Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Neunte Capitel.
die Unwissenheit furgezogen/ die Narrheit
erhoben/ der Stolz gefördert werden. Das
tuhe ja GOtt nicht/ der seine Gaben nicht
selbst despectire/ oder dem Menschen Anlaß
gebe zu despectirn; oder aber/ es musse Gott
ein ungerechter Gott seyn/ und nicht nach
Billigkeit handeln! dann es sey billich/ daß
ein weiser einem Tohren vorgehe: ein Ge-
lehrter einem Ungelehrten; ein Einheimi-
scher oder Landskind einem Fremden; Ja
wo bleibt solcher Gestalt das/ daß die Gott-
seeligkeit die Verheissung habe dieses
und deß zukünftigen Lebens.
I. Tim.
V. .
8.

Viel- und Weitläuffigerer Erörterung
ist das alles wehrt/ um/ mehrere Vergnug-
ligkeit deß Herzens zu wegen zu bringen.
Wollens demnach in einer bässern Ord-
nung/ und Stück von Stück erwägen!

Das erste ist ein mächtiges Wort unsers
Widerspenstigen Fleisches/ daß man den-
ket/ weil der oder der/ das Glück/ Ehre/
Reichtum/ Gunst/ Ansehen/ Heurat/ Amt
und Dienst nicht erlangt/ der doch GOtt so
innbrünstig darum bittet/ so müsse man al-

lerdings

Das Neunte Capitel.
die Unwiſſenheit fůrgezogen/ die Narꝛheit
erhoben/ der Stolz gefoͤrdert werden. Das
tuhe ja GOtt nicht/ der ſeine Gaben nicht
ſelbſt deſpectire/ oder dem Menſchen Anlaß
gebe zu deſpectirn; oder aber/ es můſſe Gott
ein ungerechter Gott ſeyn/ und nicht nach
Billigkeit handeln! dann es ſey billich/ daß
ein weiſer einem Tohren vorgehe: ein Ge-
lehrter einem Ungelehrten; ein Einheimi-
ſcher oder Landskind einem Fremden; Ja
wo bleibt ſolcher Geſtalt das/ daß die Gott-
ſeeligkeit die Verheiſſung habe dieſes
und deß zukuͤnftigen Lebens.
I. Tim.
V. ꝟ.
8.

Viel- und Weitlaͤuffigerer Eroͤrterung
iſt das alles wehrt/ um/ mehrere Vergnůg-
ligkeit deß Herzens zu wegen zu bringen.
Wollens demnach in einer baͤſſern Ord-
nung/ und Stuͤck von Stuͤck erwaͤgen!

Das erſte iſt ein maͤchtiges Wort unſers
Widerſpenſtigen Fleiſches/ daß man den-
ket/ weil der oder der/ das Gluͤck/ Ehre/
Reichtum/ Gunſt/ Anſehen/ Heurat/ Amt
und Dienſt nicht erlangt/ der doch GOtt ſo
innbrünſtig darum bittet/ ſo muͤſſe man al-

lerdings
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0309" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Neunte Capitel.</hi></fw><lb/>
die Unwi&#x017F;&#x017F;enheit f&#x016F;rgezogen/ die Nar&#xA75B;heit<lb/>
erhoben/ der Stolz gefo&#x0364;rdert werden. Das<lb/>
tuhe ja GOtt nicht/ der &#x017F;eine Gaben nicht<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">de&#x017F;pect</hi>ire/ oder dem Men&#x017F;chen Anlaß<lb/>
gebe zu <hi rendition="#aq">de&#x017F;pect</hi>irn; oder aber/ es m&#x016F;&#x017F;&#x017F;e Gott<lb/>
ein ungerechter Gott &#x017F;eyn/ und nicht nach<lb/>
Billigkeit handeln! dann es &#x017F;ey billich/ daß<lb/>
ein wei&#x017F;er einem Tohren vorgehe: ein Ge-<lb/>
lehrter einem Ungelehrten; ein Einheimi-<lb/>
&#x017F;cher oder Landskind einem Fremden; Ja<lb/>
wo bleibt &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt das/ daß die <hi rendition="#fr">Gott-<lb/>
&#x017F;eeligkeit die Verhei&#x017F;&#x017F;ung habe die&#x017F;es<lb/>
und deß zuku&#x0364;nftigen Lebens.</hi> <hi rendition="#aq">I. Tim.<lb/>
V. &#xA75F;.</hi> 8.</p><lb/>
        <p>Viel- und Weitla&#x0364;uffigerer Ero&#x0364;rterung<lb/>
i&#x017F;t das alles wehrt/ um/ mehrere Vergn&#x016F;g-<lb/>
ligkeit deß Herzens zu wegen zu bringen.<lb/>
Wollens demnach in einer ba&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ord-<lb/>
nung/ und Stu&#x0364;ck von Stu&#x0364;ck erwa&#x0364;gen!</p><lb/>
        <p>Das <hi rendition="#fr">er&#x017F;te</hi> i&#x017F;t ein ma&#x0364;chtiges Wort un&#x017F;ers<lb/>
Wider&#x017F;pen&#x017F;tigen Flei&#x017F;ches/ daß man den-<lb/>
ket/ weil der oder der/ das Glu&#x0364;ck/ Ehre/<lb/>
Reichtum/ Gun&#x017F;t/ An&#x017F;ehen/ Heurat/ Amt<lb/>
und Dien&#x017F;t nicht erlangt/ der doch GOtt &#x017F;o<lb/>
innbrün&#x017F;tig darum bittet/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e man al-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lerdings</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0309] Das Neunte Capitel. die Unwiſſenheit fůrgezogen/ die Narꝛheit erhoben/ der Stolz gefoͤrdert werden. Das tuhe ja GOtt nicht/ der ſeine Gaben nicht ſelbſt deſpectire/ oder dem Menſchen Anlaß gebe zu deſpectirn; oder aber/ es můſſe Gott ein ungerechter Gott ſeyn/ und nicht nach Billigkeit handeln! dann es ſey billich/ daß ein weiſer einem Tohren vorgehe: ein Ge- lehrter einem Ungelehrten; ein Einheimi- ſcher oder Landskind einem Fremden; Ja wo bleibt ſolcher Geſtalt das/ daß die Gott- ſeeligkeit die Verheiſſung habe dieſes und deß zukuͤnftigen Lebens. I. Tim. V. ꝟ. 8. Viel- und Weitlaͤuffigerer Eroͤrterung iſt das alles wehrt/ um/ mehrere Vergnůg- ligkeit deß Herzens zu wegen zu bringen. Wollens demnach in einer baͤſſern Ord- nung/ und Stuͤck von Stuͤck erwaͤgen! Das erſte iſt ein maͤchtiges Wort unſers Widerſpenſtigen Fleiſches/ daß man den- ket/ weil der oder der/ das Gluͤck/ Ehre/ Reichtum/ Gunſt/ Anſehen/ Heurat/ Amt und Dienſt nicht erlangt/ der doch GOtt ſo innbrünſtig darum bittet/ ſo muͤſſe man al- lerdings

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/309
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/309>, abgerufen am 22.12.2024.