O, wenn er doch schon über mir aufgegan- gen wäre! jener Feyertag ohne Abend, in den seligen Gefilden der Engel und Auserwählten! Wenn doch die neu aufgehende Sonne dieses Morgens, mir ein Vorbote von dem nahen Aufgange jener Sonne des ewigen Morgens wäre! -- Doch, hat dies Leben nicht auch manche süße unschuldige Reize für mich? Beten nicht noch die Meinigen für mein Leben, wie ich für das ihrige? Jch soll ja nicht mit unzufried- ner Ungeduld, sondern mit frommer Ergebung zu Gott, dem Tage meiner Vollendung entge- gen gehn. Wohl mir! wenn mitten in den Freuden des Lebens, der Wunsch einer beßern Welt, nur immer in meinem Herzen lebend und thätig bleibt! Wohl mir! wenn ich nur am Abend meines Lebens, -- er komme wann er soll, -- geschickt bin, dem Herrn der mich ruft, entgegenzurufen: Herr, ich bin bereit! Wohl mir! wenn ich mich in der Weisheit fleißig übe: alle Freuden dieser Zeit als eine Vorempfindung der Ewigkeit zu genießen.
Mit diesen heiligen Gelübden will ich heute dies neue Jahr meines Lebens beginnen: jeder künftige Morgen desselben, soll sie mir aufs neue
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O, wenn er doch ſchon über mir aufgegan- gen wäre! jener Feyertag ohne Abend, in den ſeligen Gefilden der Engel und Auserwählten! Wenn doch die neu aufgehende Sonne dieſes Morgens, mir ein Vorbote von dem nahen Aufgange jener Sonne des ewigen Morgens wäre! — Doch, hat dies Leben nicht auch manche ſüße unſchuldige Reize für mich? Beten nicht noch die Meinigen für mein Leben, wie ich für das ihrige? Jch ſoll ja nicht mit unzufried- ner Ungeduld, ſondern mit frommer Ergebung zu Gott, dem Tage meiner Vollendung entge- gen gehn. Wohl mir! wenn mitten in den Freuden des Lebens, der Wunſch einer beßern Welt, nur immer in meinem Herzen lebend und thätig bleibt! Wohl mir! wenn ich nur am Abend meines Lebens, — er komme wann er ſoll, — geſchickt bin, dem Herrn der mich ruft, entgegenzurufen: Herr, ich bin bereit! Wohl mir! wenn ich mich in der Weisheit fleißig übe: alle Freuden dieſer Zeit als eine Vorempfindung der Ewigkeit zu genießen.
Mit dieſen heiligen Gelübden will ich heute dies neue Jahr meines Lebens beginnen: jeder künftige Morgen deſſelben, ſoll ſie mir aufs neue
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O, wenn er doch ſchon über mir aufgegan-
gen wäre! jener Feyertag ohne Abend, in den
ſeligen Gefilden der Engel und Auserwählten!
Wenn doch die neu aufgehende Sonne dieſes
Morgens, mir ein Vorbote von dem nahen
Aufgange jener Sonne des ewigen Morgens
wäre! — Doch, hat dies Leben nicht auch
manche ſüße unſchuldige Reize für mich? Beten
nicht noch die Meinigen für mein Leben, wie ich
für das ihrige? Jch ſoll ja nicht mit unzufried-
ner Ungeduld, ſondern mit frommer Ergebung
zu Gott, dem Tage meiner Vollendung entge-
gen gehn. Wohl mir! wenn mitten in den
Freuden des Lebens, der Wunſch einer beßern
Welt, nur immer in meinem Herzen lebend und
thätig bleibt! Wohl mir! wenn ich nur am
Abend meines Lebens, — er komme wann er
ſoll, — geſchickt bin, dem Herrn der mich ruft,
entgegenzurufen: Herr, ich bin bereit! Wohl
mir! wenn ich mich in der Weisheit fleißig übe:
alle Freuden dieſer Zeit als eine Vorempfindung
der Ewigkeit zu genießen.
Mit dieſen heiligen Gelübden will ich heute
dies neue Jahr meines Lebens beginnen: jeder
künftige Morgen deſſelben, ſoll ſie mir aufs neue
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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/409>, abgerufen am 22.11.2024.
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