Urocrisis, Urocritica, die Zeichen, welche aus dem Urin angemer- cket werden.
Urocriterium, das Judicium oder Urtheil vom Urin.
Uromantes, heist derjenige, welcher aus dem Urin wahrsagen will.
Uropygium, heist bey dem Feder-Vieh der Steiß, das Ende des Rückens, wo sich der Schwantz anfänget.
Uroscopia, die Harn-Beschauung oder das Wasser-Besehen. Bey Beschauung des Wassers hat man im Urin zwey Stück zu beobach- ten; Das (1) ist die Consistentia liquoris, und das (2) desselben Contenta. Was das erste betrifft, ist zu sehen, ob die Consistenz des Harns dick, dünn oder mittelmäßig, klar oder trüb sey; item, ob die Farbe weiß, blaß, gelb, roth etc. sey. Was das andere anlanget, dabey hat man auf 3. Stück zu sehen, (1) auf den Grund, das Sedimentum, ist entweder eine eyte- richte Materia oder grumplicht Blut, Stücklein vom Stein, scorbutischer Grieß etc. (2) in der Mitten fällt selten was merckwürdiges vor, (3) oben drauf ist entweder Schaum, ein Krantz, oder ein saltzigt Häutlein. Das Wasser-Begucken ist nicht viel zu aestimiren, denn es sind sehr viel Kranck- heiten, in welchen man gantz und gar kein Signum aus dem Urin haben kan, ja in den allerschärffsten bösen und hitzigen Haupt-Fiebern wird er offte als der Gesundesten ihr Urin observiret. Wer ein Belieben hierzu hat, der lese Brians Englischen Wahrsager aus dem Urin in 8vo, in Lübeck gedruckt.
Ursus, ein Bär, ist ein bekannt, wild Wald-Thier; davon ist das Fett wider schwere Geburt und Gicht-Schmertzen berühmt: die aufge- trocknete Galle aber wider die Epilepsie.
Urtica iners oder mortua, siehe Galeopsis.
Urtica urens, Brenn-Nessel, ist dreyerley, und zwar erstlich
maxima, gemeine oder grosse Brenn-Nessel; (2) minor, kleine Brenn-Nessel, und (3)
Urtica Romana,Welsche Nessel, groß und kleine: sie wachsen hin und wieder wild; die Römische aber wird in Gärten unterhalten. Alle eröffnen, erweichen, treiben Urin und Menses, brechen den Stein, wi- derstehen dem Schierling und Bilsen-Kraut.
Urticatio, heist eine Art, die Lähmung zu curiren, da man das von paralysi angegriffene Glied mit Nesseln peitschet.
Urucu,
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UR
Urocriſis, Urocritica, die Zeichen, welche aus dem Urin angemer- cket werden.
Urocriterium, das Judicium oder Urtheil vom Urin.
Uromantes, heiſt derjenige, welcher aus dem Urin wahrſagen will.
Uropygium, heiſt bey dem Feder-Vieh der Steiß, das Ende des Ruͤckens, wo ſich der Schwantz anfaͤnget.
Uroſcopia, die Harn-Beſchauung oder das Waſſer-Beſehen. Bey Beſchauung des Waſſers hat man im Urin zwey Stuͤck zu beobach- ten; Das (1) iſt die Conſiſtentia liquoris, und das (2) deſſelben Contenta. Was das erſte betrifft, iſt zu ſehen, ob die Conſiſtenz des Harns dick, duͤnn oder mittelmaͤßig, klar oder truͤb ſey; item, ob die Farbe weiß, blaß, gelb, roth ꝛc. ſey. Was das andere anlanget, dabey hat man auf 3. Stuͤck zu ſehen, (1) auf den Grund, das Sedimentum, iſt entweder eine eyte- richte Materia oder grumplicht Blut, Stuͤcklein vom Stein, ſcorbutiſcher Grieß ꝛc. (2) in der Mitten faͤllt ſelten was merckwuͤrdiges vor, (3) oben drauf iſt entweder Schaum, ein Krantz, oder ein ſaltzigt Haͤutlein. Das Waſſer-Begucken iſt nicht viel zu æſtimiren, denn es ſind ſehr viel Kranck- heiten, in welchen man gantz und gar kein Signum aus dem Urin haben kan, ja in den allerſchaͤrffſten boͤſen und hitzigen Haupt-Fiebern wird er offte als der Geſundeſten ihr Urin obſerviret. Wer ein Belieben hierzu hat, der leſe Brians Engliſchen Wahrſager aus dem Urin in 8vo, in Luͤbeck gedruckt.
