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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
Eintritt der zu dem Gefühl gehörigen Vorstellungselemente
in den Umfang der Aufmerksamkeit von Gefühlen der Lö-
sung oder Erfüllung begleitet. Auch bei dem Besinnen auf
eine entschwundene Sache kann die nämliche Gemüthslage
sich einstellen: häufig ist dabei neben dem regelmäßig vor-
handenen Spannungsgefühl der specielle Gefühlston der ver-
gessenen Vorstellung schon lebhaft gegenwärtig, während
sie selbst noch im dunkeln Hintergrund des Bewusstseins
weilt. Aehnlich gehen, wie wir unten (in § 16) sehen wer-
den, bei dem Erkennungs- und dem Wiedererkennungsact
der deutlichen Auffassung der Vorstellungen stets eigen-
thümliche Gefühle voraus. Experimentell lässt sich eine
ähnliche Gemüthslage bei Versuchen mit momentaner Er-
leuchtung des Sehfeldes herstellen, wenn man Eindrücke mit
möglichst starker Gefühlsbetonung im indirecten Sehen ein-
wirken lässt. Alle diese Erfahrungen scheinen darauf hin-
zuweisen, dass jeder Inhalt des Bewusstseins eine Wirkung
auf die Aufmerksamkeit ausübt, daher er sich dieser theils
durch seine eigene Gefühlsfärbung, theils durch die regel-
mäßig mit den Functionen der Aufmerksamkeit verbundenen
Gefühle verräth. Die gesammte Rückwirkung dieser dunkel
bewussten Inhalte auf die Aufmerksamkeit verschmilzt dann
aber, gemäß den allgemeinen Gesetzen der Verbindung der
Gefühlscomponenten (S. 188), mit den an die klar bewussten
Inhalte gebundenen Gefühlen zu einem einzigen Total-
gefühl.

8. Tritt irgend ein psychischer Inhalt in den Blick-
punkt
des Bewusstseins ein, so kommen nun zu den bisher
geschilderten neue und eigenthümliche Gefühlsprocesse hin-
zu, die sich nach den Bedingungen des Eintritts wieder
verschieden gestalten können. Diese Bedingungen können
nämlich nach zwei Verlaufstypen auseinandergehen, die
zum großen Theil mit den oben erwähnten vorbereitenden

III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
Eintritt der zu dem Gefühl gehörigen Vorstellungselemente
in den Umfang der Aufmerksamkeit von Gefühlen der Lö-
sung oder Erfüllung begleitet. Auch bei dem Besinnen auf
eine entschwundene Sache kann die nämliche Gemüthslage
sich einstellen: häufig ist dabei neben dem regelmäßig vor-
handenen Spannungsgefühl der specielle Gefühlston der ver-
gessenen Vorstellung schon lebhaft gegenwärtig, während
sie selbst noch im dunkeln Hintergrund des Bewusstseins
weilt. Aehnlich gehen, wie wir unten (in § 16) sehen wer-
den, bei dem Erkennungs- und dem Wiedererkennungsact
der deutlichen Auffassung der Vorstellungen stets eigen-
thümliche Gefühle voraus. Experimentell lässt sich eine
ähnliche Gemüthslage bei Versuchen mit momentaner Er-
leuchtung des Sehfeldes herstellen, wenn man Eindrücke mit
möglichst starker Gefühlsbetonung im indirecten Sehen ein-
wirken lässt. Alle diese Erfahrungen scheinen darauf hin-
zuweisen, dass jeder Inhalt des Bewusstseins eine Wirkung
auf die Aufmerksamkeit ausübt, daher er sich dieser theils
durch seine eigene Gefühlsfärbung, theils durch die regel-
mäßig mit den Functionen der Aufmerksamkeit verbundenen
Gefühle verräth. Die gesammte Rückwirkung dieser dunkel
bewussten Inhalte auf die Aufmerksamkeit verschmilzt dann
aber, gemäß den allgemeinen Gesetzen der Verbindung der
Gefühlscomponenten (S. 188), mit den an die klar bewussten
Inhalte gebundenen Gefühlen zu einem einzigen Total-
gefühl.

8. Tritt irgend ein psychischer Inhalt in den Blick-
punkt
des Bewusstseins ein, so kommen nun zu den bisher
geschilderten neue und eigenthümliche Gefühlsprocesse hin-
zu, die sich nach den Bedingungen des Eintritts wieder
verschieden gestalten können. Diese Bedingungen können
nämlich nach zwei Verlaufstypen auseinandergehen, die
zum großen Theil mit den oben erwähnten vorbereitenden

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[254/0270] III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde. Eintritt der zu dem Gefühl gehörigen Vorstellungselemente in den Umfang der Aufmerksamkeit von Gefühlen der Lö- sung oder Erfüllung begleitet. Auch bei dem Besinnen auf eine entschwundene Sache kann die nämliche Gemüthslage sich einstellen: häufig ist dabei neben dem regelmäßig vor- handenen Spannungsgefühl der specielle Gefühlston der ver- gessenen Vorstellung schon lebhaft gegenwärtig, während sie selbst noch im dunkeln Hintergrund des Bewusstseins weilt. Aehnlich gehen, wie wir unten (in § 16) sehen wer- den, bei dem Erkennungs- und dem Wiedererkennungsact der deutlichen Auffassung der Vorstellungen stets eigen- thümliche Gefühle voraus. Experimentell lässt sich eine ähnliche Gemüthslage bei Versuchen mit momentaner Er- leuchtung des Sehfeldes herstellen, wenn man Eindrücke mit möglichst starker Gefühlsbetonung im indirecten Sehen ein- wirken lässt. Alle diese Erfahrungen scheinen darauf hin- zuweisen, dass jeder Inhalt des Bewusstseins eine Wirkung auf die Aufmerksamkeit ausübt, daher er sich dieser theils durch seine eigene Gefühlsfärbung, theils durch die regel- mäßig mit den Functionen der Aufmerksamkeit verbundenen Gefühle verräth. Die gesammte Rückwirkung dieser dunkel bewussten Inhalte auf die Aufmerksamkeit verschmilzt dann aber, gemäß den allgemeinen Gesetzen der Verbindung der Gefühlscomponenten (S. 188), mit den an die klar bewussten Inhalte gebundenen Gefühlen zu einem einzigen Total- gefühl. 8. Tritt irgend ein psychischer Inhalt in den Blick- punkt des Bewusstseins ein, so kommen nun zu den bisher geschilderten neue und eigenthümliche Gefühlsprocesse hin- zu, die sich nach den Bedingungen des Eintritts wieder verschieden gestalten können. Diese Bedingungen können nämlich nach zwei Verlaufstypen auseinandergehen, die zum großen Theil mit den oben erwähnten vorbereitenden

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/270>, abgerufen am 22.11.2024.