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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Lichtbrechung durch Linsen.
2d) [Formel 1] ,
d. h. die biconcave Linse hat dieselbe Brennweite wie die biconvexe von gleichen
Krümmungsradien, aber diese Brennweite ist negativ. Für die planconcave Linse wird
r2 = infinity, somit
2e) [Formel 2] .
Endlich für die convex-concave Linse sind r1 und r2 negativ und r2 > r1, daher:
2f) [Formel 3] .

Die drei ersten Linsenformen haben somit positive, die drei letzten negative
Brennweite, und in Bezug auf die Grösse der Brennweite correspondiren einander a
und d, b und e, c und f. Natürlich gilt dies aber nur, so lange n > 1, d. h. die
Linsensubstanz stärker brechend als das umgebende Medium ist. Würde umgekehrt
n < 1, so wären die Linsen der ersten Art Zerstreuungslinsen und diejenigen der
zweiten Art Sammellinsen.

Die oben aufgestellte Gleichung [Formel 4] ,
welche für den Fall zutrifft, dass der Durchmesser der Linse vernachlässigt werden
kann, lässt sich leicht aus der früher (§. 147) für die Brechung an einer Fläche
aufgestellten Gleichung [Formel 5] ableiten. Erwägt man nämlich,
dass der von a (Fig. 108) ausgehende Strahl a b an der ersten Linsenfläche so ge-

[Abbildung] Fig. 108.
brochen wird, dass er die Richtung b e einschlägt, so kann man die nach b c
hin erfolgende Brechung an der zweiten Fläche als eine solche betrachten, die
ein Strahl erfährt, dessen virtueller Ausgangspunkt in e liegt. Bezeichnen wir die
Entfernung e h dieses Punktes von der Linse mit fo, so müssen wir dieses fo,
weil es einem virtuellen Punkte entspricht (einem leuchtenden Punkt, der hinter der
brechenden Fläche liegt) negativ setzen; ferner müssen wir, weil beim Austritt aus
der Linse das Licht aus dem dichteren in das dünnere Medium kommt, das Brechungs-
verhältniss n in [Formel 6] verwandeln. Man erhält dann für die Brechung an der zweiten
Linsenfläche folgende Gleichung -- [Formel 7] + [Formel 8] = [Formel 9] , worin r2 den Krüm-
mungsradius der zweiten Linsenfläche und f2 die Entfernung des Punktes c, in wel-
chem das Licht sich nach der Brechung an dieser zweiten Fläche sammelt, bezeichnet.
Nun gilt aber für die Brechung an der ersten Fläche die Gleichung [Formel 10] + [Formel 11] =
[Formel 12] , worin f1 die Entfernung des leuchtenden Punktes und r1 den Krümmungs-

Lichtbrechung durch Linsen.
2d) [Formel 1] ,
d. h. die biconcave Linse hat dieselbe Brennweite wie die biconvexe von gleichen
Krümmungsradien, aber diese Brennweite ist negativ. Für die planconcave Linse wird
r2 = ∞, somit
2e) [Formel 2] .
Endlich für die convex-concave Linse sind r1 und r2 negativ und r2 > r1, daher:
2f) [Formel 3] .

Die drei ersten Linsenformen haben somit positive, die drei letzten negative
Brennweite, und in Bezug auf die Grösse der Brennweite correspondiren einander a
und d, b und e, c und f. Natürlich gilt dies aber nur, so lange n > 1, d. h. die
Linsensubstanz stärker brechend als das umgebende Medium ist. Würde umgekehrt
n < 1, so wären die Linsen der ersten Art Zerstreuungslinsen und diejenigen der
zweiten Art Sammellinsen.

