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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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wird auch das Loch in allen Wirbeln, der Rückgrad, Canalis genannt.
Bey den Chirurgis heist Canalis ein lang ausgehölt Instrument, in wel-
chem ein gebrochen Bein oder Schenckel verwahret wird.

Cancamum, ist ein Hartz eines fremden Baums, dessen Ursprung
noch nicht bekannt, dahero es auch nicht sonderlich aestimiret, und fast nie-
malen, es wäre denn nur zum äusserlichen Gebrauch, verschrieben wird;
saget Ettmüllerus Oper. Tom. I. pag. 699.

Cancer, ist ein vieldeutig Wort: (1) heist es ein Krebs, ein überall
bekannt Thier, auch Astacus genannt. Es sind Fluß- und See-Krebse;
in den Fluß-Krebsen finden sich die Steine, Lapides Cancrorum, oder die
Krebs-Augen, vornemlich nur zu der Zeit, wenn sie sich schälen oder
häuten im Majo, Junio und Julio, da denn derjenige weisse Safft, oder Li-
quor,
wormit sie erfüllet sind, in ihnen erhärtet, und zu diesen Steinlein
wird, welcher also in oder an den Mägen der Männlein gezeuget wird. Es
werffen aber die Krebse solche Steinlein entweder selbst von sich, welche et-
was blaulicht sind, und für die besten gehalten werden, oder man suchet sie
aus den gesottenen hervor, welche durch das Saltz, welches man hinein
wirfft, etwas geändert und weiß werden; daher kommt es auch, daß ins-
gemein zweyerley Sorten von den Oculis 69. gefunden werden, nemlich
Oculi 69. albi, die weissen, und Oculi 69. coerulei, die blauen Krebs-Steine.
Man hat sich wohl vorzusehen daß man keine falschen und nachgemachten
Krebs-Augen einkauffe. Diese haben eine sehr versüssende Krafft, wor-
mit sie alle widernatürliche Säure in dem menschlichen Leibe sehr brechen
und absorbiren, werden deßwegen wider den Sod, Colie, Seitenstechen,
Nieren- und Lenden-Stein, hitzige und Wechsel-Fieber, inn- und äusserli-
che Verwundung, täglich in der Artzney verschrieben. Die Krebse selbsten
werden mit grossem Nutzen zu den Wund-Träncken genommen, welches
Poterius Oper. pag. 314. gelehret, und allda ein Decoctum Vulnerarium
zum inn- und äufferlichen Gebrauch also beschrieben hat:

Astacor. fluviat. Num. XX.
radic. Aristoloch. rot. ß.
Symphyt. maj. j.
sol. Agrimon.
Alchimill.
Betonic.
Bugul.
Sanicul. an Mj.
Laß

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wird auch das Loch in allen Wirbeln, der Ruͤckgrad, Canalis genannt.
Bey den Chirurgis heiſt Canalis ein lang ausgehoͤlt Inſtrument, in wel-
chem ein gebrochen Bein oder Schenckel verwahret wird.

Cancamum, iſt ein Hartz eines fremden Baums, deſſen Urſprung
noch nicht bekannt, dahero es auch nicht ſonderlich æſtimiret, und faſt nie-
malen, es waͤre denn nur zum aͤuſſerlichen Gebrauch, verſchrieben wird;
ſaget Ettmüllerus Oper. Tom. I. pag. 699.

