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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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den. Die gröberen Bewegungen werden in der Regel dadurch aus-
geführt, dass man die Röhre R in ihrer Hülse h h mit der Hand ver-
schiebt; an manchen Mikroskopen findet sich auch zu diesem Zweck
ein gröberes Triebwerk. Der Objecttisch T T ist eine in ihrer Mitte
durchbohrte horizontale Messingplatte. Unter der Oeffnung ist gewöhn-
lich ein drehbares Diaphragma D mit grösseren und kleineren Blen-
dungen angebracht. Der Spiegel S ist ein Planspiegel oder ein schwa-
cher Convexspiegel, der bei kleinern Mikroskopen gewöhnlich bloss
um eine Horizontalaxe, bei grössern gleichzeitig um eine Vertical- und
Horizontalaxe drehbar ist. Auf dem Tisch T befindet sich zunächst
eine grössere und dickere Glasplatte G, der Objectträger, auf dem
das Object ausgebreitet und dann meistens noch mit einem dünnen
Deckplättchen bedeckt wird.


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Camera lucida.
Bildumkehrende
Mikroskope.
Photographie
mikroskopischer
Objecte.

In vielen Fällen ist es zweckmässig den vom Objectiv gesam-
melten Lichtstrahlen, bevor sie ins Auge eintreten, eine veränderte
Richtung zu geben. Man bedient sich hierzu meistens der Reflexion
oder Brechung in Prismen. So kann man in sehr einfacher Weise
durch ein zwischen Ocular und Objectiv angebrachtes rechtwinkliges
Prisma (Fig. 134 p) das Mikroskop zur Beobachtung in horizontaler

[Abbildung] Fig. 134.
Richtung verwendbar machen.
Bringt man vor dem Ocular eines
mit einem solchen Prisma ver-
sehenen rechtwinklig gebogenen
Mikroskops ein vierseitiges Prisma
p' von der in der Fig. angege-
benen Form an, dessen Winkel
bei x 135° beträgt, so hat man
die unter dem Namen der ca-
mera lucida bekannte Vorrich-
tung zum Nachzeichnen mikro-
skopischer Objecte. Das Wesen
derselben besteht darin, dass die von dem Object a b c ausgehenden
Strahlen zuerst in dem Prisma p und dann in dem Prisma p' total
reflectirt werden und so in das bei a b g über dem Prisma p' befind-
liche Auge gelangen, von welchem sie nach a' b' g' projicirt werden.
Wird daher hier ein Papier auf den Tisch gelegt, so kann der Beob-
achter auf demselben die Umrisse des mikroskopischen Bildes nach-
zeichnen.

Bringt man in der verticalen Mikroskopröhre über einander zwei rechtwinklige
Prismen an, welche die in Fig. 99 (§. 143) angegebene Stellung besitzen, dabei aber
um 90° gegen einander gedreht sind, so erhält das mikroskopische Bild wieder die näm-
liche Lage wie das Object, indem das untere Prisma z. B. das Bild in der Richtung a b g,
das obere Prisma in der darauf und auf der Ebene des Papiers senkrechten Richtung

Von dem Lichte.
den. Die gröberen Bewegungen werden in der Regel dadurch aus-
geführt, dass man die Röhre R in ihrer Hülse h h mit der Hand ver-
schiebt; an manchen Mikroskopen findet sich auch zu diesem Zweck
ein gröberes Triebwerk. Der Objecttisch T T ist eine in ihrer Mitte
durchbohrte horizontale Messingplatte. Unter der Oeffnung ist gewöhn-
lich ein drehbares Diaphragma D mit grösseren und kleineren Blen-
dungen angebracht. Der Spiegel S ist ein Planspiegel oder ein schwa-
cher Convexspiegel, der bei kleinern Mikroskopen gewöhnlich bloss
um eine Horizontalaxe, bei grössern gleichzeitig um eine Vertical- und
Horizontalaxe drehbar ist. Auf dem Tisch T befindet sich zunächst
eine grössere und dickere Glasplatte G, der Objectträger, auf dem
das Object ausgebreitet und dann meistens noch mit einem dünnen
Deckplättchen bedeckt wird.


