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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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achtung betrachtet, -- welch eine künstliche
Verbindung der feinsten Fasern, die den Saft
aus der Erde an sich ziehn! welch eine Mannig-
faltigkeit der reizendsten Farben, in denen sie
glänzt! Nur der Unendliche, hatte die Macht
sie zu bilden, und der Unendliche hielt es sich
nicht zu klein, sie mit einer Pracht zu kleiden, welche
den üppigsten Aufwand der Kunst, und die glän-
zendsten Kleinodien des grösten Monarchen be-
schämt. Nur ein Sandkorn; ein Wassertrop-
fen, der unserm bloßen Auge so todt scheint,
durch ein Vergrößerungsglas angesehen, eine
kleine Welt, kaum sichtbarer Geschöpfe: und je-
des dieser kleinen Geschöpfe, jeder Wurm, den
der stolze Mensch unter seine Füße in den Staub
tritt, -- welch ein Gewebe der feinsten Adern
und Nerven! welche lebenvolle Thätigkeit! wel-
ches Bestreben, zu seiner Erhaltung, und Nah-
rung und Vermehrung! Wer lehrte die Ameise
ihre Wohnungen in der Erde bauen, und ihren
Vorrath für den Winter einsammeln? Wer un-
terwies die Biene in dem Kunstvollen Bau ih-
rer Zellen, und der Bereitung ihrer Speise?
Wer webte der Spinne das Nezz, in welchem
sie auf ihren Fang lauert? Wer hieß den Vogel
sein| Nest an die Zweige der Bäume hängen?

Wer



achtung betrachtet, — welch eine künſtliche
Verbindung der feinſten Faſern, die den Saft
aus der Erde an ſich ziehn! welch eine Mannig-
faltigkeit der reizendſten Farben, in denen ſie
glänzt! Nur der Unendliche, hatte die Macht
ſie zu bilden, und der Unendliche hielt es ſich
nicht zu klein, ſie mit einer Pracht zu kleiden, welche
den üppigſten Aufwand der Kunſt, und die glän-
zendſten Kleinodien des gröſten Monarchen be-
ſchämt. Nur ein Sandkorn; ein Waſſertrop-
fen, der unſerm bloßen Auge ſo todt ſcheint,
durch ein Vergrößerungsglas angeſehen, eine
kleine Welt, kaum ſichtbarer Geſchöpfe: und je-
des dieſer kleinen Geſchöpfe, jeder Wurm, den
der ſtolze Menſch unter ſeine Füße in den Staub
tritt, — welch ein Gewebe der feinſten Adern
und Nerven! welche lebenvolle Thätigkeit! wel-
ches Beſtreben, zu ſeiner Erhaltung, und Nah-
rung und Vermehrung! Wer lehrte die Ameiſe
ihre Wohnungen in der Erde bauen, und ihren
Vorrath für den Winter einſammeln? Wer un-
terwies die Biene in dem Kunſtvollen Bau ih-
rer Zellen, und der Bereitung ihrer Speiſe?
Wer webte der Spinne das Nezz, in welchem
ſie auf ihren Fang lauert? Wer hieß den Vogel
ſein| Neſt an die Zweige der Bäume hängen?

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[4/0056] achtung betrachtet, — welch eine künſtliche Verbindung der feinſten Faſern, die den Saft aus der Erde an ſich ziehn! welch eine Mannig- faltigkeit der reizendſten Farben, in denen ſie glänzt! Nur der Unendliche, hatte die Macht ſie zu bilden, und der Unendliche hielt es ſich nicht zu klein, ſie mit einer Pracht zu kleiden, welche den üppigſten Aufwand der Kunſt, und die glän- zendſten Kleinodien des gröſten Monarchen be- ſchämt. Nur ein Sandkorn; ein Waſſertrop- fen, der unſerm bloßen Auge ſo todt ſcheint, durch ein Vergrößerungsglas angeſehen, eine kleine Welt, kaum ſichtbarer Geſchöpfe: und je- des dieſer kleinen Geſchöpfe, jeder Wurm, den der ſtolze Menſch unter ſeine Füße in den Staub tritt, — welch ein Gewebe der feinſten Adern und Nerven! welche lebenvolle Thätigkeit! wel- ches Beſtreben, zu ſeiner Erhaltung, und Nah- rung und Vermehrung! Wer lehrte die Ameiſe ihre Wohnungen in der Erde bauen, und ihren Vorrath für den Winter einſammeln? Wer un- terwies die Biene in dem Kunſtvollen Bau ih- rer Zellen, und der Bereitung ihrer Speiſe? Wer webte der Spinne das Nezz, in welchem ſie auf ihren Fang lauert? Wer hieß den Vogel ſein| Neſt an die Zweige der Bäume hängen? Wer

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/56>, abgerufen am 24.11.2024.