Cancer, iſt ein vieldeutig Wort: (1) heiſt es ein Krebs, ein uͤberall
bekannt Thier, auch Aſtacus genannt. Es ſind Fluß- und See-Krebſe;
in den Fluß-Krebſen finden ſich die Steine, Lapides Cancrorum, oder die
Krebs-Augen, vornemlich nur zu der Zeit, wenn ſie ſich ſchaͤlen oder
haͤuten im Majo, Junio und Julio, da denn derjenige weiſſe Safft, oder Li-
quor,
wormit ſie erfuͤllet ſind, in ihnen erhaͤrtet, und zu dieſen Steinlein
wird, welcher alſo in oder an den Maͤgen der Maͤnnlein gezeuget wird. Es
werffen aber die Krebſe ſolche Steinlein entweder ſelbſt von ſich, welche et-
was blaulicht ſind, und fuͤr die beſten gehalten werden, oder man ſuchet ſie
aus den geſottenen hervor, welche durch das Saltz, welches man hinein
wirfft, etwas geaͤndert und weiß werden; daher kommt es auch, daß ins-
gemein zweyerley Sorten von den Oculis 69. gefunden werden, nemlich
Oculi 69. albi, die weiſſen, und Oculi 69. cœrulei, die blauen Krebs-Steine.
Man hat ſich wohl vorzuſehen daß man keine falſchen und nachgemachten
Krebs-Augen einkauffe. Dieſe haben eine ſehr verſuͤſſende Krafft, wor-
mit ſie alle widernatuͤrliche Saͤure in dem menſchlichen Leibe ſehr brechen
und abſorbiren, werden deßwegen wider den Sod, Colie, Seitenſtechen,
Nieren- und Lenden-Stein, hitzige und Wechſel-Fieber, inn- und aͤuſſerli-
che Verwundung, taͤglich in der Artzney verſchrieben. Die Krebſe ſelbſten
werden mit groſſem Nutzen zu den Wund-Traͤncken genommen, welches
Poterius Oper. pag. 314. gelehret, und allda ein Decoctum Vulnerarium
zum inn- und aͤufferlichen Gebrauch alſo beſchrieben hat:

℞ Aſtacor. fluviat. Num. XX.
radic. Ariſtoloch. rot. ℥ß.
Symphyt. maj. ℥j.
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[151/0163] CA wird auch das Loch in allen Wirbeln, der Ruͤckgrad, Canalis genannt. Bey den Chirurgis heiſt Canalis ein lang ausgehoͤlt Inſtrument, in wel- chem ein gebrochen Bein oder Schenckel verwahret wird. Cancamum, iſt ein Hartz eines fremden Baums, deſſen Urſprung noch nicht bekannt, dahero es auch nicht ſonderlich æſtimiret, und faſt nie- malen, es waͤre denn nur zum aͤuſſerlichen Gebrauch, verſchrieben wird; ſaget Ettmüllerus Oper. Tom. I. pag. 699. Cancer, iſt ein vieldeutig Wort: (1) heiſt es ein Krebs, ein uͤberall bekannt Thier, auch Aſtacus genannt. Es ſind Fluß- und See-Krebſe; in den Fluß-Krebſen finden ſich die Steine, Lapides Cancrorum, oder die Krebs-Augen, vornemlich nur zu der Zeit, wenn ſie ſich ſchaͤlen oder haͤuten im Majo, Junio und Julio, da denn derjenige weiſſe Safft, oder Li- quor, wormit ſie erfuͤllet ſind, in ihnen erhaͤrtet, und zu dieſen Steinlein wird, welcher alſo in oder an den Maͤgen der Maͤnnlein gezeuget wird. Es werffen aber die Krebſe ſolche Steinlein entweder ſelbſt von ſich, welche et- was blaulicht ſind, und fuͤr die beſten gehalten werden, oder man ſuchet ſie aus den geſottenen hervor, welche durch das Saltz, welches man hinein wirfft, etwas geaͤndert und weiß werden; daher kommt es auch, daß ins- gemein zweyerley Sorten von den Oculis 69. gefunden werden, nemlich Oculi 69. albi, die weiſſen, und Oculi 69. cœrulei, die blauen Krebs-Steine. Man hat ſich wohl vorzuſehen daß man keine falſchen und nachgemachten Krebs-Augen einkauffe. Dieſe haben eine ſehr verſuͤſſende Krafft, wor- mit ſie alle widernatuͤrliche Saͤure in dem menſchlichen Leibe ſehr brechen und abſorbiren, werden deßwegen wider den Sod, Colie, Seitenſtechen, Nieren- und Lenden-Stein, hitzige und Wechſel-Fieber, inn- und aͤuſſerli- che Verwundung, taͤglich in der Artzney verſchrieben. Die Krebſe ſelbſten werden mit groſſem Nutzen zu den Wund-Traͤncken genommen, welches Poterius Oper. pag. 314. gelehret, und allda ein Decoctum Vulnerarium zum inn- und aͤufferlichen Gebrauch alſo beſchrieben hat: ℞ Aſtacor. fluviat. Num. XX. radic. Ariſtoloch. rot. ℥ß. Symphyt. maj. ℥j. ſol. Agrimon. Alchimill. Betonic. Bugul. Sanicul. ā Mj. Laß

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/163>, abgerufen am 21.11.2024.