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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
Platte ist der Analysator. Ebenso ist diejenige Vorrichtung, die wir
oben der Zergliederung der meisten Polarisationserscheinungen zu
Grunde gelegt haben, zwei Nicol'sche Prismen, zwischen welche der
untersuchte Körper gebracht wird, ein einfacher Polarisationsapparat:
das untere Nicol'sche Prisma ist der Polarisator, das obere der Ana-
lysator. Auch ein Spiegel, auf den man Licht unter dem Polarisations-
winkel auffallen lässt, kann als Polarisator benützt werden. Bei den
zusammengesetzteren Polarisationsapparaten treten zu diesen wesent-
lichen Theilen noch Hülfsvorrichtungen, welche hauptsächlich zur Con-
centration des Lichtes und zur Entwerfung scharfer Bilder bestimmt
sind. So werden bei dem Nörremberg'schen Polarisationsapparat die
durch einen Spiegel polarisirten Strahlen durch eine Sammellinse stark
convergent gemacht, treten dann durch die untersuchte Krystallplatte
und werden endlich von einer zweiten Convexlinse, auf die sie diver-
girend auffallen, für das beobachtende Auge gesammelt. Für die Un-
tersuchung der pflanzlichen und thierischen Gewebe hat jedoch fast
allein das Polarisationsmikroskop Anwendung gefunden, das
wir desshalb näher beschreiben wollen.

Bei dem Polarisationsmikroskop bedient man sich sowohl als
Polarisator wie als Analysator des Nicol'schen Prisma's. Der polari-
sirende Nicol muss unter dem Object angebracht werden: er befindet
sich gewöhnlich in einer cylindrischen Messingfassung, die von unten
in den Objecttisch eingeschoben werden kann. Der analysirende Ni-
col könnte an und für sich an jeder beliebigen Stelle über dem Ob-
ject eingeschaltet werden. Man wählt jedoch in der Regel die Stellung
über dem Ocular, welche den Vortheil bietet, dass das Mikroskop
jeden Augenblick durch Entfernen des Analysators in ein gewöhn-
liches verwandelt werden kann, was desshalb wünschenswerth ist,
weil man in der Regel die Objecte zuvor bei gewöhnlichem Lichte zu
beobachten wünscht, ehe man sie auf ihre polarisirenden Eigenschaf-
ten prüft. Polarisator und Analysator sind natürlich beide um ihre
verticale Axe drehbar. Ebenso muss aber der Objecttisch drehbar
sein, damit dem Object jede mögliche Stellung in Bezug auf die bei-
den Nicol's gegeben werden könne. Bei vollkommeneren Polarisations-
instrumenten ist der Objecttisch sowohl um eine verticale wie um
eine horizontale Axe drehbar, und zwar so, dass der Umfang der
Drehungen an Winkeltheilungen abgelesen werden kann.


237
Aufsuchung der
Lage der Ela
sticitätsaxen.

Die Untersuchung der Objecte unter dem Polarisationsmikroskop
zerfällt in zwei Aufgaben: 1) hat man die Lage der Elasticitäts-
axen
eines gegebenen Objects zu bestimmen, und 2) hat man die
relative Grösse der Elasticitätsaxen zu ermitteln.

Hinsichtlich der Lage der Elasticitätsaxen wollen wir sogleich
den allgemeinsten Fall in Betracht ziehen, denjenigen, in welchem

Von dem Lichte.
Platte ist der Analysator. Ebenso ist diejenige Vorrichtung, die wir
oben der Zergliederung der meisten Polarisationserscheinungen zu
Grunde gelegt haben, zwei Nicol’sche Prismen, zwischen welche der
untersuchte Körper gebracht wird, ein einfacher Polarisationsapparat:
das untere Nicol’sche Prisma ist der Polarisator, das obere der Ana-
lysator. Auch ein Spiegel, auf den man Licht unter dem Polarisations-
winkel auffallen lässt, kann als Polarisator benützt werden. Bei den
zusammengesetzteren Polarisationsapparaten treten zu diesen wesent-
lichen Theilen noch Hülfsvorrichtungen, welche hauptsächlich zur Con-
centration des Lichtes und zur Entwerfung scharfer Bilder bestimmt
sind. So werden bei dem Nörremberg’schen Polarisationsapparat die
durch einen Spiegel polarisirten Strahlen durch eine Sammellinse stark
convergent gemacht, treten dann durch die untersuchte Krystallplatte
und werden endlich von einer zweiten Convexlinse, auf die sie diver-
girend auffallen, für das beobachtende Auge gesammelt. Für die Un-
tersuchung der pflanzlichen und thierischen Gewebe hat jedoch fast
allein das Polarisationsmikroskop Anwendung gefunden, das
wir desshalb näher beschreiben wollen.

