Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.sank, und voll Großmuth und Liebe, den Ban- den, der Marter, und dem Tode entgegen gieng. Dort seh ich ihn, den erhabensten aller Menschenfreunde, den zärtlichsten Freund seiner Geliebten; in der trauervollen Scheidensstunde von den Seinigen, bei dem lezten frenndschaft- lichen Mahle! wie er, schon der nahen Tren- nung sich bewust, nur für ihren Trost beküm- mert, ihnen das lezte Denkmal seiner Liebe, jenes heilige Mahl, verordnet, bei welchem sie künf- tig, mit froher Hoffnung seines Wiedersehns, seiner sich erinnern mögten. Ich versetze mich unter sie, und seh in Jesu Christo auch meinen Freund, meinen Erlöser, und hör ihn, mich so zärtlich, wie sie, um die Beobachtung seines lez- ten Willens bitten: Esset und trinket zu mei- nem Gedächtniß. Ich will ihn heute an sei- nem Altare erfüllen. Alles redet mir dort vom Tode meines Herrn: aus welcher Absicht könnt ich sonst hinzutreten wollen, als mir und meinen Brüdern seinen Tod zu verkündigen? Was verkündigt mir denn das Gedächt- ich N 3
ſank, und voll Großmuth und Liebe, den Ban- den, der Marter, und dem Tode entgegen gieng. Dort ſeh ich ihn, den erhabenſten aller Menſchenfreunde, den zärtlichſten Freund ſeiner Geliebten; in der trauervollen Scheidensſtunde von den Seinigen, bei dem lezten frenndſchaft- lichen Mahle! wie er, ſchon der nahen Tren- nung ſich bewuſt, nur für ihren Troſt beküm- mert, ihnen das lezte Denkmal ſeiner Liebe, jenes heilige Mahl, verordnet, bei welchem ſie künf- tig, mit froher Hoffnung ſeines Wiederſehns, ſeiner ſich erinnern mögten. Ich verſetze mich unter ſie, und ſeh in Jeſu Chriſto auch meinen Freund, meinen Erlöſer, und hör ihn, mich ſo zärtlich, wie ſie, um die Beobachtung ſeines lez- ten Willens bitten: Eſſet und trinket zu mei- nem Gedächtniß. Ich will ihn heute an ſei- nem Altare erfüllen. Alles redet mir dort vom Tode meines Herrn: aus welcher Abſicht könnt ich ſonſt hinzutreten wollen, als mir und meinen Brüdern ſeinen Tod zu verkündigen? Was verkündigt mir denn das Gedächt- ich N 3
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ſank, und voll Großmuth und Liebe, den Ban-
den, der Marter, und dem Tode entgegen
gieng. Dort ſeh ich ihn, den erhabenſten aller
Menſchenfreunde, den zärtlichſten Freund ſeiner
Geliebten; in der trauervollen Scheidensſtunde
von den Seinigen, bei dem lezten frenndſchaft-
lichen Mahle! wie er, ſchon der nahen Tren-
nung ſich bewuſt, nur für ihren Troſt beküm-
mert, ihnen das lezte Denkmal ſeiner Liebe, jenes
heilige Mahl, verordnet, bei welchem ſie künf-
tig, mit froher Hoffnung ſeines Wiederſehns,
ſeiner ſich erinnern mögten. Ich verſetze mich
unter ſie, und ſeh in Jeſu Chriſto auch meinen
Freund, meinen Erlöſer, und hör ihn, mich ſo
zärtlich, wie ſie, um die Beobachtung ſeines lez-
ten Willens bitten: Eſſet und trinket zu mei-
nem Gedächtniß. Ich will ihn heute an ſei-
nem Altare erfüllen. Alles redet mir dort vom
Tode meines Herrn: aus welcher Abſicht könnt
ich ſonſt hinzutreten wollen, als mir und meinen
Brüdern ſeinen Tod zu verkündigen?
Was verkündigt mir denn das Gedächt-
niß jener leidenvollen Nacht? Was jenes Brodt,
jener Wein, die theuren Pfänder des getödteten
Leibes, des vergoßenen Blutes Jeſu Chriſti, die
ich
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