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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Absorption des Lichtes.
Linie im Sonnenspektrum dieselbe Lage hat, d. h. derselben Stufe
der Brechbarkeit entspricht, wie die helle Linie, die wir im Spektrum
eines bestimmten Metalls wahrnehmen, so dürfen wir offenbar den
Schluss ziehen, dass dieses Metall in der Sonne enthalten sei. Auf
diese Weise wurden Natrium, Kalium, Eisen als Bestandtheile der
Sonne nachgewiesen.

Für die genaue Anstellung der Beobachtungen, die wir hier erörtert haben,171
Spektralana-
lyse.

ist es nothwendig bei der Entwerfung und Beobachtung der Spektren gewisse Bedin-
gungen im Auge zu haben, die man am einfachsten in dem für derartige Beobach-
tungen von Kirchhoff und Bunsen construirten Spektralapparat (Fig. 125) er-

[Abbildung] Fig. 125.
füllt findet. Als Flamme wählt man eine Alkohol- oder wenig leuchtende Gasflamme
(g). Neben dieselbe stellt man ein Stativ (s), welches bestimmt ist von dem Salz,
mit welchem man die Flamme färben will, eine kleine Perle an einem Platindraht in
die Flamme hineinzuhalten. Man muss nun, um ein reines Spektrum zu gewinnen, in
der früher (§. 163) angegebenen Weise das Licht der Flamme zuerst durch einen
engen Spalt und dann durch eine Convexlinse fallen lassen, welche sich im Brennpunkt
des Spaltes befindet, so dass die Strahlen parallel auf das Prisma kommen. Am Spek-
tralapparat sind Spalt und Linse in der Fernrohrhülse a vereinigt. Der der Flamme
zugekehrte Spalt kann mittelst der Schraube, die man am vordern Ende des Rohres
a sieht, verengert oder erweitert werden. An demjenigen Ende, welches dem Prisma
zugekehrt ist, befindet sich die Linse. Beim Hindurchgang durch das Flintglasprisma p
werden nun die Strahlen so gebrochen, dass sie der Axe des Fernrohrs b parallel
werden. Man beobachtet daher mittelst des Fernrohrs b das Spektrum im vergrösser-
ten Maassstabe. Die Einrichtung ist so getroffen, dass das Spektrum nur die obere
Hälfte des Gesichtsfeldes im Fernrohr einnimmt, während die untere für die Auffas-
sung eines anderen Bildes frei bleibt. Dies hat folgenden Zweck: Will man die
hellen oder dunkeln Linien verschiedener Spektra mit einander vergleichen, so ist
offenbar eine genaue Feststellung der Identität ihres Orts erforderlich; da die Röhren
a und b und die Stellung des Prismas p unveränderlich bleiben, so ist für eine be-
stimmte Linie eines gewissen Spektrums die Lage im Gesichtsfeld des Fernrohres b
unveränderlich. Um nun zu entscheiden, ob eine gewisse Linie des andern Spek-
trums denselben Ort einnimmt, wäre die Schätzung nach dem blossen Augenmaass
zu ungenau. Man könnte aber eine genauere Feststellung des Ortes etwa auf fol-
gende Weise erreichen. Man würde in der Richtung p c in grösserer Ferne eine
Scala anbringen, welche an der b und c zugekehrten Prismenfläche so sich spiegelte,
dass ihr Bild durch das Fernrohr b gesehen werden könnte, und dass das Bild ge-

Wundt, medicin. Physik. 17

Absorption des Lichtes.
Linie im Sonnenspektrum dieselbe Lage hat, d. h. derselben Stufe
der Brechbarkeit entspricht, wie die helle Linie, die wir im Spektrum
eines bestimmten Metalls wahrnehmen, so dürfen wir offenbar den
Schluss ziehen, dass dieses Metall in der Sonne enthalten sei. Auf
diese Weise wurden Natrium, Kalium, Eisen als Bestandtheile der
Sonne nachgewiesen.

Für die genaue Anstellung der Beobachtungen, die wir hier erörtert haben,171
Spektralana-
lyse.

ist es nothwendig bei der Entwerfung und Beobachtung der Spektren gewisse Bedin-
gungen im Auge zu haben, die man am einfachsten in dem für derartige Beobach-
tungen von Kirchhoff und Bunsen construirten Spektralapparat (Fig. 125) er-

