Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

RA RE
die Veine beschabet, oder die Haare vom Haupt in Haupt-Wunden ab-
geschoren werden.

Ratio, die Vernunfft, ist eine solche Unterredung der Seelen, da
man etwas aus gewissen Gründen und Principiis herführet; ist sonsten
auch die andere Säule der Medicin; Diese recht zu gebrauchen, sehe man
(1) ob etwas zu thun sey? (2) was denn zu thun sey? (3) auf was Art
und mit welchen Mitteln solches geschehen mag?

Raucedo, die Heischerkeit, heisch seyn, ist, wenn die unter der
Rede aus der Lungen gestossene Lufft gantz rauh und dampfigt heraus
gehet. Dieses Ubel macht den Priestern und andern, welche viel zu re-
den haben, grosse Beschwerde, daß sie sich öffters Raths erholen müssen.
Die Ursach ist in den Organis der Stimme zu suchen, und zwar bald in
Larynge, bald in den Mäuslein, welche die Cartilagines Laryngis bewegen,
bald in dem Zäpffgen oder Mandeln. Es werden diese Organa (1) von
der Inflammation, (2) von scharffen Catarrhen oder vom vitio Sanguinis,
(3)
von einer gar zu grossen Feuchtigkeit und Nässe, als vom vielen und
nächtlichen Trincken, nebelicht- und kalter Lufft, (4) von gar zu starcker
Austrocknung im langen Reden oder hefftigen Schreyen, von staubichter
Lufft, gar zu vielem Purgiren, Schwitzen etc. laediret. Was das Zäpffgen
und die Mandeln betrifft, so verursachen sie die Heischerkeit, wenn sie gar
zu sehr geschwollen oder vom Morbo gallico angegriffen sind. Es dienen
deßwegen zur Cur wider die Heischerkeit von einer Inflammation, alle die-
jenigen Mittel, welche unter dem Titul Angina zu finden; wider Schärffe
und Prickeln dienen Humectantia, als Decoct. Brassic. Rapar. passar.
Cremor. ptisan. aq. calid.
mit Oel oder Butter fett gemachet, rob Nu-
cum, diamoron, syrup. Violar.
und Rosar. Jst das Ubel von gar zu vie-
ler Beseuchtung, so dienen Evacuantia und Incrassantia; wie auch Calefa-
cientia
und Resolventia, z. E. Hyssop. flor. Lilior. convall. Rosmarin.
Lavendul. Salv. sem. Anisi, syrup. de Erysimo Lobelii &c.
wenn eine Er-
kältung Schuld daran ist. Und also verfähret man weiter, wenn diese
Beschwerung von andern Ursachen herkömmt.

Realgar, ein arsenicalischer Rauch, siehe Arsenicum.

Recepta, ein Recept, ist die Formel eines Medicaments, welches ein
Medicus verschreibet, und zuzubereiten in die Apothecke sendet.

Receptacula renalia, siehe Glandulae renales.

Receptaculum, heist eigentlich ein Behalter, oder dasjenige, so et-
was in sich hält und hat; also kommt in der Anatomie Gleichniß-weise vor

Rece-

RA RE
die Veine beſchabet, oder die Haare vom Haupt in Haupt-Wunden ab-
geſchoren werden.

Ratio, die Vernunfft, iſt eine ſolche Unterredung der Seelen, da
man etwas aus gewiſſen Gruͤnden und Principiis herfuͤhret; iſt ſonſten
auch die andere Saͤule der Medicin; Dieſe recht zu gebrauchen, ſehe man
(1) ob etwas zu thun ſey? (2) was denn zu thun ſey? (3) auf was Art
und mit welchen Mitteln ſolches geſchehen mag?

