Wolfrath, Friedrich Wilhelm: Freuden der einsamen Andacht für denkende Christen. Hamburg/Kiel, 1784.Näher dringt die Ewigkeit; Und mein Herz entflieht ihr weit? Gott! ich fühle keine Kraft, Mich vom Traume zu erheben; Sieger meiner Leidenschaft, Dir und meiner Pflicht zu leben; Und den Lüsten zu entfliehn, Die mich stark zur Erde ziehn. Laß mir deine Majestät Unverrückt vor Augen schweben! Laß, mit brünstigem Gebet, Oft mein Herz zu dir sich heben! Gieb, zum Sieg der Leidenschaft, Täglich mir mehr Licht und Kraft! Laß, von deiner Liebe, mich Weder Furcht noch Hoffnung scheiden! Ach! wo fänd ich, ohne dich, Ruh im Glück, und Trost im Leiden? Friede, den die Welt nicht giebt, Wohnt im Herzen, das dich liebt. Zieh mein Herz zu dir hinauf! Daß ich oft, in deiner Höhe, Wonne, nach vollbrachtem Lauf, Kronen jener Sieger, sehe; Ueberwinde, und getreu Bis zum Tode, Gott, dir sey! XII.
Näher dringt die Ewigkeit; Und mein Herz entflieht ihr weit? Gott! ich fühle keine Kraft, Mich vom Traume zu erheben; Sieger meiner Leidenſchaft, Dir und meiner Pflicht zu leben; Und den Lüſten zu entfliehn, Die mich ſtark zur Erde ziehn. Laß mir deine Majeſtät Unverrückt vor Augen ſchweben! Laß, mit brünſtigem Gebet, Oft mein Herz zu dir ſich heben! Gieb, zum Sieg der Leidenſchaft, Täglich mir mehr Licht und Kraft! Laß, von deiner Liebe, mich Weder Furcht noch Hoffnung ſcheiden! Ach! wo fänd ich, ohne dich, Ruh im Glück, und Troſt im Leiden? Friede, den die Welt nicht giebt, Wohnt im Herzen, das dich liebt. Zieh mein Herz zu dir hinauf! Daß ich oft, in deiner Höhe, Wonne, nach vollbrachtem Lauf, Kronen jener Sieger, ſehe; Ueberwinde, und getreu Bis zum Tode, Gott, dir ſey! XII.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0195" n="143"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg n="9"> <l>Näher dringt die Ewigkeit;</l><lb/> <l>Und mein Herz entflieht ihr weit?</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Gott! ich fühle keine Kraft,</l><lb/> <l>Mich vom Traume zu erheben;</l><lb/> <l>Sieger meiner Leidenſchaft,</l><lb/> <l>Dir und meiner Pflicht zu leben;</l><lb/> <l>Und den Lüſten zu entfliehn,</l><lb/> <l>Die mich ſtark zur Erde ziehn.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Laß mir deine Majeſtät</l><lb/> <l>Unverrückt vor Augen ſchweben!</l><lb/> <l>Laß, mit brünſtigem Gebet,</l><lb/> <l>Oft mein Herz zu dir ſich heben!</l><lb/> <l>Gieb, zum Sieg der Leidenſchaft,</l><lb/> <l>Täglich mir mehr Licht und Kraft!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Laß, von deiner Liebe, mich</l><lb/> <l>Weder Furcht noch Hoffnung ſcheiden!</l><lb/> <l>Ach! wo fänd ich, ohne dich,</l><lb/> <l>Ruh im Glück, und Troſt im Leiden?</l><lb/> <l>Friede, den die Welt nicht giebt,</l><lb/> <l>Wohnt im Herzen, das dich liebt.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Zieh mein Herz zu dir hinauf!</l><lb/> <l>Daß ich oft, in deiner Höhe,</l><lb/> <l>Wonne, nach vollbrachtem Lauf,</l><lb/> <l>Kronen jener Sieger, ſehe;</l><lb/> <l>Ueberwinde, und getreu</l><lb/> <l>Bis zum Tode, Gott, dir ſey!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">XII.</hi> </fw><lb/> </body> </text> </TEI> [143/0195]
Näher dringt die Ewigkeit;
Und mein Herz entflieht ihr weit?
Gott! ich fühle keine Kraft,
Mich vom Traume zu erheben;
Sieger meiner Leidenſchaft,
Dir und meiner Pflicht zu leben;
Und den Lüſten zu entfliehn,
Die mich ſtark zur Erde ziehn.
Laß mir deine Majeſtät
Unverrückt vor Augen ſchweben!
Laß, mit brünſtigem Gebet,
Oft mein Herz zu dir ſich heben!
Gieb, zum Sieg der Leidenſchaft,
Täglich mir mehr Licht und Kraft!
Laß, von deiner Liebe, mich
Weder Furcht noch Hoffnung ſcheiden!
Ach! wo fänd ich, ohne dich,
Ruh im Glück, und Troſt im Leiden?
Friede, den die Welt nicht giebt,
Wohnt im Herzen, das dich liebt.
Zieh mein Herz zu dir hinauf!
Daß ich oft, in deiner Höhe,
Wonne, nach vollbrachtem Lauf,
Kronen jener Sieger, ſehe;
Ueberwinde, und getreu
Bis zum Tode, Gott, dir ſey!
XII.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |