Sal alkali, das rechtveritable Sal alkali wird aus einem fremden Meer-Kraut, Kali geniculatum, auch Anthylla genannt, bereitet, ist ein weiß-graues Saltz, in Steinen von unterschiedlicher Grösse, und wird in Spanien (wo das Kraut längst dem Meer wächset) durch die Calcina- tion gemachet. Wird in grosser Menge auf die Glas-Hütten verkauffet, weil ohne dieses kein recht helles und sauberes Crystallinisches Glas zu ma- chen ist; wird auf den Glas-Hütten insgemein Soda, Salicomia, Salsol und Alumen catinum, das ist, Sauer-Saltz, Schmaltz-Saltz, Aschen- Saltz, genennet; siehe auch Fel vitri.
Sal ammoniacum,Salmiac, wird in factitium,bereitetes, und nativum,natürliches getheilet. Von diesem wird gesaget, daß es in Libyen oder Arabien von dem Urin der Cameele in dem heissen Sand durch die Sonnen-Strahlen gekochet und gezeuget werde, wenn nemlich die Pilgrim und Kaufleute mit ihren Caravanen ruheten; solches aber ist noch nicht gnungsam probiret worden, und scheinet vielmehr, daß dassel- bige Saltz mehrere Gemeinschafft mit dem Sale gemmae, als mit unserm Salmiac gehabt habe. Doch ist nicht gäntzlich zu läugnen, daß sich auch an andern Orten heut zu Tage noch ein natürlich Salmiac finde, indem nicht allein der Berg AEtna in Sicilien dergleichen Saltz, so bald weiß, bald gelb, aus wirffet, sondern auch dergleichen bey Pozzuolo, nicht weit von dem Vesuvio in Jtalien gefunden wird. Weil aber dergleichen bey uns nicht zu haben ist, als wird aller Orten das
Sal ammoniacum factitium, oder der gemachte Salmiac gebrau- chet; solcher ist ein streiffigtes, bitteres und scharffes Saltz, wird aus fünff Theil Urin, einem Theil gemeinen Saltz, und einem halben Theil Kien- Ruß bereitet. Der beste ist, welcher recht trocken, schön weiß, mitten und inwendig schön klar, und nicht schwartz, auch nicht viel Grund hat. Der Salmiac in Scheiben ist besser als in Glocken; ie grössern und penetrantern Geruch er von sich giebet, wenn man ein wenig in der Hand mit lebendi- gen Kalck oder Pott-Asche reibet, ie besser ist er. Hat eine sehr eröffnende, auf- und ablösende Krafft, wird deßwegen wider allerhand Wechsel-Fieber, Abnehmen, Hectic. &c. welche von einem verschleimten Magen und Ge- därmen herrühren, gebraucht, er treibet auch Schweiß; äusserlich dienet er wider die Bräune in Gurgel-Wasser, und in den Flecken und Fellen der Haut, wider welche das blaue Wasser oder Aqua sapphirina zu finden. Man findet auch in den Officinen schöne Praeparata davon, als den Spirit. salis ammoniac. s[i]mpl. anisat. cum gummi co, succinat. flores &c.
Sal
SA
Sal alkali, das rechtveritable Sal alkali wird aus einem fremden Meer-Kraut, Kali geniculatum, auch Anthylla genannt, bereitet, iſt ein weiß-graues Saltz, in Steinen von unterſchiedlicher Groͤſſe, und wird in Spanien (wo das Kraut laͤngſt dem Meer waͤchſet) durch die Calcina- tion gemachet. Wird in groſſer Menge auf die Glas-Huͤtten verkauffet, weil ohne dieſes kein recht helles und ſauberes Cryſtalliniſches Glas zu ma- chen iſt; wird auf den Glas-Huͤtten insgemein Soda, Salicomia, Salſol und Alumen catinum, das iſt, Sauer-Saltz, Schmaltz-Saltz, Aſchen- Saltz, genennet; ſiehe auch Fel vitri.
