larisationswinkel jeder Substanz, deren Brechungsindex bekannt ist, finden. Denn bezeichnen wir mit p den Polarisationswinkel und mit p' den Brechungswinkel, so folgt, da p' = 90° -- p ist, sin. p' = cos. p, folglich n =
[Formel 1]
= tgt. p, d. h. die Tangente des Polari- sationswinkels ist gleich dem Brechungsindex.
Ueber die Ableitung des Polarisationswinkels vergl. §. 215. Anm.
Es ist von Wichtigkeit auch denjenigen Theil des auf eine spie-214 Polarisation im gebrochenen Strahl. gelnde Fläche fallenden Lichtstrahls in's Auge zu fassen, der nicht reflectirt wird, sondern in die durchsichtige Substanz eintritt. Man nimmt zu diesem Zweck an Stelle der Spiegel a b und c d (Fig. 156) zwei Glasplatten. Lässt man auf die Glasplatte a b wieder unter einem Winkel von 55° einen Strahl l m fallen, so ist wie vorhin der reflectirte Strahl m o nach der Einfallsebene l m o polarisirt. Ausser- dem geht aber der gebrochene Strahl m i k durch die Glasplatte hin- durch: fängt man letzteren mittelst einer weiteren Glasplatte e f auf, der man dieselbe Stellung wie a b giebt, so geht der grösste Theil ungestört durch dieselbe hindurch, und nur ein sehr kleiner Theil wird an der Oberfläche reflectirt; dreht man aber die Platte e f um 90° um den Strahl i k, so dringt nur sehr wenig Licht mehr durch dieselbe, und der grösste Theil wird wieder reflectirt. Hieraus folgt, dass der Strahl i k gleichfalls, und zwar nach einer zur Ebene l m o senkrechten Ebene polarisirt ist. Diese Polarisation kann aber keine ganz vollständige sein, da die Platte e f um 90° gedreht nicht alles Licht reflectirt, sondern noch einen kleinen Theil durchtreten lässt, während, wie wir oben sahen, der von a b reflectirte Strahl m o von der Platte c d, wenn diese eine gleiche Richtung wie a b hat, vollständig reflectirt, und wenn sie um 90° gegen a b gedreht ist, vollständig hindurchgelassen wird. Vergleicht man ferner die Licht- intensität des reflectirten Strahls m o mit der Lichtintensität des in der Richtung k n reflectirten Strahls i k, wenn e f um 90° gegen a b gedreht ist, so ergiebt sich, dass diese Lichtintensitäten nahe- hin einander gleich sind. Der von der ersten Platte a b reflectirte Strahl m o ist also vollständig nach der Einfallsebene polarisirt, wäh- rend von dem hindurchtretenden Strahl i k eine dem Strahl m o entspre- chende Lichtmenge nach einer auf jener ersten senkrechten Ebene polari- sirt ist. Verallgemeinern wir diese Erfahrung, so lässt sie sich folgen- dermassen ausdrücken: Jede Polarisation geschieht nach zwei auf einander senkrechten Polarisationsebenen, dergestalt, dass nach der zweiten ebenso viel Licht als nach der ersten Ebene polarisirt wird. Je vollständiger also die Glasplatte a b polarisirt, um so mehr nähert sich die Intensität des reflectirten Strahls m o der Intensität des durchtretenden i k. Wäre die Polarisation eine vollkommene, so wür-
21 *
Polarisation des Lichtes.
larisationswinkel jeder Substanz, deren Brechungsindex bekannt ist, finden. Denn bezeichnen wir mit p den Polarisationswinkel und mit p' den Brechungswinkel, so folgt, da p' = 90° — p ist, sin. p' = cos. p, folglich n =
[Formel 1]
= tgt. p, d. h. die Tangente des Polari- sationswinkels ist gleich dem Brechungsindex.
Ueber die Ableitung des Polarisationswinkels vergl. §. 215. Anm.