Die oben aufgestellte Gleichung [Formel 4] ,
welche für den Fall zutrifft, dass der Durchmesser der Linse vernachlässigt werden
kann, lässt sich leicht aus der früher (§. 147) für die Brechung an einer Fläche
aufgestellten Gleichung [Formel 5] ableiten. Erwägt man nämlich,
dass der von a (Fig. 108) ausgehende Strahl a b an der ersten Linsenfläche so ge-

[Abbildung] Fig. 108.
brochen wird, dass er die Richtung b e einschlägt, so kann man die nach b c
hin erfolgende Brechung an der zweiten Fläche als eine solche betrachten, die
ein Strahl erfährt, dessen virtueller Ausgangspunkt in e liegt. Bezeichnen wir die
Entfernung e h dieses Punktes von der Linse mit fo, so müssen wir dieses fo,
weil es einem virtuellen Punkte entspricht (einem leuchtenden Punkt, der hinter der
brechenden Fläche liegt) negativ setzen; ferner müssen wir, weil beim Austritt aus
der Linse das Licht aus dem dichteren in das dünnere Medium kommt, das Brechungs-
verhältniss n in [Formel 6] verwandeln. Man erhält dann für die Brechung an der zweiten
Linsenfläche folgende Gleichung — [Formel 7] + [Formel 8] = [Formel 9] , worin r2 den Krüm-
mungsradius der zweiten Linsenfläche und f2 die Entfernung des Punktes c, in wel-
chem das Licht sich nach der Brechung an dieser zweiten Fläche sammelt, bezeichnet.
Nun gilt aber für die Brechung an der ersten Fläche die Gleichung [Formel 10] + [Formel 11] =
[Formel 12] , worin f1 die Entfernung des leuchtenden Punktes und r1 den Krümmungs-

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[229/0251] Lichtbrechung durch Linsen. 2d) [FORMEL], d. h. die biconcave Linse hat dieselbe Brennweite wie die biconvexe von gleichen Krümmungsradien, aber diese Brennweite ist negativ. Für die planconcave Linse wird r2 = ∞, somit 2e) [FORMEL]. Endlich für die convex-concave Linse sind r1 und r2 negativ und r2 > r1, daher: 2f) [FORMEL]. Die drei ersten Linsenformen haben somit positive, die drei letzten negative Brennweite, und in Bezug auf die Grösse der Brennweite correspondiren einander a und d, b und e, c und f. Natürlich gilt dies aber nur, so lange n > 1, d. h. die Linsensubstanz stärker brechend als das umgebende Medium ist. Würde umgekehrt n < 1, so wären die Linsen der ersten Art Zerstreuungslinsen und diejenigen der zweiten Art Sammellinsen. Die oben aufgestellte Gleichung [FORMEL], welche für den Fall zutrifft, dass der Durchmesser der Linse vernachlässigt werden kann, lässt sich leicht aus der früher (§. 147) für die Brechung an einer Fläche aufgestellten Gleichung [FORMEL] ableiten. Erwägt man nämlich, dass der von a (Fig. 108) ausgehende Strahl a b an der ersten Linsenfläche so ge- [Abbildung Fig. 108.] brochen wird, dass er die Richtung b e einschlägt, so kann man die nach b c hin erfolgende Brechung an der zweiten Fläche als eine solche betrachten, die ein Strahl erfährt, dessen virtueller Ausgangspunkt in e liegt. Bezeichnen wir die Entfernung e h dieses Punktes von der Linse mit fo, so müssen wir dieses fo, weil es einem virtuellen Punkte entspricht (einem leuchtenden Punkt, der hinter der brechenden Fläche liegt) negativ setzen; ferner müssen wir, weil beim Austritt aus der Linse das Licht aus dem dichteren in das dünnere Medium kommt, das Brechungs- verhältniss n in[FORMEL] verwandeln. Man erhält dann für die Brechung an der zweiten Linsenfläche folgende Gleichung — [FORMEL] + [FORMEL] = [FORMEL], worin r2 den Krüm- mungsradius der zweiten Linsenfläche und f2 die Entfernung des Punktes c, in wel- chem das Licht sich nach der Brechung an dieser zweiten Fläche sammelt, bezeichnet. Nun gilt aber für die Brechung an der ersten Fläche die Gleichung [FORMEL] + [FORMEL] = [FORMEL], worin f1 die Entfernung des leuchtenden Punktes und r1 den Krümmungs-

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/251>, abgerufen am 02.05.2024.