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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Neunte Capitel.
mehr/ als ein Unglück das ander.
Dann wann durch dieses ein Mensch
äusserlich gedruckt wird/ wird er nur
desto freyer und lediger zu begehren
die jnnerliche Güter. Durch jenes
aber geschiht/ daß/ weil sein Gemüht
vielerley dienen muß/ nur von dem
heilsamen Verlangen mehr abgehal-
ten werde. Daher geschiht es/ daß die
Heiligen GOttes mehr dieser Welt
Gluck/ als Unglück fürchten. Dann
sie wissen/ wann das Gemüht mit
vielen süssen Dingen geschäftig ist/
fällts bißweilen bald auf was äusser-
liches hin. Sie wissen/ daß oft ein
solcher heimlicher Gedank betreugt/
daß er nicht verstehen lasse/ was für
einen Tausch man fürhabe.

Es möcht einer fürs fünfte einwenden;
Das könne er sich doch nicht einbilden/ daß
Gott seine Gaben selbst verachten soll; oder
nur aufs wenigst Anlaß machen/ daß mans
verachte. Solches beydes aber geschehe/

wann
M vj

Das Neunte Capitel.
mehr/ als ein Unglück das ander.
Dann wañ durch dieſes ein Menſch
aͤuſſerlich gedruckt wird/ wird er nur
deſto freyer und lediger zu begehren
die jnnerliche Güter. Durch jenes
aber geſchiht/ daß/ weil ſein Gemuͤht
vielerley dienen muß/ nur von dem
heilſamen Verlangen mehr abgehal-
ten werde. Daher geſchiht es/ daß die
Heiligen GOttes mehr dieſer Welt
Glůck/ als Unglück fürchten. Dann
ſie wiſſen/ wann das Gemuͤht mit
vielen ſuͤſſen Dingen geſchaͤftig iſt/
faͤllts bißweilen bald auf was aͤuſſer-
liches hin. Sie wiſſen/ daß oft ein
ſolcher heimlicher Gedank betreugt/
daß er nicht verſtehen laſſe/ was für
einen Tauſch man fuͤrhabe.

Es moͤcht einer fürs fünfte einwenden;
Das koͤnne er ſich doch nicht einbilden/ daß
Gott ſeine Gaben ſelbſt verachten ſoll; oder
nur aufs wenigſt Anlaß machen/ daß mans
verachte. Solches beydes aber geſchehe/

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[275/0349] Das Neunte Capitel. mehr/ als ein Unglück das ander. Dann wañ durch dieſes ein Menſch aͤuſſerlich gedruckt wird/ wird er nur deſto freyer und lediger zu begehren die jnnerliche Güter. Durch jenes aber geſchiht/ daß/ weil ſein Gemuͤht vielerley dienen muß/ nur von dem heilſamen Verlangen mehr abgehal- ten werde. Daher geſchiht es/ daß die Heiligen GOttes mehr dieſer Welt Glůck/ als Unglück fürchten. Dann ſie wiſſen/ wann das Gemuͤht mit vielen ſuͤſſen Dingen geſchaͤftig iſt/ faͤllts bißweilen bald auf was aͤuſſer- liches hin. Sie wiſſen/ daß oft ein ſolcher heimlicher Gedank betreugt/ daß er nicht verſtehen laſſe/ was für einen Tauſch man fuͤrhabe. Es moͤcht einer fürs fünfte einwenden; Das koͤnne er ſich doch nicht einbilden/ daß Gott ſeine Gaben ſelbſt verachten ſoll; oder nur aufs wenigſt Anlaß machen/ daß mans verachte. Solches beydes aber geſchehe/ wann M vj

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/349>, abgerufen am 02.05.2024.