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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
die wässerige Feuchtigkeit allein hervorrufen würde, so haben wir es
mit der Brechung aus einem dünneren in ein dichteres Medium an
einer einzigen gekrümmten Fläche zu thun. Die wirkliche Brechung
im Auge wird somit aus diesen beiden von uns früher betrachteten
Fällen combinirt sein (s. §. 146 u. §. 150 u. f.).

Da das erste und letzte Medium des Auges ein verschiedenes
Brechungsvermögen besitzen, so müssen auch, ebenso wie bei der
Brechung an einer einzigen Fläche, die vordere und die hintere Brenn-
weite von einander abweichen. Das Verhältniss der beiden Brenn-
weiten zu einander wird durch das Dasein der Krystalllinse nicht
weiter abgeändert, weil die letztere auf beiden Seiten vom selben Me-
dium umgeben ist und also gleiche Brennweiten hat. Für eine
einzige brechende Fläche fanden wir nun (in §. 147) die vordere
Brennweite F1 = [Formel 1] , die hintere Brennweite F2 = [Formel 2] . Es
verhalten sich also F1 : F2 wie 1 : n oder, weil der Brechungsexpo-
nent der Luft = 1 gesetzt wurde, wie das Brechungsvermögen des
dünneren zu demjenigen des dichteren Mittels. Für das Auge haben
wir hiernach, da bei ihm n das gemeinschaftliche Brechungsvermögen
von wässeriger Feuchtigkeit und Glaskörpermasse bezeichnet, F2 =
[Formel 3] F1.


179
Das reducirte
Auge. Berech-
nung der Verei-
nigungsweite
und Bildgrösse.

Um die Vereinigungsweite für einen leuchtenden Punkt von be-
stimmter Entfernung zu finden, verfahren wir nach demselben Princip,
das wir bei der Brechung in Linsen und Linsensystemen angewandt
haben, d. h. wir nehmen zunächst an, es sei nur das mit wässeriger
Feuchtigkeit gefüllte Auge vorhanden und suchen für dieses die Verei-
nigungsweite. Den gefundenen Bildpunkt betrachten wir dann aber
als virtuelles Object für die Krystalllinse, um so schliesslich die wirk-
liche Vereinigungsweite zu finden (vgl. §. 152 u. 154).

Bezeichnen wir die Entfernung des leuchtenden Punktes durch
f1, die hintere Brennweite jenes hypothetischen Auges aus wässeriger
Feuchtigkeit durch Fb, und die Vereinigungsweite desselben für den
Punkt f1 durch fb, so ist nach Gleichung 1 §. 147 [Formel 4] .
Nun muss -- fb als Entfernung des leuchtenden Punktes
für die Krystalllinse angesehen werden, es ist dann, wenn mit Fa die
Brennweite der Krystalllinse und mit f2 die Vereinigungsweite für den
Punkt -- fb, also die wirkliche Vereinigungsweite, bezeichnet wird,
nach Gleichung 3 §. 151 [Formel 5] . Führt man hierin
aus der obigen Gleichung den Werth für [Formel 6] ein, so erhält man

Von dem Lichte.
die wässerige Feuchtigkeit allein hervorrufen würde, so haben wir es
mit der Brechung aus einem dünneren in ein dichteres Medium an
einer einzigen gekrümmten Fläche zu thun. Die wirkliche Brechung
im Auge wird somit aus diesen beiden von uns früher betrachteten
Fällen combinirt sein (s. §. 146 u. §. 150 u. f.).

Da das erste und letzte Medium des Auges ein verschiedenes
Brechungsvermögen besitzen, so müssen auch, ebenso wie bei der
Brechung an einer einzigen Fläche, die vordere und die hintere Brenn-
weite von einander abweichen. Das Verhältniss der beiden Brenn-
weiten zu einander wird durch das Dasein der Krystalllinse nicht
weiter abgeändert, weil die letztere auf beiden Seiten vom selben Me-
dium umgeben ist und also gleiche Brennweiten hat. Für eine
einzige brechende Fläche fanden wir nun (in §. 147) die vordere
Brennweite F1 = [Formel 1] , die hintere Brennweite F2 = [Formel 2] . Es
verhalten sich also F1 : F2 wie 1 : n oder, weil der Brechungsexpo-
nent der Luft = 1 gesetzt wurde, wie das Brechungsvermögen des
dünneren zu demjenigen des dichteren Mittels. Für das Auge haben
wir hiernach, da bei ihm n das gemeinschaftliche Brechungsvermögen
von wässeriger Feuchtigkeit und Glaskörpermasse bezeichnet, F2 =
[Formel 3] F1.