Sal ammoniacum,Salmiac, wird in factitium,bereitetes, und nativum,natuͤrliches getheilet. Von dieſem wird geſaget, daß es in Libyen oder Arabien von dem Urin der Cameele in dem heiſſen Sand durch die Sonnen-Strahlen gekochet und gezeuget werde, wenn nemlich die Pilgrim und Kaufleute mit ihren Caravanen ruheten; ſolches aber iſt noch nicht gnungſam probiret worden, und ſcheinet vielmehr, daß daſſel- bige Saltz mehrere Gemeinſchafft mit dem Sale gemmæ, als mit unſerm Salmiac gehabt habe. Doch iſt nicht gaͤntzlich zu laͤugnen, daß ſich auch an andern Orten heut zu Tage noch ein natuͤrlich Salmiac finde, indem nicht allein der Berg Ætna in Sicilien dergleichen Saltz, ſo bald weiß, bald gelb, aus wirffet, ſondern auch dergleichen bey Pozzuolo, nicht weit von dem Veſuvio in Jtalien gefunden wird. Weil aber dergleichen bey uns nicht zu haben iſt, als wird aller Orten das
Sal ammoniacum factitium, oder der gemachte Salmiac gebrau- chet; ſolcher iſt ein ſtreiffigtes, bitteres und ſcharffes Saltz, wird aus fuͤnff Theil Urin, einem Theil gemeinen Saltz, und einem halben Theil Kien- Ruß bereitet. Der beſte iſt, welcher recht trocken, ſchoͤn weiß, mitten und inwendig ſchoͤn klar, und nicht ſchwartz, auch nicht viel Grund hat. Der Salmiac in Scheiben iſt beſſer als in Glocken; ie groͤſſern und penetrantern Geruch er von ſich giebet, wenn man ein wenig in der Hand mit lebendi- gen Kalck oder Pott-Aſche reibet, ie beſſer iſt er. Hat eine ſehr eroͤffnende, auf- und abloͤſende Krafft, wird deßwegen wider allerhand Wechſel-Fieber, Abnehmen, Hectic. &c. welche von einem verſchleimten Magen und Ge- daͤrmen herruͤhren, gebraucht, er treibet auch Schweiß; aͤuſſerlich dienet er wider die Braͤune in Gurgel-Waſſer, und in den Flecken und Fellen der Haut, wider welche das blaue Waſſer oder Aqua ſapphirina zu finden. Man findet auch in den Officinen ſchoͤne Præparata davon, als den Spirit. ſalis ammoniac. ſ[i]mpl. aniſat. cum gummi ⁎ co, ſuccinat. flores &c.
Sal
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Sal alkali, das recht veritable Sal alkali wird aus einem fremden
Meer-Kraut, Kali geniculatum, auch Anthylla genannt, bereitet, iſt ein
weiß-graues Saltz, in Steinen von unterſchiedlicher Groͤſſe, und wird
in Spanien (wo das Kraut laͤngſt dem Meer waͤchſet) durch die Calcina-
tion gemachet. Wird in groſſer Menge auf die Glas-Huͤtten verkauffet,
weil ohne dieſes kein recht helles und ſauberes Cryſtalliniſches Glas zu ma-
chen iſt; wird auf den Glas-Huͤtten insgemein Soda, Salicomia, Salſol
und Alumen catinum, das iſt, Sauer-Saltz, Schmaltz-Saltz, Aſchen-
Saltz, genennet; ſiehe auch Fel vitri.
Sal ammoniacum, Salmiac, wird in factitium, bereitetes, und
nativum, natuͤrliches getheilet. Von dieſem wird geſaget, daß es in
Libyen oder Arabien von dem Urin der Cameele in dem heiſſen Sand
durch die Sonnen-Strahlen gekochet und gezeuget werde, wenn nemlich
die Pilgrim und Kaufleute mit ihren Caravanen ruheten; ſolches aber
iſt noch nicht gnungſam probiret worden, und ſcheinet vielmehr, daß daſſel-
bige Saltz mehrere Gemeinſchafft mit dem Sale gemmæ, als mit unſerm
Salmiac gehabt habe. Doch iſt nicht gaͤntzlich zu laͤugnen, daß ſich auch
an andern Orten heut zu Tage noch ein natuͤrlich Salmiac finde, indem
nicht allein der Berg Ætna in Sicilien dergleichen Saltz, ſo bald weiß, bald
gelb, aus wirffet, ſondern auch dergleichen bey Pozzuolo, nicht weit von
dem Veſuvio in Jtalien gefunden wird. Weil aber dergleichen bey uns
nicht zu haben iſt, als wird aller Orten das
Sal ammoniacum factitium, oder der gemachte Salmiac gebrau-
chet; ſolcher iſt ein ſtreiffigtes, bitteres und ſcharffes Saltz, wird aus fuͤnff
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Ruß bereitet. Der beſte iſt, welcher recht trocken, ſchoͤn weiß, mitten und
inwendig ſchoͤn klar, und nicht ſchwartz, auch nicht viel Grund hat. Der
Salmiac in Scheiben iſt beſſer als in Glocken; ie groͤſſern und penetrantern
Geruch er von ſich giebet, wenn man ein wenig in der Hand mit lebendi-
gen Kalck oder Pott-Aſche reibet, ie beſſer iſt er. Hat eine ſehr eroͤffnende,
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daͤrmen herruͤhren, gebraucht, er treibet auch Schweiß; aͤuſſerlich dienet er
wider die Braͤune in Gurgel-Waſſer, und in den Flecken und Fellen der
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findet auch in den Officinen ſchoͤne Præparata davon, als den Spirit. ſalis
ammoniac. ſimpl. aniſat. cum gummi ⁎ co, ſuccinat. flores &c.
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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 820. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/832>, abgerufen am 22.11.2024.
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