[Abbildung] Fig. 125.
füllt findet. Als Flamme wählt man eine Alkohol- oder wenig leuchtende Gasflamme
(g). Neben dieselbe stellt man ein Stativ (s), welches bestimmt ist von dem Salz,
mit welchem man die Flamme färben will, eine kleine Perle an einem Platindraht in
die Flamme hineinzuhalten. Man muss nun, um ein reines Spektrum zu gewinnen, in
der früher (§. 163) angegebenen Weise das Licht der Flamme zuerst durch einen
engen Spalt und dann durch eine Convexlinse fallen lassen, welche sich im Brennpunkt
des Spaltes befindet, so dass die Strahlen parallel auf das Prisma kommen. Am Spek-
tralapparat sind Spalt und Linse in der Fernrohrhülse a vereinigt. Der der Flamme
zugekehrte Spalt kann mittelst der Schraube, die man am vordern Ende des Rohres
a sieht, verengert oder erweitert werden. An demjenigen Ende, welches dem Prisma
zugekehrt ist, befindet sich die Linse. Beim Hindurchgang durch das Flintglasprisma p
werden nun die Strahlen so gebrochen, dass sie der Axe des Fernrohrs b parallel
werden. Man beobachtet daher mittelst des Fernrohrs b das Spektrum im vergrösser-
ten Maassstabe. Die Einrichtung ist so getroffen, dass das Spektrum nur die obere
Hälfte des Gesichtsfeldes im Fernrohr einnimmt, während die untere für die Auffas-
sung eines anderen Bildes frei bleibt. Dies hat folgenden Zweck: Will man die
hellen oder dunkeln Linien verschiedener Spektra mit einander vergleichen, so ist
offenbar eine genaue Feststellung der Identität ihres Orts erforderlich; da die Röhren
a und b und die Stellung des Prismas p unveränderlich bleiben, so ist für eine be-
stimmte Linie eines gewissen Spektrums die Lage im Gesichtsfeld des Fernrohres b
unveränderlich. Um nun zu entscheiden, ob eine gewisse Linie des andern Spek-
trums denselben Ort einnimmt, wäre die Schätzung nach dem blossen Augenmaass
zu ungenau. Man könnte aber eine genauere Feststellung des Ortes etwa auf fol-
gende Weise erreichen. Man würde in der Richtung p c in grösserer Ferne eine
Scala anbringen, welche an der b und c zugekehrten Prismenfläche so sich spiegelte,
dass ihr Bild durch das Fernrohr b gesehen werden könnte, und dass das Bild ge-

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[257/0279] Absorption des Lichtes. Linie im Sonnenspektrum dieselbe Lage hat, d. h. derselben Stufe der Brechbarkeit entspricht, wie die helle Linie, die wir im Spektrum eines bestimmten Metalls wahrnehmen, so dürfen wir offenbar den Schluss ziehen, dass dieses Metall in der Sonne enthalten sei. Auf diese Weise wurden Natrium, Kalium, Eisen als Bestandtheile der Sonne nachgewiesen. Für die genaue Anstellung der Beobachtungen, die wir hier erörtert haben, ist es nothwendig bei der Entwerfung und Beobachtung der Spektren gewisse Bedin- gungen im Auge zu haben, die man am einfachsten in dem für derartige Beobach- tungen von Kirchhoff und Bunsen construirten Spektralapparat (Fig. 125) er- [Abbildung Fig. 125.] füllt findet. Als Flamme wählt man eine Alkohol- oder wenig leuchtende Gasflamme (g). Neben dieselbe stellt man ein Stativ (s), welches bestimmt ist von dem Salz, mit welchem man die Flamme färben will, eine kleine Perle an einem Platindraht in die Flamme hineinzuhalten. Man muss nun, um ein reines Spektrum zu gewinnen, in der früher (§. 163) angegebenen Weise das Licht der Flamme zuerst durch einen engen Spalt und dann durch eine Convexlinse fallen lassen, welche sich im Brennpunkt des Spaltes befindet, so dass die Strahlen parallel auf das Prisma kommen. Am Spek- tralapparat sind Spalt und Linse in der Fernrohrhülse a vereinigt. Der der Flamme zugekehrte Spalt kann mittelst der Schraube, die man am vordern Ende des Rohres a sieht, verengert oder erweitert werden. An demjenigen Ende, welches dem Prisma zugekehrt ist, befindet sich die Linse. Beim Hindurchgang durch das Flintglasprisma p werden nun die Strahlen so gebrochen, dass sie der Axe des Fernrohrs b parallel werden. Man beobachtet daher mittelst des Fernrohrs b das Spektrum im vergrösser- ten Maassstabe. Die Einrichtung ist so getroffen, dass das Spektrum nur die obere Hälfte des Gesichtsfeldes im Fernrohr einnimmt, während die untere für die Auffas- sung eines anderen Bildes frei bleibt. Dies hat folgenden Zweck: Will man die hellen oder dunkeln Linien verschiedener Spektra mit einander vergleichen, so ist offenbar eine genaue Feststellung der Identität ihres Orts erforderlich; da die Röhren a und b und die Stellung des Prismas p unveränderlich bleiben, so ist für eine be- stimmte Linie eines gewissen Spektrums die Lage im Gesichtsfeld des Fernrohres b unveränderlich. Um nun zu entscheiden, ob eine gewisse Linie des andern Spek- trums denselben Ort einnimmt, wäre die Schätzung nach dem blossen Augenmaass zu ungenau. Man könnte aber eine genauere Feststellung des Ortes etwa auf fol- gende Weise erreichen. Man würde in der Richtung p c in grösserer Ferne eine Scala anbringen, welche an der b und c zugekehrten Prismenfläche so sich spiegelte, dass ihr Bild durch das Fernrohr b gesehen werden könnte, und dass das Bild ge- 171 Spektralana- lyse. Wundt, medicin. Physik. 17

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/279>, abgerufen am 22.12.2024.