179
Das reducirte
Auge. Berech-
nung der Verei-
nigungsweite
und Bildgrösse.

Um die Vereinigungsweite für einen leuchtenden Punkt von be-
stimmter Entfernung zu finden, verfahren wir nach demselben Princip,
das wir bei der Brechung in Linsen und Linsensystemen angewandt
haben, d. h. wir nehmen zunächst an, es sei nur das mit wässeriger
Feuchtigkeit gefüllte Auge vorhanden und suchen für dieses die Verei-
nigungsweite. Den gefundenen Bildpunkt betrachten wir dann aber
als virtuelles Object für die Krystalllinse, um so schliesslich die wirk-
liche Vereinigungsweite zu finden (vgl. §. 152 u. 154).

Bezeichnen wir die Entfernung des leuchtenden Punktes durch
f1, die hintere Brennweite jenes hypothetischen Auges aus wässeriger
Feuchtigkeit durch Fb, und die Vereinigungsweite desselben für den
Punkt f1 durch fb, so ist nach Gleichung 1 §. 147 [Formel 4] .
Nun muss — fb als Entfernung des leuchtenden Punktes
für die Krystalllinse angesehen werden, es ist dann, wenn mit Fa die
Brennweite der Krystalllinse und mit f2 die Vereinigungsweite für den
Punkt — fb, also die wirkliche Vereinigungsweite, bezeichnet wird,
nach Gleichung 3 §. 151 [Formel 5] . Führt man hierin
aus der obigen Gleichung den Werth für [Formel 6] ein, so erhält man

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[266/0288] Von dem Lichte. die wässerige Feuchtigkeit allein hervorrufen würde, so haben wir es mit der Brechung aus einem dünneren in ein dichteres Medium an einer einzigen gekrümmten Fläche zu thun. Die wirkliche Brechung im Auge wird somit aus diesen beiden von uns früher betrachteten Fällen combinirt sein (s. §. 146 u. §. 150 u. f.). Da das erste und letzte Medium des Auges ein verschiedenes Brechungsvermögen besitzen, so müssen auch, ebenso wie bei der Brechung an einer einzigen Fläche, die vordere und die hintere Brenn- weite von einander abweichen. Das Verhältniss der beiden Brenn- weiten zu einander wird durch das Dasein der Krystalllinse nicht weiter abgeändert, weil die letztere auf beiden Seiten vom selben Me- dium umgeben ist und also gleiche Brennweiten hat. Für eine einzige brechende Fläche fanden wir nun (in §. 147) die vordere Brennweite F1 = [FORMEL], die hintere Brennweite F2 = [FORMEL]. Es verhalten sich also F1 : F2 wie 1 : n oder, weil der Brechungsexpo- nent der Luft = 1 gesetzt wurde, wie das Brechungsvermögen des dünneren zu demjenigen des dichteren Mittels. Für das Auge haben wir hiernach, da bei ihm n das gemeinschaftliche Brechungsvermögen von wässeriger Feuchtigkeit und Glaskörpermasse bezeichnet, F2 = [FORMEL] F1. Um die Vereinigungsweite für einen leuchtenden Punkt von be- stimmter Entfernung zu finden, verfahren wir nach demselben Princip, das wir bei der Brechung in Linsen und Linsensystemen angewandt haben, d. h. wir nehmen zunächst an, es sei nur das mit wässeriger Feuchtigkeit gefüllte Auge vorhanden und suchen für dieses die Verei- nigungsweite. Den gefundenen Bildpunkt betrachten wir dann aber als virtuelles Object für die Krystalllinse, um so schliesslich die wirk- liche Vereinigungsweite zu finden (vgl. §. 152 u. 154). Bezeichnen wir die Entfernung des leuchtenden Punktes durch f1, die hintere Brennweite jenes hypothetischen Auges aus wässeriger Feuchtigkeit durch Fb, und die Vereinigungsweite desselben für den Punkt f1 durch fb, so ist nach Gleichung 1 §. 147 [FORMEL]. Nun muss — fb als Entfernung des leuchtenden Punktes für die Krystalllinse angesehen werden, es ist dann, wenn mit Fa die Brennweite der Krystalllinse und mit f2 die Vereinigungsweite für den Punkt — fb, also die wirkliche Vereinigungsweite, bezeichnet wird, nach Gleichung 3 §. 151 [FORMEL]. Führt man hierin aus der obigen Gleichung den Werth für [FORMEL] ein, so erhält man

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/288>, abgerufen am 22.12.2024.