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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
6) der zweite Brennpunkt: 14,6470 Mm. hinter der Hinterfläche
der Linse.

Die erste Hauptbrennweite (Entfernung des vordern Brenn-
punkts vom vordern Hauptpunkt) beträgt 15,0072 Mm., die zweite
Hauptbrennweite
(Entfernung des hintern Brennpunkts vom hin-
tern Hauptpunkt) 20,0746 Mm. In Fig. 126 sind durch h', h" die

[Abbildung] Fig. 126.
beiden Hauptpunkte, durch k', k" die Knotenpunkte und durch f', f"
die Brennpunkte bezeichnet. Da die Figur das Auge in doppelter
Grösse darstellt, so sind natürlich auch die gegenseitigen Entfernungen
der Cardinalpunkte verdoppelt.

Um hiernach durch Construction den Weg eines gegebenen Lichtstrahls a b
(Fig. 126) durch das Auge zu finden, ziehe man zunächst von dem Punkt b, wo der-
selbe die erste Hauptebene trifft, eine Senkrechte b c auf die zweite Hauptebene.
Dann suche man den Ort a' auf, wo der Strahl a b die erste Brennebene schneidet.
Von a' aus ziehe man den Richtungsstrahl a k' k" a". Da nun alle von einem Punkt
der ersten Brennebene ausgehenden Strahlen nach der Brechung einander parallel sein
müssen, so folgt, dass die zu k" a" parallele Linie c d die Richtung des Strahls a b
nach der Brechung ist. Soll für einen gegebenen Objectpunkt a der Vereinigungs-
punkt der gebrochenen Lichtstrahlen gefunden werden, so verfolgt man ausser dem
Strahl a b noch einen beliebigen zweiten in ähnlicher Weise: der Durchschnittspunkt
der beiden Strahlen ist der Vereinigungspunkt. Da bei der letzteren Aufgabe die
Wahl der Strahlen, deren Durchschnittspunkt aufgesucht wird, freigestellt ist, so ver-
folgt man am zweckmässigsten 1) denjenigen von a ausgehenden Strahl, der vor der
Brechung nach dem ersten Knotenpunkt gerichtet ist, und 2) denjenigen Strahl, der
vor der Brechung der Axe parallel ist: der erstere geht nach der Brechung seiner
früheren Richtung parallel durch den zweiten Knotenpunkt, und der letztere geht nach
der Brechung durch den zweiten Brennpunkt.

Dass ein zusammengesetztes System wie das menschliche Auge getrennte Haupt-
und Knotenpunkte besitzen muss, kann man sich durch folgende Betrachtung veran-
schaulichen. Die von den Flächen L' und L" (Fig. 127) begrenzte, auf beiden Seiten
von einem annähernd gleich dichten Medium umgebene Linse hat für sich zwei nach
den früheren Regeln zu bestimmende Knotenpunkte, die zugleich Hauptpunkte sind,

Von dem Lichte.
6) der zweite Brennpunkt: 14,6470 Mm. hinter der Hinterfläche
der Linse.

Die erste Hauptbrennweite (Entfernung des vordern Brenn-
punkts vom vordern Hauptpunkt) beträgt 15,0072 Mm., die zweite
Hauptbrennweite
(Entfernung des hintern Brennpunkts vom hin-
tern Hauptpunkt) 20,0746 Mm. In Fig. 126 sind durch h', h″ die

[Abbildung] Fig. 126.
beiden Hauptpunkte, durch k', k″ die Knotenpunkte und durch f', f″
die Brennpunkte bezeichnet. Da die Figur das Auge in doppelter
Grösse darstellt, so sind natürlich auch die gegenseitigen Entfernungen
der Cardinalpunkte verdoppelt.

