sitzen blieben seyn, welches als was unnützes wegzuschmeissen ist. Gieß das Oel im Recipienten unter getrocknetes Ziegel-Pulver q. s. und mache einen Teig daraus, mache daraus viel kleine Kügelein, und thue sie in eine gläserne Retorte; Stelle die Retort in Sand, hänge einen grossen Reci- pienten dran, verleime die Fugen, und mache ein graduirtes Feuer dar- unter, und rectisicir alles Oel, gieß es in eine Phiole und heb es auf; hat es was Phlegma, so muß man es scheiden. Es ist ein gut äusserlich Mit- tel wider Miltz-Beschwer, Gifft, Suffocationes uterinas, man giebet es innerlich zu 2. bis 4. Tropfen in Wein; man thut auch etliche Tropfen ins Ohr, so läst das Sausen und Brausen nach. Jst also gnung von den destillirten Oelen.
Oleum expressum,ausgeprest oder gedruckt Oel; solche wer- den folgender Gestalt bereitet: Es werden Saamen, auch Oel-reiche Früch- te und Rinden genommen, unter die Presse geleget, und durch ein starckes Drucken ausgepresset. Hierbey mercke (1) daß niemalen die Saamen, Früchte und andere Subjecta, ohne vorhergehende Zerquetschung im stei- nernen Mörsel, unter die Presse zu legen sind, sonsten wird viel Oel in den Poris zurück bleiben; (2) daß die zerquetschte Materia nicht nur, sondern auch die Presse selbsten v[or d]er Operation, so viel möglich, erwärmet werde, denn auf solche Art wird die Absonderung des Oels besser von statten ge- hen; daß, wenn die Subjecta gar zu trocken sind, sie auf vorhergehendes Maceriren oder Braten, etwas erweichet werden müssen: (4) daß die Materia in einen neuen hanffnen Sack gethan werden muß, damit nicht durch das Pressen gantze Stücken durch die Röhre getrieben werden; (5) daß das Ausdrucken anfänglich gelinde, hernach schärffer, und end- lich gantz scharff geschehen muß, dabey auch die Materia eine Weile in der Presse zu lassen ist. Wo man dieses nicht wohl observiret, so wird man niemalen klar, sondern trüb Oel erhalten; (6) daß, weil diese Oele viel Wasser-Theilgen bey sich führen, und also bald rantzigt werden, sie aus einem Kolben rectificiret werden müssen; und solches geschiehet mit ei- nem Zusatz von Zügel, glühender Asche, gebrannter Kreide etc. auf die Art, wie das obangeführte Oleum Philosophorum bereitet wird; (7) daß auch durch eine Expression wohlriechende Oele bereitet werden, insonder- heit werden süsse Mandeln, nachdem sie abgeschälet, etwas trocken und dünne zerschnitten worden, oder Been-Frucht, oder Kirsch-Kern mit flo- ribus Jasmini, Aurantior. stratisiciret, bis aller Geruch ausgezogen, und hernach unter die Presse geleget.
Oleum
N n n n 2
OL
ſitzen blieben ſeyn, welches als was unnuͤtzes wegzuſchmeiſſen iſt. Gieß das Oel im Recipienten unter getrocknetes Ziegel-Pulver q. ſ. und mache einen Teig daraus, mache daraus viel kleine Kuͤgelein, und thue ſie in eine glaͤſerne Retorte; Stelle die Retort in Sand, haͤnge einen groſſen Reci- pienten dran, verleime die Fugen, und mache ein graduirtes Feuer dar- unter, und rectiſicir alles Oel, gieß es in eine Phiole und heb es auf; hat es was Phlegma, ſo muß man es ſcheiden. Es iſt ein gut aͤuſſerlich Mit- tel wider Miltz-Beſchwer, Gifft, Suffocationes uterinas, man giebet es innerlich zu 2. bis 4. Tropfen in Wein; man thut auch etliche Tropfen ins Ohr, ſo laͤſt das Sauſen und Brauſen nach. Jſt alſo gnung von den deſtillirten Oelen.
