Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Neunte Capitel.
res oft zeitlichen/ und endlich ewigen Ver-
derbens.

Antwort. Es ist zwar so/ daß hierinnen
zwischen dem Sonnenschein und Regen/
und zwischen dem überfluß der zeitlichen
Güter/ was deß Menschen bloße Erhaltung
betrifft/ ein Unterscheid sey: weil ohne jenes
ordentlicher weiß der Mensch nicht leben
möge/ wie er/ ohne dieses/ den überfluß in
zeitlichen Gütern/ leben könte. Davon aber
allein redet man nicht: sondern die von uns
bässer obengesezte consequenz und Folge
muß man bedenken/ worinnen gleich wol der
Zweck und die Gleichheit bestehet/ daß/
gleich wie es nicht folget: Wann Gott gese-
hen daß der oder der Mensch/ seiner Son-
nen und Regen/ also schändlich mißbrau-
chen werde/ um deß willen/ daß er seine
Sonne scheinen lasse/ und seinen Regen
fallen/ anlaß gebe zu seinem Untergang/
oder zu seinen Sünden helfen wolle: Also
folge auch das nicht: Wann Gott gesehen/
daß der oder der seiner hohen Gaben miß-
brauchen werde/ er darum/ weil er ihm solche
mitteihle/ zu solchem Mißbrauch helfen oder
anlaß geben wolle. Dann daß ers beydes

miß-

Das Neunte Capitel.
res oft zeitlichen/ und endlich ewigen Ver-
derbens.

Antwort. Es iſt zwar ſo/ daß hierinnen
zwiſchen dem Sonnenſchein und Regen/
und zwiſchen dem uͤberfluß der zeitlichen
Guͤter/ was deß Menſchen bloße Erhaltung
betrifft/ ein Unterſcheid ſey: weil ohne jenes
ordentlicher weiß der Menſch nicht leben
moͤge/ wie er/ ohne dieſes/ den uͤberfluß in
zeitlichen Guͤtern/ leben koͤnte. Davon aber
allein redet man nicht: ſondern die von uns
baͤſſer obengeſezte conſequenz und Folge
muß man bedenken/ worinnen gleich wol der
Zweck und die Gleichheit beſtehet/ daß/
gleich wie es nicht folget: Wann Gott geſe-
hen daß der oder der Menſch/ ſeiner Son-
nen und Regen/ alſo ſchaͤndlich mißbrau-
chen werde/ um deß willen/ daß er ſeine
Sonne ſcheinen laſſe/ und ſeinen Regen
fallen/ anlaß gebe zu ſeinem Untergang/
oder zu ſeinen Suͤnden helfen wolle: Alſo
folge auch das nicht: Wann Gott geſehen/
daß der oder der ſeiner hohen Gaben miß-
brauchen werde/ er darum/ weil er ihm ſolche
mitteihle/ zu ſolchem Mißbrauch helfen oder
anlaß geben wolle. Dann daß ers beydes

miß-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0336" n="262"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Neunte Capitel.</hi></fw><lb/>
res oft zeitlichen/ und endlich ewigen Ver-<lb/>
derbens.</p><lb/>
        <p>Antwort. Es i&#x017F;t zwar &#x017F;o/ daß hierinnen<lb/>
zwi&#x017F;chen dem Sonnen&#x017F;chein und Regen/<lb/>
und zwi&#x017F;chen dem u&#x0364;berfluß der zeitlichen<lb/>
Gu&#x0364;ter/ was deß Men&#x017F;chen bloße Erhaltung<lb/>
betrifft/ ein Unter&#x017F;cheid &#x017F;ey: weil ohne jenes<lb/>
ordentlicher weiß der Men&#x017F;ch nicht leben<lb/>
mo&#x0364;ge/ wie er/ ohne die&#x017F;es/ den u&#x0364;berfluß in<lb/>
zeitlichen Gu&#x0364;tern/ leben ko&#x0364;nte. Davon aber<lb/>
allein redet man nicht: &#x017F;ondern die von uns<lb/>
ba&#x0364;&#x017F;&#x017F;er obenge&#x017F;ezte <hi rendition="#aq">con&#x017F;equenz</hi> und Folge<lb/>
muß man bedenken/ worinnen gleich wol der<lb/>
Zweck und die Gleichheit be&#x017F;tehet/ daß/<lb/>
gleich wie es nicht folget: Wann Gott ge&#x017F;e-<lb/>
hen daß der oder der Men&#x017F;ch/ &#x017F;einer Son-<lb/>
nen und Regen/ al&#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;ndlich mißbrau-<lb/>
chen werde/ um deß willen/ daß er &#x017F;eine<lb/>
Sonne &#x017F;cheinen la&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;einen Regen<lb/>
fallen/ anlaß gebe zu &#x017F;einem Untergang/<lb/>
oder zu &#x017F;einen Su&#x0364;nden helfen wolle: Al&#x017F;o<lb/>
folge auch das nicht: Wann Gott ge&#x017F;ehen/<lb/>
daß der oder der &#x017F;einer hohen Gaben miß-<lb/>
brauchen werde/ er darum/ weil er ihm &#x017F;olche<lb/>
mitteihle/ zu &#x017F;olchem Mißbrauch helfen oder<lb/>
anlaß geben wolle. Dann daß ers beydes<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">miß-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0336] Das Neunte Capitel. res oft zeitlichen/ und endlich ewigen Ver- derbens. Antwort. Es iſt zwar ſo/ daß hierinnen zwiſchen dem Sonnenſchein und Regen/ und zwiſchen dem uͤberfluß der zeitlichen Guͤter/ was deß Menſchen bloße Erhaltung betrifft/ ein Unterſcheid ſey: weil ohne jenes ordentlicher weiß der Menſch nicht leben moͤge/ wie er/ ohne dieſes/ den uͤberfluß in zeitlichen Guͤtern/ leben koͤnte. Davon aber allein redet man nicht: ſondern die von uns baͤſſer obengeſezte conſequenz und Folge muß man bedenken/ worinnen gleich wol der Zweck und die Gleichheit beſtehet/ daß/ gleich wie es nicht folget: Wann Gott geſe- hen daß der oder der Menſch/ ſeiner Son- nen und Regen/ alſo ſchaͤndlich mißbrau- chen werde/ um deß willen/ daß er ſeine Sonne ſcheinen laſſe/ und ſeinen Regen fallen/ anlaß gebe zu ſeinem Untergang/ oder zu ſeinen Suͤnden helfen wolle: Alſo folge auch das nicht: Wann Gott geſehen/ daß der oder der ſeiner hohen Gaben miß- brauchen werde/ er darum/ weil er ihm ſolche mitteihle/ zu ſolchem Mißbrauch helfen oder anlaß geben wolle. Dann daß ers beydes miß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/336
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/336>, abgerufen am 22.12.2024.