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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Der Augenspiegel.
tete Stelle a b ausserhalb des Auges entwirft, ist zu entfernt vom
Auge O und wegen seiner Vergrösserung zu lichtschwach, als dass es
von einem Beobachter deutlich wahrgenommen werden könnte. Bringt
man aber vor das Auge O eine Convexlinse L (Fig. 147), so werden
die von der erleuchteten Stelle a b ausgehenden Strahlen durch diese
Linse stärker convergent, sie sammeln sich daher schon nahe vor
dem Auge O zu dem umgekehrten reellen Bilde a' b', welches
aus einiger Entfernung leicht durch ein Auge B beobachtet werden
kann.

Die in Fig. 146 und 147 angewandte Beleuchtungsmethode lie-200
Beleuchtungs-
methoden.
Hauptformen
des Augen-
spiegels.

fert für die Beobachtung im virtuellen Bilde ein zu lichtschwaches
Bild und auch für die Beobachtung im reellen Bilde ist sie schwierig
und erfordert Uebung. Statt des Vorbeisehens an einem Lichte be-
nützt man daher durchhohrte Beleuchtungsspiegel, die nicht
nur leichter zu handhaben sind, sondern mit denen sich auch eine be-
trächtlichere Lichtstärke des Bildes erzielen lässt.

Es sei S (Fig. 148) ein in seiner Mitte, bei m, durchbohrter Plan-

[Abbildung] Fig. 148.
spiegel. Lässt man die Linsen C und L hinweg, so gelangen die
von der Lichtquelle l ausgehenden Strahlen, nachdem sie von S re-
flectirt sind, divergirend, in der Richtung der punktirten Linien, in das
Auge O. Die von dem erleuchteten Grund des letzteren ausgehenden
Strahlen convergiren nach ihrem Austritt aus O, und der durch m
tretende Theil derselben kann daher von dem Auge B aufgefangen
werden. Nur in einem einzigen Fall wird man den Hintergrund von
O nicht leuchtend sehen, dann nämlich wenn dieses Auge genau auf
den Punkt m accomodirt ist: denn in diesem Fall würden nur die
von m ausgegangenen Strahlen wieder in m gesammelt werden kön-
nen, die Stelle m des Spiegels ist aber gerade die einzige, die keine
Strahlen nach O aussendet. Die einfache Anwendung eines Planspie-
gels würde jedoch das Auge O zu schwach erleuchten, da, wie man
aus dem Verlauf der punktirten Linie ersieht, nur ein kleiner Theil

Der Augenspiegel.
tete Stelle a b ausserhalb des Auges entwirft, ist zu entfernt vom
Auge O und wegen seiner Vergrösserung zu lichtschwach, als dass es
von einem Beobachter deutlich wahrgenommen werden könnte. Bringt
man aber vor das Auge O eine Convexlinse L (Fig. 147), so werden
die von der erleuchteten Stelle a b ausgehenden Strahlen durch diese
Linse stärker convergent, sie sammeln sich daher schon nahe vor
dem Auge O zu dem umgekehrten reellen Bilde a' b', welches
aus einiger Entfernung leicht durch ein Auge B beobachtet werden
kann.

Die in Fig. 146 und 147 angewandte Beleuchtungsmethode lie-200
Beleuchtungs-
methoden.
Hauptformen
des Augen-
spiegels.

fert für die Beobachtung im virtuellen Bilde ein zu lichtschwaches
Bild und auch für die Beobachtung im reellen Bilde ist sie schwierig
und erfordert Uebung. Statt des Vorbeisehens an einem Lichte be-
nützt man daher durchhohrte Beleuchtungsspiegel, die nicht
nur leichter zu handhaben sind, sondern mit denen sich auch eine be-
trächtlichere Lichtstärke des Bildes erzielen lässt.

Es sei S (Fig. 148) ein in seiner Mitte, bei m, durchbohrter Plan-

[Abbildung] Fig. 148.
spiegel. Lässt man die Linsen C und L hinweg, so gelangen die
von der Lichtquelle l ausgehenden Strahlen, nachdem sie von S re-
flectirt sind, divergirend, in der Richtung der punktirten Linien, in das
Auge O. Die von dem erleuchteten Grund des letzteren ausgehenden
Strahlen convergiren nach ihrem Austritt aus O, und der durch m
tretende Theil derselben kann daher von dem Auge B aufgefangen
werden. Nur in einem einzigen Fall wird man den Hintergrund von
O nicht leuchtend sehen, dann nämlich wenn dieses Auge genau auf
den Punkt m accomodirt ist: denn in diesem Fall würden nur die
von m ausgegangenen Strahlen wieder in m gesammelt werden kön-
nen, die Stelle m des Spiegels ist aber gerade die einzige, die keine
Strahlen nach O aussendet. Die einfache Anwendung eines Planspie-
gels würde jedoch das Auge O zu schwach erleuchten, da, wie man
aus dem Verlauf der punktirten Linie ersieht, nur ein kleiner Theil

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[301/0323] Der Augenspiegel. tete Stelle a b ausserhalb des Auges entwirft, ist zu entfernt vom Auge O und wegen seiner Vergrösserung zu lichtschwach, als dass es von einem Beobachter deutlich wahrgenommen werden könnte. Bringt man aber vor das Auge O eine Convexlinse L (Fig. 147), so werden die von der erleuchteten Stelle a b ausgehenden Strahlen durch diese Linse stärker convergent, sie sammeln sich daher schon nahe vor dem Auge O zu dem umgekehrten reellen Bilde a' b', welches aus einiger Entfernung leicht durch ein Auge B beobachtet werden kann. Die in Fig. 146 und 147 angewandte Beleuchtungsmethode lie- fert für die Beobachtung im virtuellen Bilde ein zu lichtschwaches Bild und auch für die Beobachtung im reellen Bilde ist sie schwierig und erfordert Uebung. Statt des Vorbeisehens an einem Lichte be- nützt man daher durchhohrte Beleuchtungsspiegel, die nicht nur leichter zu handhaben sind, sondern mit denen sich auch eine be- trächtlichere Lichtstärke des Bildes erzielen lässt. 200 Beleuchtungs- methoden. Hauptformen des Augen- spiegels. Es sei S (Fig. 148) ein in seiner Mitte, bei m, durchbohrter Plan- [Abbildung Fig. 148.] spiegel. Lässt man die Linsen C und L hinweg, so gelangen die von der Lichtquelle l ausgehenden Strahlen, nachdem sie von S re- flectirt sind, divergirend, in der Richtung der punktirten Linien, in das Auge O. Die von dem erleuchteten Grund des letzteren ausgehenden Strahlen convergiren nach ihrem Austritt aus O, und der durch m tretende Theil derselben kann daher von dem Auge B aufgefangen werden. Nur in einem einzigen Fall wird man den Hintergrund von O nicht leuchtend sehen, dann nämlich wenn dieses Auge genau auf den Punkt m accomodirt ist: denn in diesem Fall würden nur die von m ausgegangenen Strahlen wieder in m gesammelt werden kön- nen, die Stelle m des Spiegels ist aber gerade die einzige, die keine Strahlen nach O aussendet. Die einfache Anwendung eines Planspie- gels würde jedoch das Auge O zu schwach erleuchten, da, wie man aus dem Verlauf der punktirten Linie ersieht, nur ein kleiner Theil

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/323>, abgerufen am 22.12.2024.