entzieht, während dagegen, sobald der Erinnerungsact ein- getreten ist, die Spuren seiner associativen Entstehung selten der aufmerksamen Nachforschung entgehen, so dass wir unter allen Umständen berechtigt sind, die Association als die allgemeine und einzige Ursache von Erinnerungsvor- gängen zu betrachten.
21. Bei dieser Ableitung ist aber nie zu vergessen, dass jeder reale Erinnerungsvorgang, wie das die psycholo- gische Entwicklung desselben aus seiner einfachsten Vor- stufe, der simultanen Assimilation, zeigt, keineswegs ein einfacher Process ist, sondern sich aus einer Menge elemen- tarer Processe zusammensetzt. Unter diesen stehen auch hier in erster Linie die assimilirenden Wechselwirkungen, in die irgend ein gegebener Eindruck oder unter Umständen auch ein schon vorhandenes Erinnerungsbild mit Elementen früherer psychischer Gebilde tritt. Daran schließen sich dann als zwei weitere für den Erinnerungsvorgang als solchen charakteristische Processe: erstens die Hemmung der Assi- milation durch ungleichartige Elemente, und zweitens die von diesen ungleichartigen Elementen ausgehenden Assi- milationen und Complicationen, die zu dem Auftreten eines von dem ersten Eindruck verschiedenen psychischen Gebil- des führen, das namentlich durch die Mitwirkung der Com- plicationen mehr oder minder bestimmt auf irgend ein vor- angegangenes Erlebniss bezogen wird. Diese Rückbeziehung gibt sich auch hier wieder durch ein eigenthümliches Gefühl, das Erinnerungsgefühl, zu erkennen, das mit dem Be- kanntheitsgefühl verwandt, aber doch von ihm, wahrscheinlich in Folge der großen Zahl dunkel bewusster Complicationen, die das Auftreten des Erinnerungsbildes begleiten, in seiner zeitlichen Entstehungsweise charakteristisch verschieden ist.
Geht man auf die elementaren Processe zurück, in die sich hierbei der Erinnerungs- wie jeder zusammen-
§ 16. Die Associationen.
entzieht, während dagegen, sobald der Erinnerungsact ein- getreten ist, die Spuren seiner associativen Entstehung selten der aufmerksamen Nachforschung entgehen, so dass wir unter allen Umständen berechtigt sind, die Association als die allgemeine und einzige Ursache von Erinnerungsvor- gängen zu betrachten.
21. Bei dieser Ableitung ist aber nie zu vergessen, dass jeder reale Erinnerungsvorgang, wie das die psycholo- gische Entwicklung desselben aus seiner einfachsten Vor- stufe, der simultanen Assimilation, zeigt, keineswegs ein einfacher Process ist, sondern sich aus einer Menge elemen- tarer Processe zusammensetzt. Unter diesen stehen auch hier in erster Linie die assimilirenden Wechselwirkungen, in die irgend ein gegebener Eindruck oder unter Umständen auch ein schon vorhandenes Erinnerungsbild mit Elementen früherer psychischer Gebilde tritt. Daran schließen sich dann als zwei weitere für den Erinnerungsvorgang als solchen charakteristische Processe: erstens die Hemmung der Assi- milation durch ungleichartige Elemente, und zweitens die von diesen ungleichartigen Elementen ausgehenden Assi- milationen und Complicationen, die zu dem Auftreten eines von dem ersten Eindruck verschiedenen psychischen Gebil- des führen, das namentlich durch die Mitwirkung der Com- plicationen mehr oder minder bestimmt auf irgend ein vor- angegangenes Erlebniss bezogen wird. Diese Rückbeziehung gibt sich auch hier wieder durch ein eigenthümliches Gefühl, das Erinnerungsgefühl, zu erkennen, das mit dem Be- kanntheitsgefühl verwandt, aber doch von ihm, wahrscheinlich in Folge der großen Zahl dunkel bewusster Complicationen, die das Auftreten des Erinnerungsbildes begleiten, in seiner zeitlichen Entstehungsweise charakteristisch verschieden ist.
Geht man auf die elementaren Processe zurück, in die sich hierbei der Erinnerungs- wie jeder zusammen-
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§ 16. Die Associationen.
entzieht, während dagegen, sobald der Erinnerungsact ein-
getreten ist, die Spuren seiner associativen Entstehung selten
der aufmerksamen Nachforschung entgehen, so dass wir
unter allen Umständen berechtigt sind, die Association als
die allgemeine und einzige Ursache von Erinnerungsvor-
gängen zu betrachten.
21. Bei dieser Ableitung ist aber nie zu vergessen,
dass jeder reale Erinnerungsvorgang, wie das die psycholo-
gische Entwicklung desselben aus seiner einfachsten Vor-
stufe, der simultanen Assimilation, zeigt, keineswegs ein
einfacher Process ist, sondern sich aus einer Menge elemen-
tarer Processe zusammensetzt. Unter diesen stehen auch
hier in erster Linie die assimilirenden Wechselwirkungen,
in die irgend ein gegebener Eindruck oder unter Umständen
auch ein schon vorhandenes Erinnerungsbild mit Elementen
früherer psychischer Gebilde tritt. Daran schließen sich
dann als zwei weitere für den Erinnerungsvorgang als solchen
charakteristische Processe: erstens die Hemmung der Assi-
milation durch ungleichartige Elemente, und zweitens die
von diesen ungleichartigen Elementen ausgehenden Assi-
milationen und Complicationen, die zu dem Auftreten eines
von dem ersten Eindruck verschiedenen psychischen Gebil-
des führen, das namentlich durch die Mitwirkung der Com-
plicationen mehr oder minder bestimmt auf irgend ein vor-
angegangenes Erlebniss bezogen wird. Diese Rückbeziehung
gibt sich auch hier wieder durch ein eigenthümliches Gefühl,
das Erinnerungsgefühl, zu erkennen, das mit dem Be-
kanntheitsgefühl verwandt, aber doch von ihm, wahrscheinlich
in Folge der großen Zahl dunkel bewusster Complicationen,
die das Auftreten des Erinnerungsbildes begleiten, in seiner
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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/303>, abgerufen am 23.11.2024.
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