Es ist von Wichtigkeit auch denjenigen Theil des auf eine spie-214 Polarisation im gebrochenen Strahl. gelnde Fläche fallenden Lichtstrahls in’s Auge zu fassen, der nicht reflectirt wird, sondern in die durchsichtige Substanz eintritt. Man nimmt zu diesem Zweck an Stelle der Spiegel a b und c d (Fig. 156) zwei Glasplatten. Lässt man auf die Glasplatte a b wieder unter einem Winkel von 55° einen Strahl l m fallen, so ist wie vorhin der reflectirte Strahl m o nach der Einfallsebene l m o polarisirt. Ausser- dem geht aber der gebrochene Strahl m i k durch die Glasplatte hin- durch: fängt man letzteren mittelst einer weiteren Glasplatte e f auf, der man dieselbe Stellung wie a b giebt, so geht der grösste Theil ungestört durch dieselbe hindurch, und nur ein sehr kleiner Theil wird an der Oberfläche reflectirt; dreht man aber die Platte e f um 90° um den Strahl i k, so dringt nur sehr wenig Licht mehr durch dieselbe, und der grösste Theil wird wieder reflectirt. Hieraus folgt, dass der Strahl i k gleichfalls, und zwar nach einer zur Ebene l m o senkrechten Ebene polarisirt ist. Diese Polarisation kann aber keine ganz vollständige sein, da die Platte e f um 90° gedreht nicht alles Licht reflectirt, sondern noch einen kleinen Theil durchtreten lässt, während, wie wir oben sahen, der von a b reflectirte Strahl m o von der Platte c d, wenn diese eine gleiche Richtung wie a b hat, vollständig reflectirt, und wenn sie um 90° gegen a b gedreht ist, vollständig hindurchgelassen wird. Vergleicht man ferner die Licht- intensität des reflectirten Strahls m o mit der Lichtintensität des in der Richtung k n reflectirten Strahls i k, wenn e f um 90° gegen a b gedreht ist, so ergiebt sich, dass diese Lichtintensitäten nahe- hin einander gleich sind. Der von der ersten Platte a b reflectirte Strahl m o ist also vollständig nach der Einfallsebene polarisirt, wäh- rend von dem hindurchtretenden Strahl i k eine dem Strahl m o entspre- chende Lichtmenge nach einer auf jener ersten senkrechten Ebene polari- sirt ist. Verallgemeinern wir diese Erfahrung, so lässt sie sich folgen- dermassen ausdrücken: Jede Polarisation geschieht nach zwei auf einander senkrechten Polarisationsebenen, dergestalt, dass nach der zweiten ebenso viel Licht als nach der ersten Ebene polarisirt wird. Je vollständiger also die Glasplatte a b polarisirt, um so mehr nähert sich die Intensität des reflectirten Strahls m o der Intensität des durchtretenden i k. Wäre die Polarisation eine vollkommene, so wür-
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Polarisation des Lichtes.
larisationswinkel jeder Substanz, deren Brechungsindex bekannt ist,
finden. Denn bezeichnen wir mit p den Polarisationswinkel und mit
p' den Brechungswinkel, so folgt, da p' = 90° — p ist, sin. p' =
cos. p, folglich n = [FORMEL] = tgt. p, d. h. die Tangente des Polari-
sationswinkels ist gleich dem Brechungsindex.
Ueber die Ableitung des Polarisationswinkels vergl. §. 215. Anm.
Es ist von Wichtigkeit auch denjenigen Theil des auf eine spie-
gelnde Fläche fallenden Lichtstrahls in’s Auge zu fassen, der nicht
reflectirt wird, sondern in die durchsichtige Substanz eintritt. Man
nimmt zu diesem Zweck an Stelle der Spiegel a b und c d (Fig. 156)
zwei Glasplatten. Lässt man auf die Glasplatte a b wieder unter
einem Winkel von 55° einen Strahl l m fallen, so ist wie vorhin der
reflectirte Strahl m o nach der Einfallsebene l m o polarisirt. Ausser-
dem geht aber der gebrochene Strahl m i k durch die Glasplatte hin-
durch: fängt man letzteren mittelst einer weiteren Glasplatte e f auf,
der man dieselbe Stellung wie a b giebt, so geht der grösste Theil
ungestört durch dieselbe hindurch, und nur ein sehr kleiner Theil
wird an der Oberfläche reflectirt; dreht man aber die Platte e f um
90° um den Strahl i k, so dringt nur sehr wenig Licht mehr durch
dieselbe, und der grösste Theil wird wieder reflectirt. Hieraus folgt,
dass der Strahl i k gleichfalls, und zwar nach einer zur Ebene l m o
senkrechten Ebene polarisirt ist. Diese Polarisation kann aber keine
ganz vollständige sein, da die Platte e f um 90° gedreht nicht alles
Licht reflectirt, sondern noch einen kleinen Theil durchtreten lässt,
während, wie wir oben sahen, der von a b reflectirte Strahl m o
von der Platte c d, wenn diese eine gleiche Richtung wie a b hat,
vollständig reflectirt, und wenn sie um 90° gegen a b gedreht ist,
vollständig hindurchgelassen wird. Vergleicht man ferner die Licht-
intensität des reflectirten Strahls m o mit der Lichtintensität des in
der Richtung k n reflectirten Strahls i k, wenn e f um 90° gegen
a b gedreht ist, so ergiebt sich, dass diese Lichtintensitäten nahe-
hin einander gleich sind. Der von der ersten Platte a b reflectirte
Strahl m o ist also vollständig nach der Einfallsebene polarisirt, wäh-
rend von dem hindurchtretenden Strahl i k eine dem Strahl m o entspre-
chende Lichtmenge nach einer auf jener ersten senkrechten Ebene polari-
sirt ist. Verallgemeinern wir diese Erfahrung, so lässt sie sich folgen-
dermassen ausdrücken: Jede Polarisation geschieht nach zwei auf
einander senkrechten Polarisationsebenen, dergestalt, dass nach der
zweiten ebenso viel Licht als nach der ersten Ebene polarisirt wird.
Je vollständiger also die Glasplatte a b polarisirt, um so mehr nähert
sich die Intensität des reflectirten Strahls m o der Intensität des
durchtretenden i k. Wäre die Polarisation eine vollkommene, so wür-
214
Polarisation im
gebrochenen
Strahl.
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/345>, abgerufen am 23.12.2024.
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