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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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sind Asch-farbig und gleichsam marbrirt, inwendig röthlicht, schwer, dick
und ölicht, lieblich von Geruch, müssen auch im Munde einen scharffen
aromatischen Geschmack hinterlassen. Sie stärcken die Nerven, das Ge-
hirn, die Gebähr-Mutter, Eingeweid und Magen; sie dienen den schwan-
gern Weibern die Frucht zu stärcken und zu erhalten, zertheilen die Winde
in der Colic.

Nux moschata Regia, Königs-Nuß, ist auch eine Art der Musca-
ten-Nüsse, welche an der Figur den andern zwar gleich kommen, aber nicht
grösser als eine dicke Erbse seyn sollen, sind sehr rar.

Nux pinea, Zirbel-Nuß, Pinellen, Pinien, bestehen aus länglicht-
runden kleinen Kernlein, welche in- und auswendig gantz weiß, und eines
ölichten süssen Geschmacks sind, kommen theils aus Jndien, theils Jtalien,
allwo sie um Ravenna häuffig wachsen. Wenn man sie sauber schält, wer-
den sie so wol in der Küchen, als zur Artzney sehr gebrauchet, absonderlich
für die Schwind- und Lungensüchtigen, indem sie gute Nahrung geben,
und alle Schärffe, auch den Stein besänfftigen, sie mehren auch den Saa-
men und stärcken die Mannheit.

Nux pontica, Welsche Haselnüß, kommen aus Jtalien, sind groß,
dick, und beynah wie ein Hertz formiret.

Nux regia, siehe juglans.

Nux vomica, Krähen-Augen, sind runde zusammen gedruckte
Saamen-Küchlein, als ein Dittgen groß, äusserlich grau und etwas wol-
licht, wie Sammet anzugreiffen; inwendig wie Horn, auch so hart, kom-
men von der Jnsul Ceylon aus Ost-Jndien. Sie kommen von einem
fremden Baum her, in dessen Früchten sie in einem schleimichten Marck lie-
gen. Man findet derer zweyerley Art, nemlich die grössern und gemei-
nen,
aus Ceylon, und die kleineren; davon die ersten nur hier bekannt:
müssen noch frisch, schön groß, Asch-farbig und etwas gelbicht, nicht wurm-
stichicht seyn. Haben eine gifftige Natur, daß auch ßij. davon einen Men-
schen tödten, in geringer Dosi aber machen sie Vomitus. Es werden sonsten
alle vierfüßige Thiere, so blind zur Welt kommen, damit getödtet.

Nux vomica vera Antiquorum, die wahren Krähen-Augen, sind
die Fabae S. Ignatii, welche Serapio beschreibet, und mit in den Theriac
genommen werden. Siehe Fabae.

Nyctalops, Nyctalopia, hat zweyerley Bedeutung, (1) wenn man
bey Nacht - Zeit, nachdem die Sonne untergangen, besser als bey Tage
sehen kan, (2) am Tage mittelmäßig, bey Nacht-Zeit aber und angezün-

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ſind Aſch-farbig und gleichſam marbrirt, inwendig roͤthlicht, ſchwer, dick
und oͤlicht, lieblich von Geruch, muͤſſen auch im Munde einen ſcharffen
aromatiſchen Geſchmack hinterlaſſen. Sie ſtaͤrcken die Nerven, das Ge-
hirn, die Gebaͤhr-Mutter, Eingeweid und Magen; ſie dienen den ſchwan-
gern Weibern die Frucht zu ſtaͤrcken und zu erhalten, zertheilen die Winde
in der Colic.

Nux moſchata Regia, Koͤnigs-Nuß, iſt auch eine Art der Muſca-
ten-Nuͤſſe, welche an der Figur den andern zwar gleich kommen, aber nicht
groͤſſer als eine dicke Erbſe ſeyn ſollen, ſind ſehr rar.

Nux pinea, Zirbel-Nuß, Pinellen, Pinien, beſtehen aus laͤnglicht-
runden kleinen Kernlein, welche in- und auswendig gantz weiß, und eines
oͤlichten ſuͤſſen Geſchmacks ſind, kommen theils aus Jndien, theils Jtalien,
allwo ſie um Ravenna haͤuffig wachſen. Wenn man ſie ſauber ſchaͤlt, wer-
den ſie ſo wol in der Kuͤchen, als zur Artzney ſehr gebrauchet, abſonderlich
fuͤr die Schwind- und Lungenſuͤchtigen, indem ſie gute Nahrung geben,
und alle Schaͤrffe, auch den Stein beſaͤnfftigen, ſie mehren auch den Saa-
men und ſtaͤrcken die Mannheit.

Nux pontica, Welſche Haſelnuͤß, kommen aus Jtalien, ſind groß,
dick, und beynah wie ein Hertz formiret.

Nux regia, ſiehe juglans.

Nux vomica, Kraͤhen-Augen, ſind runde zuſammen gedruckte
Saamen-Kuͤchlein, als ein Dittgen groß, aͤuſſerlich grau und etwas wol-
licht, wie Sammet anzugreiffen; inwendig wie Horn, auch ſo hart, kom-
men von der Jnſul Ceylon aus Oſt-Jndien. Sie kommen von einem
fremden Baum her, in deſſen Fruͤchten ſie in einem ſchleimichten Marck lie-
gen. Man findet derer zweyerley Art, nemlich die groͤſſern und gemei-
nen,
aus Ceylon, und die kleineren; davon die erſten nur hier bekannt:
muͤſſen noch friſch, ſchoͤn groß, Aſch-farbig und etwas gelbicht, nicht wurm-
ſtichicht ſeyn. Haben eine gifftige Natur, daß auch ʒij. davon einen Men-
ſchen toͤdten, in geringer Doſi aber machen ſie Vomitus. Es werden ſonſten
alle vierfuͤßige Thiere, ſo blind zur Welt kommen, damit getoͤdtet.

Nux vomica vera Antiquorum, die wahren Kraͤhen-Augen, ſind
die Fabæ S. Ignatii, welche Serapio beſchreibet, und mit in den Theriac
genommen werden. Siehe Fabæ.

Nyctalops, Nyctalopia, hat zweyerley Bedeutung, (1) wenn man
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[637/0649] NU NY ſind Aſch-farbig und gleichſam marbrirt, inwendig roͤthlicht, ſchwer, dick und oͤlicht, lieblich von Geruch, muͤſſen auch im Munde einen ſcharffen aromatiſchen Geſchmack hinterlaſſen. Sie ſtaͤrcken die Nerven, das Ge- hirn, die Gebaͤhr-Mutter, Eingeweid und Magen; ſie dienen den ſchwan- gern Weibern die Frucht zu ſtaͤrcken und zu erhalten, zertheilen die Winde in der Colic. Nux moſchata Regia, Koͤnigs-Nuß, iſt auch eine Art der Muſca- ten-Nuͤſſe, welche an der Figur den andern zwar gleich kommen, aber nicht groͤſſer als eine dicke Erbſe ſeyn ſollen, ſind ſehr rar. Nux pinea, Zirbel-Nuß, Pinellen, Pinien, beſtehen aus laͤnglicht- runden kleinen Kernlein, welche in- und auswendig gantz weiß, und eines oͤlichten ſuͤſſen Geſchmacks ſind, kommen theils aus Jndien, theils Jtalien, allwo ſie um Ravenna haͤuffig wachſen. Wenn man ſie ſauber ſchaͤlt, wer- den ſie ſo wol in der Kuͤchen, als zur Artzney ſehr gebrauchet, abſonderlich fuͤr die Schwind- und Lungenſuͤchtigen, indem ſie gute Nahrung geben, und alle Schaͤrffe, auch den Stein beſaͤnfftigen, ſie mehren auch den Saa- men und ſtaͤrcken die Mannheit. Nux pontica, Welſche Haſelnuͤß, kommen aus Jtalien, ſind groß, dick, und beynah wie ein Hertz formiret. Nux regia, ſiehe juglans. Nux vomica, Kraͤhen-Augen, ſind runde zuſammen gedruckte Saamen-Kuͤchlein, als ein Dittgen groß, aͤuſſerlich grau und etwas wol- licht, wie Sammet anzugreiffen; inwendig wie Horn, auch ſo hart, kom- men von der Jnſul Ceylon aus Oſt-Jndien. Sie kommen von einem fremden Baum her, in deſſen Fruͤchten ſie in einem ſchleimichten Marck lie- gen. Man findet derer zweyerley Art, nemlich die groͤſſern und gemei- nen, aus Ceylon, und die kleineren; davon die erſten nur hier bekannt: muͤſſen noch friſch, ſchoͤn groß, Aſch-farbig und etwas gelbicht, nicht wurm- ſtichicht ſeyn. Haben eine gifftige Natur, daß auch ʒij. davon einen Men- ſchen toͤdten, in geringer Doſi aber machen ſie Vomitus. Es werden ſonſten alle vierfuͤßige Thiere, ſo blind zur Welt kommen, damit getoͤdtet. Nux vomica vera Antiquorum, die wahren Kraͤhen-Augen, ſind die Fabæ S. Ignatii, welche Serapio beſchreibet, und mit in den Theriac genommen werden. Siehe Fabæ. Nyctalops, Nyctalopia, hat zweyerley Bedeutung, (1) wenn man bey Nacht - Zeit, nachdem die Sonne untergangen, beſſer als bey Tage ſehen kan, (2) am Tage mittelmaͤßig, bey Nacht-Zeit aber und angezuͤn- deten L l l l 3

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/649>, abgerufen am 09.05.2024.