Raucedo, die Heiſcherkeit, heiſch ſeyn, iſt, wenn die unter der
Rede aus der Lungen geſtoſſene Lufft gantz rauh und dampfigt heraus
gehet. Dieſes Ubel macht den Prieſtern und andern, welche viel zu re-
den haben, groſſe Beſchwerde, daß ſie ſich oͤffters Raths erholen muͤſſen.
Die Urſach iſt in den Organis der Stimme zu ſuchen, und zwar bald in
Larynge, bald in den Maͤuslein, welche die Cartilagines Laryngis bewegen,
bald in dem Zaͤpffgen oder Mandeln. Es werden dieſe Organa (1) von
der Inflammation, (2) von ſcharffen Catarrhen oder vom vitio Sanguinis,
(3)
von einer gar zu groſſen Feuchtigkeit und Naͤſſe, als vom vielen und
naͤchtlichen Trincken, nebelicht- und kalter Lufft, (4) von gar zu ſtarcker
Austrocknung im langen Reden oder hefftigen Schreyen, von ſtaubichter
Lufft, gar zu vielem Purgiren, Schwitzen ꝛc. lædiret. Was das Zaͤpffgen
und die Mandeln betrifft, ſo verurſachen ſie die Heiſcherkeit, wenn ſie gar
zu ſehr geſchwollen oder vom Morbo gallico angegriffen ſind. Es dienen
deßwegen zur Cur wider die Heiſcherkeit von einer Inflammation, alle die-
jenigen Mittel, welche unter dem Titul Angina zu finden; wider Schaͤrffe
und Prickeln dienen Humectantia, als Decoct. Braſſic. Rapar. paſſar.
Cremor. ptiſan. aq. calid.
mit Oel oder Butter fett gemachet, rob Nu-
cum, diamoron, ſyrup. Violar.
und Roſar. Jſt das Ubel von gar zu vie-
ler Beſeuchtung, ſo dienen Evacuantia und Incraſſantia; wie auch Calefa-
cientia
und Reſolventia, z. E. Hyſſop. flor. Lilior. convall. Roſmarin.
Lavendul. Salv. ſem. Aniſi, ſyrup. de Eryſimo Lobelii &c.
wenn eine Er-
kaͤltung Schuld daran iſt. Und alſo verfaͤhret man weiter, wenn dieſe
Beſchwerung von andern Urſachen herkoͤmmt.

Realgar, ein arſenicaliſcher Rauch, ſiehe Arſenicum.

Recepta, ein Recept, iſt die Formel eines Medicaments, welches ein
Medicus verſchreibet, und zuzubereiten in die Apothecke ſendet.

Receptacula renalia, ſiehe Glandulæ renales.

Receptaculum, heiſt eigentlich ein Behalter, oder dasjenige, ſo et-
was in ſich haͤlt und hat; alſo kommt in der Anatomie Gleichniß-weiſe vor

