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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Zwölfte Capitel.
die Joseph hatte; Gott kundten sie es nicht
wehren/ daß ers erfüllete; Ihnen selbst kun-
ten sie keine Propheten seyn wer sie werden
würden; Und nun/ wann es nach ihrem
Neid ergangen wäre/ und Joseph so elend
als sie/ so kein Herr wie sie/ daheim wie sie/
so nider wie sie geblieben wären/ wie nider
würde es wol ihnen allen ergangen seyn/
da so viel Jahr Hunger und Teurung kom-
men ist. Gen. XLII. 2. Wen hätten sie
gehindert als sich selbst? Sie selbst wären
ihre eigene Mörder worden! Sie selbst
hätten Menschen und Viehe müssen ver-
schmachten sehen: Sie selbst hätten nirgend
kein Bleiben gehabt: Nimmermehr wä-
ren sie so wol ankommen: nimmermehr so
rühig gesessen/ so in allem vollen/ so viel Zeit
und Jahr/ unter so einem grossen Schutz
und Schirm. So laß an statt dieses deines
Neides das Exempel in das Herz/ und ge-
denke ja so: Wer weiß/ warum es GOtt
tuht/ daß er jenen so hoch erhaben habe? Wer
weiß/ ob es nicht mir selbsten noch dienet?
Wer weiß ob es nicht in meinem Alter? ob
es nicht nach meinem Tod! ob es nit denen
und jenen Armen/ denen ich nimmermehr

hätt

Das Zwoͤlfte Capitel.
die Joſeph hatte; Gott kundten ſie es nicht
wehren/ daß ers erfuͤllete; Ihnen ſelbſt kun-
ten ſie keine Propheten ſeyn wer ſie werden
wuͤrden; Und nun/ wann es nach ihrem
Neid ergangen waͤre/ und Joſeph ſo elend
als ſie/ ſo kein Herꝛ wie ſie/ daheim wie ſie/
ſo nider wie ſie geblieben waͤren/ wie nider
wuͤrde es wol ihnen allen ergangen ſeyn/
da ſo viel Jahr Hunger und Teurung kom-
men iſt. Gen. XLII. 2. Wen haͤtten ſie
gehindert als ſich ſelbſt? Sie ſelbſt waͤren
ihre eigene Moͤrder worden! Sie ſelbſt
haͤtten Menſchen und Viehe muͤſſen ver-
ſchmachten ſehen: Sie ſelbſt haͤtten nirgend
kein Bleiben gehabt: Nimmermehr waͤ-
ren ſie ſo wol ankommen: nimmermehr ſo
ruͤhig geſeſſen/ ſo in allem vollen/ ſo viel Zeit
und Jahr/ unter ſo einem groſſen Schutz
und Schirm. So laß an ſtatt dieſes deines
Neides das Exempel in das Herz/ und ge-
denke ja ſo: Wer weiß/ warum es GOtt
tuht/ daß er jenen ſo hoch erhabẽ habe? Wer
weiß/ ob es nicht mir ſelbſten noch dienet?
Wer weiß ob es nicht in meinem Alter? ob
es nicht nach meinem Tod! ob es nit denen
und jenen Armen/ denen ich nimmermehr

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[370/0450] Das Zwoͤlfte Capitel. die Joſeph hatte; Gott kundten ſie es nicht wehren/ daß ers erfuͤllete; Ihnen ſelbſt kun- ten ſie keine Propheten ſeyn wer ſie werden wuͤrden; Und nun/ wann es nach ihrem Neid ergangen waͤre/ und Joſeph ſo elend als ſie/ ſo kein Herꝛ wie ſie/ daheim wie ſie/ ſo nider wie ſie geblieben waͤren/ wie nider wuͤrde es wol ihnen allen ergangen ſeyn/ da ſo viel Jahr Hunger und Teurung kom- men iſt. Gen. XLII. 2. Wen haͤtten ſie gehindert als ſich ſelbſt? Sie ſelbſt waͤren ihre eigene Moͤrder worden! Sie ſelbſt haͤtten Menſchen und Viehe muͤſſen ver- ſchmachten ſehen: Sie ſelbſt haͤtten nirgend kein Bleiben gehabt: Nimmermehr waͤ- ren ſie ſo wol ankommen: nimmermehr ſo ruͤhig geſeſſen/ ſo in allem vollen/ ſo viel Zeit und Jahr/ unter ſo einem groſſen Schutz und Schirm. So laß an ſtatt dieſes deines Neides das Exempel in das Herz/ und ge- denke ja ſo: Wer weiß/ warum es GOtt tuht/ daß er jenen ſo hoch erhabẽ habe? Wer weiß/ ob es nicht mir ſelbſten noch dienet? Wer weiß ob es nicht in meinem Alter? ob es nicht nach meinem Tod! ob es nit denen und jenen Armen/ denen ich nimmermehr haͤtt

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/450>, abgerufen am 24.11.2024.