Kronglaslinse, und bei einer Diamantlinse wäre sie noch sehr viel kleiner.
Das gewöhnlich gebrauchte Mittel zur Verminderung der Aber- ration besteht darin, dass man vor der Linse einen Schirm (S S Fig. 109) anbringt, der in der Mitte eine Oeffnung besitzt, welche gerade zureicht, um nur die Centralstrahlen durchzulassen. Indem aber durch eine solche sogenannte Blendung die Randstrahlen abgehalten wer- den, muss sich die Intensität des Lichtes in den Sammelpunkten hin- ter der Linse in gleichem Maasse vermindern. Hätten sich alle auf die vordere Linsenfläche auffallenden Strahlen im Punkte c vereinigt, so würde eine Blendung, welche die Hälfte der Linsenoberfläche be- deckt, auch nur noch die halbe Lichtintensität im Punkte c erzeugen. Eine Linse, bei der man wegen der Kleinheit der sphärischen Abwei- chung keine oder nur eine geringe Blendung braucht, hat also den Vortheil der grösseren Lichtstärke der Bilder, die sie entwirft, und zwar verhält sich diese Lichtstärke, vorausgesetzt dass die sphärische Aberration null ist, wie der Flächeninhalt (oder das Quadrat des Durchmessers) der beleuchteten Oberfläche.
Um bei gegebener Brennweite eine möglichst geringe sphärische Abweichung zu erhalten, ist es zweckmässig Linsen anzuwenden, deren beide Oberflächen eine ver- schiedene Krümmung besitzen. Giebt man z. B. bei einer Biconvexlinse der Fläche
[Abbildung]
Fig. 110.
A, auf welche das Licht auffällt, einen grös- sern Krümmungsradius als der Flüche B, durch welche das Licht die Linse wieder verlässt (Fig. 110), so besitzt die Fläche A für sich eine sehr kleine sphärische Abweichung, die durch sie gebrochenen Strahlen fallen dann aber schon auf centralere Theile der stärker gekrümmten Fläche B, so dass auch hier die Abweichung hinreichend klein bleibt. Solche Linsen mit verschiedener Krümmung der Flä- chen finden namentlich bei einfachen und zusammengesetzten Mikroskopen eine An- wendung. 154 Brechung durch Linsensysteme.
Die für die Brechung in einer Linse aufgefundenen Gesetze können leicht auf die Brechung in mehreren hinter einander liegenden Linsen mit gemeinsamer Axe, auf ein centrirtes System, ausge- dehnt werden. Sind die Brennweiten der einzelnen Linsen, welche ein solches System zusammensetzen, nach einander gleich F1, F2, F3 . . . ., so steht die Brennweite F des Systems zu diesen Einzel- brennweiten in folgender Beziehung:
[Formel 1]
. . . Der reciproke Werth der Brennweite des Systems ist gleich der Summe der reciproken Werthe der Brennweiten der einzelnen Linsen.
Von dem Lichte.
Kronglaslinse, und bei einer Diamantlinse wäre sie noch sehr viel kleiner.
Das gewöhnlich gebrauchte Mittel zur Verminderung der Aber- ration besteht darin, dass man vor der Linse einen Schirm (S S Fig. 109) anbringt, der in der Mitte eine Oeffnung besitzt, welche gerade zureicht, um nur die Centralstrahlen durchzulassen. Indem aber durch eine solche sogenannte Blendung die Randstrahlen abgehalten wer- den, muss sich die Intensität des Lichtes in den Sammelpunkten hin- ter der Linse in gleichem Maasse vermindern. Hätten sich alle auf die vordere Linsenfläche auffallenden Strahlen im Punkte c vereinigt, so würde eine Blendung, welche die Hälfte der Linsenoberfläche be- deckt, auch nur noch die halbe Lichtintensität im Punkte c erzeugen. Eine Linse, bei der man wegen der Kleinheit der sphärischen Abwei- chung keine oder nur eine geringe Blendung braucht, hat also den Vortheil der grösseren Lichtstärke der Bilder, die sie entwirft, und zwar verhält sich diese Lichtstärke, vorausgesetzt dass die sphärische Aberration null ist, wie der Flächeninhalt (oder das Quadrat des Durchmessers) der beleuchteten Oberfläche.
Um bei gegebener Brennweite eine möglichst geringe sphärische Abweichung zu erhalten, ist es zweckmässig Linsen anzuwenden, deren beide Oberflächen eine ver- schiedene Krümmung besitzen. Giebt man z. B. bei einer Biconvexlinse der Fläche
[Abbildung]
Fig. 110.
