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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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XXIII.
Nachruhm, am Grabe Jesu.


Folge mir nach! so hör ich eine Stimme;
nicht vor meinen leiblichen Ohren, aber laut und
nachorücklich an mein Herz rufen: eine Stim-
me, nicht von den Freuden und Herrlichkeiten
dieser Welt, nein, von einem Orte, der weit
ausser den Gränzen irdischer Freuden, weit über
die Gränzen der Welt und Zeit entlegen ist: eine
Stimme, die von fernen Jahrhunderten her,
bis in die Ewigkeiten erschallt: die Stimme Je-
su Christi,
meines getödteten und verherrlichten
Erlösers, die mir von jenem, mit seinem Angst-
schweiße benetzten Oelberge, von seiner Gerichts-
stätte, von dem mit seinem Blute gefärbten To-
deshügel rief, -- ruft mir heute an seinem To-
destage, von seinem Grabe her: Folge mir
nach!
So will ich ihr denn folgen, dieser ern-
sten, feyerlichen, rührenden Stimme, und ans
Grab meines Erlösers treten. Sieht mein
leibliches Auge nicht die Stätte, wohin er gelegt
ward, so soll das Auge meines Geistes sie be-
schauen; kann ich nicht, mit jener kleinen Zahl
seiner Freunde, hingelehnt an sein Grab, um

ihn


XXIII.
Nachruhm, am Grabe Jeſu.


Folge mir nach! ſo hör ich eine Stimme;
nicht vor meinen leiblichen Ohren, aber laut und
nachorücklich an mein Herz rufen: eine Stim-
me, nicht von den Freuden und Herrlichkeiten
dieſer Welt, nein, von einem Orte, der weit
auſſer den Gränzen irdiſcher Freuden, weit über
die Gränzen der Welt und Zeit entlegen iſt: eine
Stimme, die von fernen Jahrhunderten her,
bis in die Ewigkeiten erſchallt: die Stimme Je-
ſu Chriſti,
meines getödteten und verherrlichten
Erlöſers, die mir von jenem, mit ſeinem Angſt-
ſchweiße benetzten Oelberge, von ſeiner Gerichts-
ſtätte, von dem mit ſeinem Blute gefärbten To-
deshügel rief, — ruft mir heute an ſeinem To-
destage, von ſeinem Grabe her: Folge mir
nach!
So will ich ihr denn folgen, dieſer ern-
ſten, feyerlichen, rührenden Stimme, und ans
Grab meines Erlöſers treten. Sieht mein
leibliches Auge nicht die Stätte, wohin er gelegt
ward, ſo ſoll das Auge meines Geiſtes ſie be-
ſchauen; kann ich nicht, mit jener kleinen Zahl
ſeiner Freunde, hingelehnt an ſein Grab, um

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[306/0358] XXIII. Nachruhm, am Grabe Jeſu. Folge mir nach! ſo hör ich eine Stimme; nicht vor meinen leiblichen Ohren, aber laut und nachorücklich an mein Herz rufen: eine Stim- me, nicht von den Freuden und Herrlichkeiten dieſer Welt, nein, von einem Orte, der weit auſſer den Gränzen irdiſcher Freuden, weit über die Gränzen der Welt und Zeit entlegen iſt: eine Stimme, die von fernen Jahrhunderten her, bis in die Ewigkeiten erſchallt: die Stimme Je- ſu Chriſti, meines getödteten und verherrlichten Erlöſers, die mir von jenem, mit ſeinem Angſt- ſchweiße benetzten Oelberge, von ſeiner Gerichts- ſtätte, von dem mit ſeinem Blute gefärbten To- deshügel rief, — ruft mir heute an ſeinem To- destage, von ſeinem Grabe her: Folge mir nach! So will ich ihr denn folgen, dieſer ern- ſten, feyerlichen, rührenden Stimme, und ans Grab meines Erlöſers treten. Sieht mein leibliches Auge nicht die Stätte, wohin er gelegt ward, ſo ſoll das Auge meines Geiſtes ſie be- ſchauen; kann ich nicht, mit jener kleinen Zahl ſeiner Freunde, hingelehnt an ſein Grab, um ihn

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/358>, abgerufen am 28.06.2024.