Bei dem Polarisationsmikroskop bedient man sich sowohl als
Polarisator wie als Analysator des Nicol’schen Prisma’s. Der polari-
sirende Nicol muss unter dem Object angebracht werden: er befindet
sich gewöhnlich in einer cylindrischen Messingfassung, die von unten
in den Objecttisch eingeschoben werden kann. Der analysirende Ni-
col könnte an und für sich an jeder beliebigen Stelle über dem Ob-
ject eingeschaltet werden. Man wählt jedoch in der Regel die Stellung
über dem Ocular, welche den Vortheil bietet, dass das Mikroskop
jeden Augenblick durch Entfernen des Analysators in ein gewöhn-
liches verwandelt werden kann, was desshalb wünschenswerth ist,
weil man in der Regel die Objecte zuvor bei gewöhnlichem Lichte zu
beobachten wünscht, ehe man sie auf ihre polarisirenden Eigenschaf-
ten prüft. Polarisator und Analysator sind natürlich beide um ihre
verticale Axe drehbar. Ebenso muss aber der Objecttisch drehbar
sein, damit dem Object jede mögliche Stellung in Bezug auf die bei-
den Nicol’s gegeben werden könne. Bei vollkommeneren Polarisations-
instrumenten ist der Objecttisch sowohl um eine verticale wie um
eine horizontale Axe drehbar, und zwar so, dass der Umfang der
Drehungen an Winkeltheilungen abgelesen werden kann.


237
Aufsuchung der
Lage der Ela
sticitätsaxen.

Die Untersuchung der Objecte unter dem Polarisationsmikroskop
zerfällt in zwei Aufgaben: 1) hat man die Lage der Elasticitäts-
axen
eines gegebenen Objects zu bestimmen, und 2) hat man die
relative Grösse der Elasticitätsaxen zu ermitteln.

Hinsichtlich der Lage der Elasticitätsaxen wollen wir sogleich
den allgemeinsten Fall in Betracht ziehen, denjenigen, in welchem

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[354/0376] Von dem Lichte. Platte ist der Analysator. Ebenso ist diejenige Vorrichtung, die wir oben der Zergliederung der meisten Polarisationserscheinungen zu Grunde gelegt haben, zwei Nicol’sche Prismen, zwischen welche der untersuchte Körper gebracht wird, ein einfacher Polarisationsapparat: das untere Nicol’sche Prisma ist der Polarisator, das obere der Ana- lysator. Auch ein Spiegel, auf den man Licht unter dem Polarisations- winkel auffallen lässt, kann als Polarisator benützt werden. Bei den zusammengesetzteren Polarisationsapparaten treten zu diesen wesent- lichen Theilen noch Hülfsvorrichtungen, welche hauptsächlich zur Con- centration des Lichtes und zur Entwerfung scharfer Bilder bestimmt sind. So werden bei dem Nörremberg’schen Polarisationsapparat die durch einen Spiegel polarisirten Strahlen durch eine Sammellinse stark convergent gemacht, treten dann durch die untersuchte Krystallplatte und werden endlich von einer zweiten Convexlinse, auf die sie diver- girend auffallen, für das beobachtende Auge gesammelt. Für die Un- tersuchung der pflanzlichen und thierischen Gewebe hat jedoch fast allein das Polarisationsmikroskop Anwendung gefunden, das wir desshalb näher beschreiben wollen. Bei dem Polarisationsmikroskop bedient man sich sowohl als Polarisator wie als Analysator des Nicol’schen Prisma’s. Der polari- sirende Nicol muss unter dem Object angebracht werden: er befindet sich gewöhnlich in einer cylindrischen Messingfassung, die von unten in den Objecttisch eingeschoben werden kann. Der analysirende Ni- col könnte an und für sich an jeder beliebigen Stelle über dem Ob- ject eingeschaltet werden. Man wählt jedoch in der Regel die Stellung über dem Ocular, welche den Vortheil bietet, dass das Mikroskop jeden Augenblick durch Entfernen des Analysators in ein gewöhn- liches verwandelt werden kann, was desshalb wünschenswerth ist, weil man in der Regel die Objecte zuvor bei gewöhnlichem Lichte zu beobachten wünscht, ehe man sie auf ihre polarisirenden Eigenschaf- ten prüft. Polarisator und Analysator sind natürlich beide um ihre verticale Axe drehbar. Ebenso muss aber der Objecttisch drehbar sein, damit dem Object jede mögliche Stellung in Bezug auf die bei- den Nicol’s gegeben werden könne. Bei vollkommeneren Polarisations- instrumenten ist der Objecttisch sowohl um eine verticale wie um eine horizontale Axe drehbar, und zwar so, dass der Umfang der Drehungen an Winkeltheilungen abgelesen werden kann. Die Untersuchung der Objecte unter dem Polarisationsmikroskop zerfällt in zwei Aufgaben: 1) hat man die Lage der Elasticitäts- axen eines gegebenen Objects zu bestimmen, und 2) hat man die relative Grösse der Elasticitätsaxen zu ermitteln. Hinsichtlich der Lage der Elasticitätsaxen wollen wir sogleich den allgemeinsten Fall in Betracht ziehen, denjenigen, in welchem

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/376>, abgerufen am 22.12.2024.