189
Camera lucida.
Bildumkehrende
Mikroskope.
Photographie
mikroskopischer
Objecte.

In vielen Fällen ist es zweckmässig den vom Objectiv gesam-
melten Lichtstrahlen, bevor sie ins Auge eintreten, eine veränderte
Richtung zu geben. Man bedient sich hierzu meistens der Reflexion
oder Brechung in Prismen. So kann man in sehr einfacher Weise
durch ein zwischen Ocular und Objectiv angebrachtes rechtwinkliges
Prisma (Fig. 134 p) das Mikroskop zur Beobachtung in horizontaler

[Abbildung] Fig. 134.
Richtung verwendbar machen.
Bringt man vor dem Ocular eines
mit einem solchen Prisma ver-
sehenen rechtwinklig gebogenen
Mikroskops ein vierseitiges Prisma
p' von der in der Fig. angege-
benen Form an, dessen Winkel
bei x 135° beträgt, so hat man
die unter dem Namen der ca-
mera lucida bekannte Vorrich-
tung zum Nachzeichnen mikro-
skopischer Objecte. Das Wesen
derselben besteht darin, dass die von dem Object a b c ausgehenden
Strahlen zuerst in dem Prisma p und dann in dem Prisma p' total
reflectirt werden und so in das bei α β γ über dem Prisma p' befind-
liche Auge gelangen, von welchem sie nach α' β' γ' projicirt werden.
Wird daher hier ein Papier auf den Tisch gelegt, so kann der Beob-
achter auf demselben die Umrisse des mikroskopischen Bildes nach-
zeichnen.

Bringt man in der verticalen Mikroskopröhre über einander zwei rechtwinklige
Prismen an, welche die in Fig. 99 (§. 143) angegebene Stellung besitzen, dabei aber
um 90° gegen einander gedreht sind, so erhält das mikroskopische Bild wieder die näm-
liche Lage wie das Object, indem das untere Prisma z. B. das Bild in der Richtung α β γ,
das obere Prisma in der darauf und auf der Ebene des Papiers senkrechten Richtung

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[286/0308] Von dem Lichte. den. Die gröberen Bewegungen werden in der Regel dadurch aus- geführt, dass man die Röhre R in ihrer Hülse h h mit der Hand ver- schiebt; an manchen Mikroskopen findet sich auch zu diesem Zweck ein gröberes Triebwerk. Der Objecttisch T T ist eine in ihrer Mitte durchbohrte horizontale Messingplatte. Unter der Oeffnung ist gewöhn- lich ein drehbares Diaphragma D mit grösseren und kleineren Blen- dungen angebracht. Der Spiegel S ist ein Planspiegel oder ein schwa- cher Convexspiegel, der bei kleinern Mikroskopen gewöhnlich bloss um eine Horizontalaxe, bei grössern gleichzeitig um eine Vertical- und Horizontalaxe drehbar ist. Auf dem Tisch T befindet sich zunächst eine grössere und dickere Glasplatte G, der Objectträger, auf dem das Object ausgebreitet und dann meistens noch mit einem dünnen Deckplättchen bedeckt wird. In vielen Fällen ist es zweckmässig den vom Objectiv gesam- melten Lichtstrahlen, bevor sie ins Auge eintreten, eine veränderte Richtung zu geben. Man bedient sich hierzu meistens der Reflexion oder Brechung in Prismen. So kann man in sehr einfacher Weise durch ein zwischen Ocular und Objectiv angebrachtes rechtwinkliges Prisma (Fig. 134 p) das Mikroskop zur Beobachtung in horizontaler [Abbildung Fig. 134.] Richtung verwendbar machen. Bringt man vor dem Ocular eines mit einem solchen Prisma ver- sehenen rechtwinklig gebogenen Mikroskops ein vierseitiges Prisma p' von der in der Fig. angege- benen Form an, dessen Winkel bei x 135° beträgt, so hat man die unter dem Namen der ca- mera lucida bekannte Vorrich- tung zum Nachzeichnen mikro- skopischer Objecte. Das Wesen derselben besteht darin, dass die von dem Object a b c ausgehenden Strahlen zuerst in dem Prisma p und dann in dem Prisma p' total reflectirt werden und so in das bei α β γ über dem Prisma p' befind- liche Auge gelangen, von welchem sie nach α' β' γ' projicirt werden. Wird daher hier ein Papier auf den Tisch gelegt, so kann der Beob- achter auf demselben die Umrisse des mikroskopischen Bildes nach- zeichnen. Bringt man in der verticalen Mikroskopröhre über einander zwei rechtwinklige Prismen an, welche die in Fig. 99 (§. 143) angegebene Stellung besitzen, dabei aber um 90° gegen einander gedreht sind, so erhält das mikroskopische Bild wieder die näm- liche Lage wie das Object, indem das untere Prisma z. B. das Bild in der Richtung α β γ, das obere Prisma in der darauf und auf der Ebene des Papiers senkrechten Richtung

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/308>, abgerufen am 06.05.2024.