Oleum expreſſum,ausgepreſt oder gedruckt Oel; ſolche wer- den folgender Geſtalt bereitet: Es werden Saamen, auch Oel-reiche Fruͤch- te und Rinden genommen, unter die Preſſe geleget, und durch ein ſtarckes Drucken ausgepreſſet. Hierbey mercke (1) daß niemalen die Saamen, Fruͤchte und andere Subjecta, ohne vorhergehende Zerquetſchung im ſtei- nernen Moͤrſel, unter die Preſſe zu legen ſind, ſonſten wird viel Oel in den Poris zuruͤck bleiben; (2) daß die zerquetſchte Materia nicht nur, ſondern auch die Preſſe ſelbſten v[or d]er Operation, ſo viel moͤglich, erwaͤrmet werde, denn auf ſolche Art wird die Abſonderung des Oels beſſer von ſtatten ge- hen; daß, wenn die Subjecta gar zu trocken ſind, ſie auf vorhergehendes Maceriren oder Braten, etwas erweichet werden muͤſſen: (4) daß die Materia in einen neuen hanffnen Sack gethan werden muß, damit nicht durch das Preſſen gantze Stuͤcken durch die Roͤhre getrieben werden; (5) daß das Ausdrucken anfaͤnglich gelinde, hernach ſchaͤrffer, und end- lich gantz ſcharff geſchehen muß, dabey auch die Materia eine Weile in der Preſſe zu laſſen iſt. Wo man dieſes nicht wohl obſerviret, ſo wird man niemalen klar, ſondern truͤb Oel erhalten; (6) daß, weil dieſe Oele viel Waſſer-Theilgen bey ſich fuͤhren, und alſo bald rantzigt werden, ſie aus einem Kolben rectificiret werden muͤſſen; und ſolches geſchiehet mit ei- nem Zuſatz von Zuͤgel, gluͤhender Aſche, gebrannter Kreide ꝛc. auf die Art, wie das obangefuͤhrte Oleum Philoſophorum bereitet wird; (7) daß auch durch eine Expreſſion wohlriechende Oele bereitet werden, inſonder- heit werden ſuͤſſe Mandeln, nachdem ſie abgeſchaͤlet, etwas trocken und duͤnne zerſchnitten worden, oder Been-Frucht, oder Kirſch-Kern mit flo- ribus Jaſmini, Aurantior. ſtratiſiciret, bis aller Geruch ausgezogen, und hernach unter die Preſſe geleget.
Oleum
N n n n 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0663"n="651"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">OL</hi></hi></hi></fw><lb/>ſitzen blieben ſeyn, welches als was unnuͤtzes wegzuſchmeiſſen iſt. Gieß<lb/>
das Oel im <hirendition="#aq">Recipient</hi>en unter getrocknetes Ziegel-Pulver <hirendition="#aq">q. ſ.</hi> und mache<lb/>
einen Teig daraus, mache daraus viel kleine Kuͤgelein, und thue ſie in eine<lb/>
glaͤſerne <hirendition="#aq">Retort</hi>e; Stelle die <hirendition="#aq">Retort</hi> in Sand, haͤnge einen groſſen <hirendition="#aq">Reci-<lb/>
pient</hi>en dran, verleime die Fugen, und mache ein <hirendition="#aq">gradui</hi>rtes Feuer dar-<lb/>
unter, und <hirendition="#aq">rectiſici</hi>r alles Oel, gieß es in eine <hirendition="#aq">Phiole</hi> und heb es auf; hat<lb/>
es was <hirendition="#aq">Phlegma,</hi>ſo muß man es ſcheiden. Es iſt ein gut aͤuſſerlich Mit-<lb/>
tel wider Miltz-Beſchwer, Gifft, <hirendition="#aq">Suffocationes uterinas,</hi> man giebet es<lb/>
innerlich zu 2. bis 4. Tropfen in Wein; man thut auch etliche Tropfen<lb/>
ins Ohr, ſo laͤſt das Sauſen und Brauſen nach. Jſt alſo gnung von den<lb/><hirendition="#aq">deſtilli</hi>rten Oelen.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Oleum expreſſum,</hi><hirendition="#fr">ausgepreſt oder gedruckt Oel;</hi>ſolche wer-<lb/>
den folgender Geſtalt bereitet: Es werden Saamen, auch Oel-reiche Fruͤch-<lb/>
te und Rinden genommen, unter die Preſſe geleget, und durch ein ſtarckes<lb/>
Drucken ausgepreſſet. Hierbey mercke (1) daß niemalen die Saamen,<lb/>
Fruͤchte und andere <hirendition="#aq">Subjecta,</hi> ohne vorhergehende Zerquetſchung im ſtei-<lb/>
nernen Moͤrſel, unter die Preſſe zu legen ſind, ſonſten wird viel Oel in den<lb/><hirendition="#aq">Poris</hi> zuruͤck bleiben; (2) daß die zerquetſchte <hirendition="#aq">Materia</hi> nicht nur, ſondern<lb/>
auch die Preſſe ſelbſten v<supplied>or d</supplied>er <hirendition="#aq">Operation,</hi>ſo viel moͤglich, erwaͤrmet werde,<lb/>
denn auf ſolche Art wird die Abſonderung des Oels beſſer von ſtatten ge-<lb/>
hen; daß, wenn die <hirendition="#aq">Subjecta</hi> gar zu trocken ſind, ſie auf vorhergehendes<lb/><hirendition="#aq">Maceri</hi>ren oder Braten, etwas erweichet werden muͤſſen: (4) daß die<lb/><hirendition="#aq">Materia</hi> in einen neuen hanffnen Sack gethan werden muß, damit nicht<lb/>
