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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Zehende Capitel.
Höchsten unter uns Menschenkinder/
schreibt er (*) die schöne Wort: Was
fragst du mich/ warum einer grösser
und höher/ einer kleiner und niderer;
einer Elend/ einer nicht elend; einer
stark/ einer schwach sey? Zwar um
was Ursachen willen solches unser
Herr Gott tuhe/ kan ich nicht wissen;
aber Ursach über Ursach ist mir/ weil
ich weiß/ daß das von Gott herruhret.
Dann/ wie Gott mehr ist/ als aller
Menschen Vernunft: also soll mir
nur mehr als Ursach seyn/ weil ich
weiß/ daß Gott solches tuhe.
Und et-
was vor erstgesezten Worten spricht er also:
Warum es den Frommen härter ge-
het als den Bösen; jene ligen/ diese
gesund seyn/ kan ich zwar vernünf-
tiglich und mit Verstand sagen: Die
Heimligkeit weiß ich nicht/ und was
Gottes Rahtschluß ist/ kan ich nicht

sagen.
(*) Salvianus L. III. de gub. Dei.
e. d. p.
67.
O iij

Das Zehende Capitel.
Hoͤchſten unter uns Menſchenkinder/
ſchreibt er (*) die ſchoͤne Wort: Was
fragſt du mich/ warum einer groͤſſer
und hoͤher/ einer kleiner und niderer;
einer Elend/ einer nicht elend; einer
ſtark/ einer ſchwach ſey? Zwar um
was Uꝛſachen willen ſolches unſer
Herꝛ Gott tuhe/ kan ich nicht wiſſen;
aber Urſach uͤber Urſach iſt mir/ weil
ich weiß/ daß das von Gott herꝛůhret.
Dann/ wie Gott mehr iſt/ als aller
Menſchen Vernunft: alſo ſoll mir
nur mehr als Urſach ſeyn/ weil ich
weiß/ daß Gott ſolches tuhe.
Und et-
was vor erſtgeſezten Worten ſpricht er alſo:
Warum es den Frommen haͤrter ge-
het als den Boͤſen; jene ligen/ dieſe
geſund ſeyn/ kan ich zwar vernuͤnf-
tiglich und mit Verſtand ſagen: Die
Heimligkeit weiß ich nicht/ und was
Gottes Rahtſchluß iſt/ kan ich nicht

ſagen.
(*) Salvianus L. III. de gub. Dei.
e. d. p.
67.
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[317/0393] Das Zehende Capitel. Hoͤchſten unter uns Menſchenkinder/ ſchreibt er (*) die ſchoͤne Wort: Was fragſt du mich/ warum einer groͤſſer und hoͤher/ einer kleiner und niderer; einer Elend/ einer nicht elend; einer ſtark/ einer ſchwach ſey? Zwar um was Uꝛſachen willen ſolches unſer Herꝛ Gott tuhe/ kan ich nicht wiſſen; aber Urſach uͤber Urſach iſt mir/ weil ich weiß/ daß das von Gott herꝛůhret. Dann/ wie Gott mehr iſt/ als aller Menſchen Vernunft: alſo ſoll mir nur mehr als Urſach ſeyn/ weil ich weiß/ daß Gott ſolches tuhe. Und et- was vor erſtgeſezten Worten ſpricht er alſo: Warum es den Frommen haͤrter ge- het als den Boͤſen; jene ligen/ dieſe geſund ſeyn/ kan ich zwar vernuͤnf- tiglich und mit Verſtand ſagen: Die Heimligkeit weiß ich nicht/ und was Gottes Rahtſchluß iſt/ kan ich nicht ſagen. (*) Salvianus L. III. de gub. Dei. e. d. p. 67. O iij

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/393>, abgerufen am 22.12.2024.