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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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IV. Die psychischen Entwicklungen.
§ 19. Die psychischen Eigenschaften der Thiere.

1. Das Thierreich bietet uns eine Reihe geistiger Ent-
wicklungen dar, die wir als Vorstufen der geistigen Ent-
wicklung des Menschen betrachten können, insofern sich
das geistige Leben der Thiere überall als ein dem des
Menschen in seinen Elementen und in den allgemeinsten Ge-
setzen der Verbindung dieser Elemente gleichartiges verräth.

Schon die niedersten Thiere (Protozoon, Cölenteraten u.a.)
zeigen Lebensäußerungen, die auf Vorstellungs- und Willens-
vorgänge schließen lassen. Sie ergreifen anscheinend spon-
tan ihre Nahrung, entfliehen verfolgenden Feinden u. dergl.
Ebenso finden sich Spuren von Associationen und Repro-
ductionen, namentlich Vorgänge des sinnlichen Erkennens
und Wiedererkennens (S. 278) schon auf sehr niederen Stufen,
und sie vervollkommnen sich bei den höheren Thieren
wesentlich nur durch die größere Mannigfaltigkeit der Vor-
stellungen und die Zunahme der Zeit, über die sich die
Erinnerungsvorgänge erstrecken. Nicht minder sind, wie
wir aus der gleichartigen Anlage und Entwicklung der
Sinnesorgane schließen müssen, die Formen der Sinnes-
vorstellungen im allgemeinen übereinstimmend, nur dass
sich bei den niedersten Wesen die Sinnesfunctionen, ent-
sprechend dem primitiven Zustand in der individuellen Ent-
wicklung höherer Organismen, auf den allgemeinen Tastsinn
beschränken (S. 46).

IV. Die psychischen Entwicklungen.
§ 19. Die psychischen Eigenschaften der Thiere.

1. Das Thierreich bietet uns eine Reihe geistiger Ent-
wicklungen dar, die wir als Vorstufen der geistigen Ent-
wicklung des Menschen betrachten können, insofern sich
das geistige Leben der Thiere überall als ein dem des
Menschen in seinen Elementen und in den allgemeinsten Ge-
setzen der Verbindung dieser Elemente gleichartiges verräth.

Schon die niedersten Thiere (Protozoon, Cölenteraten u.a.)
zeigen Lebensäußerungen, die auf Vorstellungs- und Willens-
vorgänge schließen lassen. Sie ergreifen anscheinend spon-
tan ihre Nahrung, entfliehen verfolgenden Feinden u. dergl.
Ebenso finden sich Spuren von Associationen und Repro-
ductionen, namentlich Vorgänge des sinnlichen Erkennens
und Wiedererkennens (S. 278) schon auf sehr niederen Stufen,
und sie vervollkommnen sich bei den höheren Thieren
wesentlich nur durch die größere Mannigfaltigkeit der Vor-
stellungen und die Zunahme der Zeit, über die sich die
Erinnerungsvorgänge erstrecken. Nicht minder sind, wie
wir aus der gleichartigen Anlage und Entwicklung der
Sinnesorgane schließen müssen, die Formen der Sinnes-
vorstellungen im allgemeinen übereinstimmend, nur dass
sich bei den niedersten Wesen die Sinnesfunctionen, ent-
sprechend dem primitiven Zustand in der individuellen Ent-
wicklung höherer Organismen, auf den allgemeinen Tastsinn
beschränken (S. 46).

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[[324]/0340] IV. Die psychischen Entwicklungen. § 19. Die psychischen Eigenschaften der Thiere. 1. Das Thierreich bietet uns eine Reihe geistiger Ent- wicklungen dar, die wir als Vorstufen der geistigen Ent- wicklung des Menschen betrachten können, insofern sich das geistige Leben der Thiere überall als ein dem des Menschen in seinen Elementen und in den allgemeinsten Ge- setzen der Verbindung dieser Elemente gleichartiges verräth. Schon die niedersten Thiere (Protozoon, Cölenteraten u.a.) zeigen Lebensäußerungen, die auf Vorstellungs- und Willens- vorgänge schließen lassen. Sie ergreifen anscheinend spon- tan ihre Nahrung, entfliehen verfolgenden Feinden u. dergl. Ebenso finden sich Spuren von Associationen und Repro- ductionen, namentlich Vorgänge des sinnlichen Erkennens und Wiedererkennens (S. 278) schon auf sehr niederen Stufen, und sie vervollkommnen sich bei den höheren Thieren wesentlich nur durch die größere Mannigfaltigkeit der Vor- stellungen und die Zunahme der Zeit, über die sich die Erinnerungsvorgänge erstrecken. Nicht minder sind, wie wir aus der gleichartigen Anlage und Entwicklung der Sinnesorgane schließen müssen, die Formen der Sinnes- vorstellungen im allgemeinen übereinstimmend, nur dass sich bei den niedersten Wesen die Sinnesfunctionen, ent- sprechend dem primitiven Zustand in der individuellen Ent- wicklung höherer Organismen, auf den allgemeinen Tastsinn beschränken (S. 46).

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. [324]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/340>, abgerufen am 28.11.2024.