durch das Preſſen gantze Stuͤcken durch die Roͤhre getrieben werden;<lb/>
(5) daß das Ausdrucken anfaͤnglich gelinde, hernach ſchaͤrffer, und end-<lb/>
lich gantz ſcharff geſchehen muß, dabey auch die <hirendition="#aq">Materia</hi> eine Weile in der<lb/>
Preſſe zu laſſen iſt. Wo man dieſes nicht wohl <hirendition="#aq">obſervi</hi>ret, ſo wird man<lb/>
niemalen klar, ſondern truͤb Oel erhalten; (6) daß, weil dieſe Oele viel<lb/>
Waſſer-Theilgen bey ſich fuͤhren, und alſo bald rantzigt werden, ſie aus<lb/>
einem Kolben <hirendition="#aq">rectifici</hi>ret werden muͤſſen; und ſolches geſchiehet mit ei-<lb/>
nem Zuſatz von Zuͤgel, gluͤhender Aſche, gebrannter Kreide ꝛc. auf die<lb/>
Art, wie das obangefuͤhrte <hirendition="#aq">Oleum Philoſophorum</hi> bereitet wird; (7) daß<lb/>
auch durch eine <hirendition="#aq">Expreſſion</hi> wohlriechende Oele bereitet werden, inſonder-<lb/>
heit werden ſuͤſſe Mandeln, nachdem ſie abgeſchaͤlet, etwas trocken und<lb/>
duͤnne zerſchnitten worden, oder <hirendition="#aq">Been-</hi>Frucht, oder Kirſch-Kern mit <hirendition="#aq">flo-<lb/>
ribus Jaſmini, Aurantior. ſtratiſici</hi>ret, bis aller Geruch ausgezogen, und<lb/>
hernach unter die Preſſe geleget.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">N n n n 2</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Oleum</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[651/0663]
OL
ſitzen blieben ſeyn, welches als was unnuͤtzes wegzuſchmeiſſen iſt. Gieß
das Oel im Recipienten unter getrocknetes Ziegel-Pulver q. ſ. und mache
einen Teig daraus, mache daraus viel kleine Kuͤgelein, und thue ſie in eine
glaͤſerne Retorte; Stelle die Retort in Sand, haͤnge einen groſſen Reci-
pienten dran, verleime die Fugen, und mache ein graduirtes Feuer dar-
unter, und rectiſicir alles Oel, gieß es in eine Phiole und heb es auf; hat
es was Phlegma, ſo muß man es ſcheiden. Es iſt ein gut aͤuſſerlich Mit-
tel wider Miltz-Beſchwer, Gifft, Suffocationes uterinas, man giebet es
innerlich zu 2. bis 4. Tropfen in Wein; man thut auch etliche Tropfen
ins Ohr, ſo laͤſt das Sauſen und Brauſen nach. Jſt alſo gnung von den
deſtillirten Oelen.
Oleum expreſſum, ausgepreſt oder gedruckt Oel; ſolche wer-
den folgender Geſtalt bereitet: Es werden Saamen, auch Oel-reiche Fruͤch-
te und Rinden genommen, unter die Preſſe geleget, und durch ein ſtarckes
Drucken ausgepreſſet. Hierbey mercke (1) daß niemalen die Saamen,
Fruͤchte und andere Subjecta, ohne vorhergehende Zerquetſchung im ſtei-
nernen Moͤrſel, unter die Preſſe zu legen ſind, ſonſten wird viel Oel in den
Poris zuruͤck bleiben; (2) daß die zerquetſchte Materia nicht nur, ſondern
auch die Preſſe ſelbſten vor der Operation, ſo viel moͤglich, erwaͤrmet werde,
denn auf ſolche Art wird die Abſonderung des Oels beſſer von ſtatten ge-
hen; daß, wenn die Subjecta gar zu trocken ſind, ſie auf vorhergehendes
Maceriren oder Braten, etwas erweichet werden muͤſſen: (4) daß die
Materia in einen neuen hanffnen Sack gethan werden muß, damit nicht
durch das Preſſen gantze Stuͤcken durch die Roͤhre getrieben werden;
(5) daß das Ausdrucken anfaͤnglich gelinde, hernach ſchaͤrffer, und end-
lich gantz ſcharff geſchehen muß, dabey auch die Materia eine Weile in der
Preſſe zu laſſen iſt. Wo man dieſes nicht wohl obſerviret, ſo wird man
niemalen klar, ſondern truͤb Oel erhalten; (6) daß, weil dieſe Oele viel
Waſſer-Theilgen bey ſich fuͤhren, und alſo bald rantzigt werden, ſie aus
einem Kolben rectificiret werden muͤſſen; und ſolches geſchiehet mit ei-
nem Zuſatz von Zuͤgel, gluͤhender Aſche, gebrannter Kreide ꝛc. auf die
Art, wie das obangefuͤhrte Oleum Philoſophorum bereitet wird; (7) daß
auch durch eine Expreſſion wohlriechende Oele bereitet werden, inſonder-
heit werden ſuͤſſe Mandeln, nachdem ſie abgeſchaͤlet, etwas trocken und
duͤnne zerſchnitten worden, oder Been-Frucht, oder Kirſch-Kern mit flo-
ribus Jaſmini, Aurantior. ſtratiſiciret, bis aller Geruch ausgezogen, und
hernach unter die Preſſe geleget.
Oleum
N n n n 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/663>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.