeiten erkennen, sondern auch, wenn gewisse<lb/>
Constanten bestimmt sind, aus dem Grad der Drehung der Polarisa-<lb/>
tionsebene den Concentrationsgrad ermitteln kann. Da der Apparat<lb/>
vorzugsweise zur Bestimmung der Concentration von Zuckerlösun-<lb/>
gen angewandt wurde, so hat man ihn als <hi rendition="#g">Saccharimeter</hi> be-<lb/>
zeichnet. Derselbe besteht aus einer Röhre R, in welche die zu<lb/><figure><head>Fig. 187.</head></figure><lb/>
untersuchende Flüssigkeit gebracht wird, aus einem Ansatz P,<lb/>
welcher die polarisirende, und aus einem Ansatz A, welcher die<lb/>
analysirende Vorrichtung enthält. Der Ansatz P ist eine engere<lb/>
Röhre, in die bei a das Licht einfällt, und die bei p ein Doppel-<lb/>
spathprisma enthält, welches das einfallende Licht polarisirt, so dass<lb/>
der ausserordentliche Strahl in der Richtung der Axe des Instruments<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0382] Von dem Lichte. Rosa III — Hellrosa IV — Orange II Roth III — Hellroth IV — Roth II Hellviolett IV — Hellroth IV — Violett III Bläulichgrün IV — Hellviolettroth V — Blau III Grün IV — Hellblau V — Grün III Wir haben früher in dem Quarz das Beispiel eines Körpers ken- nen gelernt, der durch Zerlegung der linearen Schwingungen des Lichtes in zwei circulare Wellen von entgegengesetzter Richtung eine Drehung der Polarisationsebene herbeiführt. Eine ähnliche Drehung bewirken auch mehrere Flüssigkeiten. Je nach dem Ueberwiegen der einen über die andere Circularwelle erfolgt die Drehung bald nach rechts bald nach links. So drehen z. B. Zucker- und Dextrinlösung, Weinsäure, Citro- nenöl die Polarisationsebene nach rechts; arabisches Gummi, Lor- beeröl, Terpentinöl drehen sie nach links. Von der Traubensäure giebt es eine rechts- und eine linksdrehende, Chondrin- und Glutin- lösung drehen beide nach links, die erstere aber beträchtlich stärker. Die drehende Wirkung aller dieser Flüssigkeiten nimmt mit der Dicke der Flüssigkeitsschichte und, bei gleicher Dicke der letzteren, mit der Concentration der Flüssigkeit zu. Hierauf haben Biot und Soleil einen Apparat gegründet, mittelst dessen man nicht bloss die Circular- polarisation der Flüssigkeiten erkennen, sondern auch, wenn gewisse Constanten bestimmt sind, aus dem Grad der Drehung der Polarisa- tionsebene den Concentrationsgrad ermitteln kann. Da der Apparat vorzugsweise zur Bestimmung der Concentration von Zuckerlösun- gen angewandt wurde, so hat man ihn als Saccharimeter be- zeichnet. Derselbe besteht aus einer Röhre R, in welche die zu [Abbildung Fig. 187.] untersuchende Flüssigkeit gebracht wird, aus einem Ansatz P, welcher die polarisirende, und aus einem Ansatz A, welcher die analysirende Vorrichtung enthält. Der Ansatz P ist eine engere Röhre, in die bei a das Licht einfällt, und die bei p ein Doppel- spathprisma enthält, welches das einfallende Licht polarisirt, so dass der ausserordentliche Strahl in der Richtung der Axe des Instruments

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/382
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/382>, abgerufen am 23.12.2024.