Urſus, ein Baͤr, iſt ein bekannt, wild Wald-Thier; davon iſt das Fett wider ſchwere Geburt und Gicht-Schmertzen beruͤhmt: die aufge- trocknete Galle aber wider die Epilepſie.
Urtica iners oder mortua, ſiehe Galeopſis.
Urtica urens, Brenn-Neſſel, iſt dreyerley, und zwar erſtlich
maxima, gemeine oder groſſe Brenn-Neſſel; (2) minor, kleine Brenn-Neſſel, und (3)
Urtica Romana,Welſche Neſſel, groß und kleine: ſie wachſen hin und wieder wild; die Roͤmiſche aber wird in Gaͤrten unterhalten. Alle eroͤffnen, erweichen, treiben Urin und Menſes, brechen den Stein, wi- derſtehen dem Schierling und Bilſen-Kraut.
Urticatio, heiſt eine Art, die Laͤhmung zu curiren, da man das von paralyſi angegriffene Glied mit Neſſeln peitſchet.
Urucu,
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Urocriſis, Urocritica, die Zeichen, welche aus dem Urin angemer-
cket werden.
Urocriterium, das Judicium oder Urtheil vom Urin.
Uromantes, heiſt derjenige, welcher aus dem Urin wahrſagen will.
Uropygium, heiſt bey dem Feder-Vieh der Steiß, das Ende des
Ruͤckens, wo ſich der Schwantz anfaͤnget.
Uroſcopia, die Harn-Beſchauung oder das Waſſer-Beſehen.
Bey Beſchauung des Waſſers hat man im Urin zwey Stuͤck zu beobach-
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Was das erſte betrifft, iſt zu ſehen, ob die Conſiſtenz des Harns dick,
duͤnn oder mittelmaͤßig, klar oder truͤb ſey; item, ob die Farbe weiß, blaß,
gelb, roth ꝛc. ſey. Was das andere anlanget, dabey hat man auf 3. Stuͤck
zu ſehen, (1) auf den Grund, das Sedimentum, iſt entweder eine eyte-
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Grieß ꝛc. (2) in der Mitten faͤllt ſelten was merckwuͤrdiges vor, (3) oben
drauf iſt entweder Schaum, ein Krantz, oder ein ſaltzigt Haͤutlein. Das
Waſſer-Begucken iſt nicht viel zu æſtimiren, denn es ſind ſehr viel Kranck-
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kan, ja in den allerſchaͤrffſten boͤſen und hitzigen Haupt-Fiebern wird er
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hat, der leſe Brians Engliſchen Wahrſager aus dem Urin in 8vo,
in Luͤbeck gedruckt.
Urſus, ein Baͤr, iſt ein bekannt, wild Wald-Thier; davon iſt das
Fett wider ſchwere Geburt und Gicht-Schmertzen beruͤhmt: die aufge-
trocknete Galle aber wider die Epilepſie.
Urtica iners oder mortua, ſiehe Galeopſis.
Urtica urens, Brenn-Neſſel, iſt dreyerley, und zwar erſtlich
maxima, gemeine oder groſſe Brenn-Neſſel; (2) minor,
kleine Brenn-Neſſel, und (3)
Urtica Romana, Welſche Neſſel, groß und kleine: ſie wachſen
hin und wieder wild; die Roͤmiſche aber wird in Gaͤrten unterhalten.
Alle eroͤffnen, erweichen, treiben Urin und Menſes, brechen den Stein, wi-
derſtehen dem Schierling und Bilſen-Kraut.
Urticatio, heiſt eine Art, die Laͤhmung zu curiren, da man das von
paralyſi angegriffene Glied mit Neſſeln peitſchet.
Urucu,
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 981. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/993>, abgerufen am 22.11.2024.
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