Um hiernach durch Construction den Weg eines gegebenen Lichtstrahls a b
(Fig. 126) durch das Auge zu finden, ziehe man zunächst von dem Punkt b, wo der-
selbe die erste Hauptebene trifft, eine Senkrechte b c auf die zweite Hauptebene.
Dann suche man den Ort a' auf, wo der Strahl a b die erste Brennebene schneidet.
Von a' aus ziehe man den Richtungsstrahl a k' k″ a″. Da nun alle von einem Punkt
der ersten Brennebene ausgehenden Strahlen nach der Brechung einander parallel sein
müssen, so folgt, dass die zu k″ a″ parallele Linie c d die Richtung des Strahls a b
nach der Brechung ist. Soll für einen gegebenen Objectpunkt a der Vereinigungs-
punkt der gebrochenen Lichtstrahlen gefunden werden, so verfolgt man ausser dem
Strahl a b noch einen beliebigen zweiten in ähnlicher Weise: der Durchschnittspunkt
der beiden Strahlen ist der Vereinigungspunkt. Da bei der letzteren Aufgabe die
Wahl der Strahlen, deren Durchschnittspunkt aufgesucht wird, freigestellt ist, so ver-
folgt man am zweckmässigsten 1) denjenigen von a ausgehenden Strahl, der vor der
Brechung nach dem ersten Knotenpunkt gerichtet ist, und 2) denjenigen Strahl, der
vor der Brechung der Axe parallel ist: der erstere geht nach der Brechung seiner
früheren Richtung parallel durch den zweiten Knotenpunkt, und der letztere geht nach
der Brechung durch den zweiten Brennpunkt.

Dass ein zusammengesetztes System wie das menschliche Auge getrennte Haupt-
und Knotenpunkte besitzen muss, kann man sich durch folgende Betrachtung veran-
schaulichen. Die von den Flächen L' und L″ (Fig. 127) begrenzte, auf beiden Seiten
von einem annähernd gleich dichten Medium umgebene Linse hat für sich zwei nach
den früheren Regeln zu bestimmende Knotenpunkte, die zugleich Hauptpunkte sind,

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[270/0292] Von dem Lichte. 6) der zweite Brennpunkt: 14,6470 Mm. hinter der Hinterfläche der Linse. Die erste Hauptbrennweite (Entfernung des vordern Brenn- punkts vom vordern Hauptpunkt) beträgt 15,0072 Mm., die zweite Hauptbrennweite (Entfernung des hintern Brennpunkts vom hin- tern Hauptpunkt) 20,0746 Mm. In Fig. 126 sind durch h', h″ die [Abbildung Fig. 126.] beiden Hauptpunkte, durch k', k″ die Knotenpunkte und durch f', f″ die Brennpunkte bezeichnet. Da die Figur das Auge in doppelter Grösse darstellt, so sind natürlich auch die gegenseitigen Entfernungen der Cardinalpunkte verdoppelt. Um hiernach durch Construction den Weg eines gegebenen Lichtstrahls a b (Fig. 126) durch das Auge zu finden, ziehe man zunächst von dem Punkt b, wo der- selbe die erste Hauptebene trifft, eine Senkrechte b c auf die zweite Hauptebene. Dann suche man den Ort a' auf, wo der Strahl a b die erste Brennebene schneidet. Von a' aus ziehe man den Richtungsstrahl a k' k″ a″. Da nun alle von einem Punkt der ersten Brennebene ausgehenden Strahlen nach der Brechung einander parallel sein müssen, so folgt, dass die zu k″ a″ parallele Linie c d die Richtung des Strahls a b nach der Brechung ist. Soll für einen gegebenen Objectpunkt a der Vereinigungs- punkt der gebrochenen Lichtstrahlen gefunden werden, so verfolgt man ausser dem Strahl a b noch einen beliebigen zweiten in ähnlicher Weise: der Durchschnittspunkt der beiden Strahlen ist der Vereinigungspunkt. Da bei der letzteren Aufgabe die Wahl der Strahlen, deren Durchschnittspunkt aufgesucht wird, freigestellt ist, so ver- folgt man am zweckmässigsten 1) denjenigen von a ausgehenden Strahl, der vor der Brechung nach dem ersten Knotenpunkt gerichtet ist, und 2) denjenigen Strahl, der vor der Brechung der Axe parallel ist: der erstere geht nach der Brechung seiner früheren Richtung parallel durch den zweiten Knotenpunkt, und der letztere geht nach der Brechung durch den zweiten Brennpunkt. Dass ein zusammengesetztes System wie das menschliche Auge getrennte Haupt- und Knotenpunkte besitzen muss, kann man sich durch folgende Betrachtung veran- schaulichen. Die von den Flächen L' und L″ (Fig. 127) begrenzte, auf beiden Seiten von einem annähernd gleich dichten Medium umgebene Linse hat für sich zwei nach den früheren Regeln zu bestimmende Knotenpunkte, die zugleich Hauptpunkte sind,

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/292>, abgerufen am 02.05.2024.