Rece-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0802" n="790"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">RA RE</hi></hi></hi></fw><lb/>
die Veine be&#x017F;chabet, oder die Haare vom Haupt in Haupt-Wunden ab-<lb/>
ge&#x017F;choren werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ratio,</hi> die <hi rendition="#fr">Vernunfft,</hi> i&#x017F;t eine &#x017F;olche Unterredung der Seelen, da<lb/>
man etwas aus gewi&#x017F;&#x017F;en Gru&#x0364;nden und <hi rendition="#aq">Principiis</hi> herfu&#x0364;hret; i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
auch die andere Sa&#x0364;ule der <hi rendition="#aq">Medicin;</hi> Die&#x017F;e recht zu gebrauchen, &#x017F;ehe man<lb/>
(1) ob etwas zu thun &#x017F;ey? (2) was denn zu thun &#x017F;ey? (3) auf was Art<lb/>
und mit welchen Mitteln &#x017F;olches ge&#x017F;chehen mag?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Raucedo,</hi> die <hi rendition="#fr">Hei&#x017F;cherkeit, hei&#x017F;ch &#x017F;eyn,</hi> i&#x017F;t, wenn die unter der<lb/>
Rede aus der Lungen ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ene Lufft gantz rauh und dampfigt heraus<lb/>
gehet. Die&#x017F;es Ubel macht den Prie&#x017F;tern und andern, welche viel zu re-<lb/>
den haben, gro&#x017F;&#x017F;e Be&#x017F;chwerde, daß &#x017F;ie &#x017F;ich o&#x0364;ffters Raths erholen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die Ur&#x017F;ach i&#x017F;t in den <hi rendition="#aq">Organis</hi> der Stimme zu &#x017F;uchen, und zwar bald in<lb/><hi rendition="#aq">Larynge,</hi> bald in den Ma&#x0364;uslein, welche die <hi rendition="#aq">Cartilagines Laryngis</hi> bewegen,<lb/>
bald in dem Za&#x0364;pffgen oder Mandeln. Es werden die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Organa (1)</hi> von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Inflammation, (2)</hi> von &#x017F;charffen <hi rendition="#aq">Catarrh</hi>en oder vom <hi rendition="#aq">vitio Sanguinis,<lb/>
(3)</hi> von einer gar zu gro&#x017F;&#x017F;en Feuchtigkeit und Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, als vom vielen und<lb/>
na&#x0364;chtlichen Trincken, nebelicht- und kalter Lufft, (4) von gar zu &#x017F;tarcker<lb/>
Austrocknung im langen Reden oder hefftigen Schreyen, von &#x017F;taubichter<lb/>
Lufft, gar zu vielem Purgiren, Schwitzen &#xA75B;c. <hi rendition="#aq">lædi</hi>ret. Was das Za&#x0364;pffgen<lb/>
und die Mandeln betrifft, &#x017F;o verur&#x017F;achen &#x017F;ie die Hei&#x017F;cherkeit, wenn &#x017F;ie gar<lb/>
zu &#x017F;ehr ge&#x017F;chwollen oder vom <hi rendition="#aq">Morbo gallico</hi> angegriffen &#x017F;ind. Es dienen<lb/>
deßwegen zur Cur wider die Hei&#x017F;cherkeit von einer <hi rendition="#aq">Inflammation,</hi> alle die-<lb/>
jenigen Mittel, welche unter dem Titul <hi rendition="#aq">Angina</hi> zu finden; wider Scha&#x0364;rffe<lb/>
und Prickeln dienen <hi rendition="#aq">Humectantia,</hi> als <hi rendition="#aq">Decoct. Bra&#x017F;&#x017F;ic. Rapar. pa&#x017F;&#x017F;ar.<lb/>
Cremor. pti&#x017F;an. aq. calid.</hi> mit Oel oder Butter fett gemachet, <hi rendition="#aq">rob Nu-<lb/>
cum, diamoron, &#x017F;yrup. Violar.</hi> und <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;ar.</hi> J&#x017F;t das Ubel von gar zu vie-<lb/>
ler Be&#x017F;euchtung, &#x017F;o dienen <hi rendition="#aq">Evacuantia</hi> und <hi rendition="#aq">Incra&#x017F;&#x017F;antia;</hi> wie auch <hi rendition="#aq">Calefa-<lb/>
cientia</hi> und <hi rendition="#aq">Re&#x017F;olventia,</hi> z. E. <hi rendition="#aq">Hy&#x017F;&#x017F;op. flor. Lilior. convall. Ro&#x017F;marin.<lb/>
Lavendul. Salv. &#x017F;em. Ani&#x017F;i, &#x017F;yrup. de Ery&#x017F;imo Lobelii &amp;c.</hi> wenn eine Er-<lb/>