A, auf welche das Licht auffällt, einen grös- sern Krümmungsradius als der Flüche B, durch welche das Licht die Linse wieder verlässt (Fig. 110), so besitzt die Fläche A für sich eine sehr kleine sphärische Abweichung, die durch sie gebrochenen Strahlen fallen dann aber schon auf centralere Theile der stärker gekrümmten Fläche B, so dass auch hier die Abweichung hinreichend klein bleibt. Solche Linsen mit verschiedener Krümmung der Flä- chen finden namentlich bei einfachen und zusammengesetzten Mikroskopen eine An- wendung. 154 Brechung durch Linsensysteme.
Die für die Brechung in einer Linse aufgefundenen Gesetze können leicht auf die Brechung in mehreren hinter einander liegenden Linsen mit gemeinsamer Axe, auf ein centrirtes System, ausge- dehnt werden. Sind die Brennweiten der einzelnen Linsen, welche ein solches System zusammensetzen, nach einander gleich F1, F2, F3 . . . ., so steht die Brennweite F des Systems zu diesen Einzel- brennweiten in folgender Beziehung:
[Formel 1]
. . . Der reciproke Werth der Brennweite des Systems ist gleich der Summe der reciproken Werthe der Brennweiten der einzelnen Linsen.
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Von dem Lichte.
Kronglaslinse, und bei einer Diamantlinse wäre sie noch sehr viel
kleiner.
Das gewöhnlich gebrauchte Mittel zur Verminderung der Aber-
ration besteht darin, dass man vor der Linse einen Schirm (S S Fig.
109) anbringt, der in der Mitte eine Oeffnung besitzt, welche gerade
zureicht, um nur die Centralstrahlen durchzulassen. Indem aber durch
eine solche sogenannte Blendung die Randstrahlen abgehalten wer-
den, muss sich die Intensität des Lichtes in den Sammelpunkten hin-
ter der Linse in gleichem Maasse vermindern. Hätten sich alle auf
die vordere Linsenfläche auffallenden Strahlen im Punkte c vereinigt,
so würde eine Blendung, welche die Hälfte der Linsenoberfläche be-
deckt, auch nur noch die halbe Lichtintensität im Punkte c erzeugen.
Eine Linse, bei der man wegen der Kleinheit der sphärischen Abwei-
chung keine oder nur eine geringe Blendung braucht, hat also den
Vortheil der grösseren Lichtstärke der Bilder, die sie entwirft, und
zwar verhält sich diese Lichtstärke, vorausgesetzt dass die sphärische
Aberration null ist, wie der Flächeninhalt (oder das Quadrat des
Durchmessers) der beleuchteten Oberfläche.
Um bei gegebener Brennweite eine möglichst geringe sphärische Abweichung
zu erhalten, ist es zweckmässig Linsen anzuwenden, deren beide Oberflächen eine ver-
schiedene Krümmung besitzen. Giebt man z. B. bei einer Biconvexlinse der Fläche
[Abbildung Fig. 110.]
A, auf welche das Licht auffällt, einen grös-
sern Krümmungsradius als der Flüche B, durch
welche das Licht die Linse wieder verlässt
(Fig. 110), so besitzt die Fläche A für sich
eine sehr kleine sphärische Abweichung, die
durch sie gebrochenen Strahlen fallen dann
aber schon auf centralere Theile der stärker
gekrümmten Fläche B, so dass auch hier die
Abweichung hinreichend klein bleibt. Solche
Linsen mit verschiedener Krümmung der Flä-
chen finden namentlich bei einfachen und zusammengesetzten Mikroskopen eine An-
wendung.
Die für die Brechung in einer Linse aufgefundenen Gesetze
können leicht auf die Brechung in mehreren hinter einander liegenden
Linsen mit gemeinsamer Axe, auf ein centrirtes System, ausge-
dehnt werden. Sind die Brennweiten der einzelnen Linsen, welche
ein solches System zusammensetzen, nach einander gleich F1, F2,
F3 . . . ., so steht die Brennweite F des Systems zu diesen Einzel-
brennweiten in folgender Beziehung:
[FORMEL] . . .
Der reciproke Werth der Brennweite des Systems ist gleich der
Summe der reciproken Werthe der Brennweiten der einzelnen Linsen.
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/254>, abgerufen am 23.12.2024.
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