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Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.

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war, die nun bald seine Seele beklemmen sollte:
bei so manchen gefahrvollen Anschlägen seiner
Feinde, denen Jesus bisher immer, bald durch
Vorsicht, bald durch Beweise seiner überirdischen
Macht entgangen war, hatten sie nie das Ent-
setzen erfahren, mit welchem der Anblick einer
sie umgebenden gewaffneten Menge, die ihren
Herrn schon gefeßelt hielt, unter dem Leuchten
der Fackeln, in der einsamen dunkeln graunvol-
len Nacht, ihr Herz bestürmen würde. Die
meisten unter ihnen waren sogar zu schwach, als
daß Jesus sie seine tiefste Bangigkeit erfahren
laßen durfte, ohne sie ganz muthlos zu machen,
und ihren Glauben an ihn in zu große Gefahr zu
setzen. "Verweilt hie:" spricht er zu der größern
Zahl, wie sie in Gethsemane am Fuße des Oel-
bergs angekommen waren, ich will mich zum
Gebet dort in die Einsamkeit begeben. Nur
Petrus, Jacobus und Johannes durften ihn
etwas weiter begleiten; sie hatten ihn, den sie
hier am Oelberg im Staube zitternd und zagend
liegen sahn, einst auf jenem Berge mit Him-
melsglanz bekleidet gesehn. Aber auch ihr An-
blick scheint seine Marter zu vervielfältigen; Er
kann es seinen Freunden nicht verheelen: "meine
Seele ist betrübt bis in den Tod:"
Sie schwei-

gen,
O 4



war, die nun bald ſeine Seele beklemmen ſollte:
bei ſo manchen gefahrvollen Anſchlägen ſeiner
Feinde, denen Jeſus bisher immer, bald durch
Vorſicht, bald durch Beweiſe ſeiner überirdiſchen
Macht entgangen war, hatten ſie nie das Ent-
ſetzen erfahren, mit welchem der Anblick einer
ſie umgebenden gewaffneten Menge, die ihren
Herrn ſchon gefeßelt hielt, unter dem Leuchten
der Fackeln, in der einſamen dunkeln graunvol-
len Nacht, ihr Herz beſtürmen würde. Die
meiſten unter ihnen waren ſogar zu ſchwach, als
daß Jeſus ſie ſeine tiefſte Bangigkeit erfahren
laßen durfte, ohne ſie ganz muthlos zu machen,
und ihren Glauben an ihn in zu große Gefahr zu
ſetzen. “Verweilt hie:“ ſpricht er zu der größern
Zahl, wie ſie in Gethſemane am Fuße des Oel-
bergs angekommen waren, ich will mich zum
Gebet dort in die Einſamkeit begeben. Nur
Petrus, Jacobus und Johannes durften ihn
etwas weiter begleiten; ſie hatten ihn, den ſie
hier am Oelberg im Staube zitternd und zagend
liegen ſahn, einſt auf jenem Berge mit Him-
melsglanz bekleidet geſehn. Aber auch ihr An-
blick ſcheint ſeine Marter zu vervielfältigen; Er
kann es ſeinen Freunden nicht verheelen: “meine
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gen,
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[215/0267] war, die nun bald ſeine Seele beklemmen ſollte: bei ſo manchen gefahrvollen Anſchlägen ſeiner Feinde, denen Jeſus bisher immer, bald durch Vorſicht, bald durch Beweiſe ſeiner überirdiſchen Macht entgangen war, hatten ſie nie das Ent- ſetzen erfahren, mit welchem der Anblick einer ſie umgebenden gewaffneten Menge, die ihren Herrn ſchon gefeßelt hielt, unter dem Leuchten der Fackeln, in der einſamen dunkeln graunvol- len Nacht, ihr Herz beſtürmen würde. Die meiſten unter ihnen waren ſogar zu ſchwach, als daß Jeſus ſie ſeine tiefſte Bangigkeit erfahren laßen durfte, ohne ſie ganz muthlos zu machen, und ihren Glauben an ihn in zu große Gefahr zu ſetzen. “Verweilt hie:“ ſpricht er zu der größern Zahl, wie ſie in Gethſemane am Fuße des Oel- bergs angekommen waren, ich will mich zum Gebet dort in die Einſamkeit begeben. Nur Petrus, Jacobus und Johannes durften ihn etwas weiter begleiten; ſie hatten ihn, den ſie hier am Oelberg im Staube zitternd und zagend liegen ſahn, einſt auf jenem Berge mit Him- melsglanz bekleidet geſehn. Aber auch ihr An- blick ſcheint ſeine Marter zu vervielfältigen; Er kann es ſeinen Freunden nicht verheelen: “meine Seele iſt betrübt bis in den Tod:“ Sie ſchwei- gen, O 4

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Zitationshilfe: Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolfrath_freuden_1784/267>, abgerufen am 25.11.2024.