ka&#x0364;ltung Schuld daran i&#x017F;t. Und al&#x017F;o verfa&#x0364;hret man weiter, wenn die&#x017F;e<lb/>
Be&#x017F;chwerung von andern Ur&#x017F;achen herko&#x0364;mmt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Realgar,</hi> ein <hi rendition="#aq">ar&#x017F;enicali</hi>&#x017F;cher Rauch, &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Ar&#x017F;enicum.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Recepta,</hi> ein Recept, i&#x017F;t die Formel eines <hi rendition="#aq">Medicament</hi>s, welches ein<lb/><hi rendition="#aq">Medicus</hi> ver&#x017F;chreibet, und zuzubereiten in die Apothecke &#x017F;endet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Receptacula renalia,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Glandulæ renales.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Receptaculum,</hi> hei&#x017F;t eigentlich ein Behalter, oder dasjenige, &#x017F;o et-<lb/>
was in &#x017F;ich ha&#x0364;lt und hat; al&#x017F;o kommt in der <hi rendition="#aq">Anatomie</hi> Gleichniß-wei&#x017F;e vor</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Rece-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[790/0802] RA RE die Veine beſchabet, oder die Haare vom Haupt in Haupt-Wunden ab- geſchoren werden. Ratio, die Vernunfft, iſt eine ſolche Unterredung der Seelen, da man etwas aus gewiſſen Gruͤnden und Principiis herfuͤhret; iſt ſonſten auch die andere Saͤule der Medicin; Dieſe recht zu gebrauchen, ſehe man (1) ob etwas zu thun ſey? (2) was denn zu thun ſey? (3) auf was Art und mit welchen Mitteln ſolches geſchehen mag? Raucedo, die Heiſcherkeit, heiſch ſeyn, iſt, wenn die unter der Rede aus der Lungen geſtoſſene Lufft gantz rauh und dampfigt heraus gehet. Dieſes Ubel macht den Prieſtern und andern, welche viel zu re- den haben, groſſe Beſchwerde, daß ſie ſich oͤffters Raths erholen muͤſſen. Die Urſach iſt in den Organis der Stimme zu ſuchen, und zwar bald in Larynge, bald in den Maͤuslein, welche die Cartilagines Laryngis bewegen, bald in dem Zaͤpffgen oder Mandeln. Es werden dieſe Organa (1) von der Inflammation, (2) von ſcharffen Catarrhen oder vom vitio Sanguinis, (3) von einer gar zu groſſen Feuchtigkeit und Naͤſſe, als vom vielen und naͤchtlichen Trincken, nebelicht- und kalter Lufft, (4) von gar zu ſtarcker Austrocknung im langen Reden oder hefftigen Schreyen, von ſtaubichter Lufft, gar zu vielem Purgiren, Schwitzen ꝛc. lædiret. Was das Zaͤpffgen und die Mandeln betrifft, ſo verurſachen ſie die Heiſcherkeit, wenn ſie gar zu ſehr geſchwollen oder vom Morbo gallico angegriffen ſind. Es dienen deßwegen zur Cur wider die Heiſcherkeit von einer Inflammation, alle die- jenigen Mittel, welche unter dem Titul Angina zu finden; wider Schaͤrffe und Prickeln dienen Humectantia, als Decoct. Braſſic. Rapar. paſſar. Cremor. ptiſan. aq. calid. mit Oel oder Butter fett gemachet, rob Nu- cum, diamoron, ſyrup. Violar. und Roſar. Jſt das Ubel von gar zu vie- ler Beſeuchtung, ſo dienen Evacuantia und Incraſſantia; wie auch Calefa- cientia und Reſolventia, z. E. Hyſſop. flor. Lilior. convall. Roſmarin. Lavendul. Salv. ſem. Aniſi, ſyrup. de Eryſimo Lobelii &c. wenn eine Er- kaͤltung Schuld daran iſt. Und alſo verfaͤhret man weiter, wenn dieſe Beſchwerung von andern Urſachen herkoͤmmt. Realgar, ein arſenicaliſcher Rauch, ſiehe Arſenicum. Recepta, ein Recept, iſt die Formel eines Medicaments, welches ein Medicus verſchreibet, und zuzubereiten in die Apothecke ſendet. Receptacula renalia, ſiehe Glandulæ renales. Receptaculum, heiſt eigentlich ein Behalter, oder dasjenige, ſo et- was in ſich haͤlt und hat; alſo kommt in der Anatomie Gleichniß-weiſe vor Rece-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/802
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/802>, abgerufen am 22.11.2024.