Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
IV. Theil 4. Hauptstück.
§. 1130.
Von öf-
fentlichen
Dingen.

Weil man die öffentlichen Dinge in ei-
ne vermischte Gemeinschaft eines gantzen
Volcks gebracht hat (§. 1128.); so sind sie
das Eigenthum des gantzen Volcks,
allen aber kommt ohne Unterschied ihr
Gebrauch zu, iedoch kann sich ihrer
niemand anders bedienen, als daß da-
bey dem öffentlichen oder allen ge-
meinschaftlichen Gebrauch nichts ab-
gehe
(§. 197.). Und weil ein Eigenthümer
das Recht, welches er an einer gewissen Sa-
che hat, auf einen andern bringen kann (§.
314.); so kann auch das Eigenthum ü-
ber die öffentlichen Sachen auf den
Regenten des Staats, als welchem
nicht nur die Herrschaft über die öf-
fentlichen Oerter zugehört, sondern
der auch das vorzügliche Eigenthum
an den öffentlichen Sachen hat, kom-
men, so daß entweder aller, oder we-
nigstens einiger Gebrauch bey dem
Volcke bleibet, worüber der Oberherr,
wie es der gemeine Nutzen erfordert,
das Recht Einrichtungen zu machen
hat
(§. 976.).

§. 1131.
Von dem
Recht
durch ein
fremd
Gebiete
zu gehen,

Vermöge des Rechtes des unschädlichen
Gebrauchs, welcher aus der ursprünglichen
Gemeinschaft noch übrig ist (§. 311.), muß
man denen Fremden und ihren Waa-
ren einen Durchgang durch Länder

und
IV. Theil 4. Hauptſtuͤck.
§. 1130.
Von oͤf-
fentlichen
Dingen.

Weil man die oͤffentlichen Dinge in ei-
ne vermiſchte Gemeinſchaft eines gantzen
Volcks gebracht hat (§. 1128.); ſo ſind ſie
das Eigenthum des gantzen Volcks,
allen aber kommt ohne Unterſchied ihr
Gebrauch zu, iedoch kann ſich ihrer
niemand anders bedienen, als daß da-
bey dem oͤffentlichen oder allen ge-
meinſchaftlichen Gebrauch nichts ab-
gehe
(§. 197.). Und weil ein Eigenthuͤmer
das Recht, welches er an einer gewiſſen Sa-
che hat, auf einen andern bringen kann (§.
314.); ſo kann auch das Eigenthum uͤ-
ber die oͤffentlichen Sachen auf den
Regenten des Staats, als welchem
nicht nur die Herrſchaft uͤber die oͤf-
fentlichen Oerter zugehoͤrt, ſondern
der auch das vorzuͤgliche Eigenthum
an den oͤffentlichen Sachen hat, kom-
men, ſo daß entweder aller, oder we-
nigſtens einiger Gebrauch bey dem
Volcke bleibet, woruͤber der Oberherr,
wie es der gemeine Nutzen erfordert,
das Recht Einrichtungen zu machen
hat
(§. 976.).

§. 1131.
Von dem
Recht
durch ein
fremd
Gebiete
zu gehen,

Vermoͤge des Rechtes des unſchaͤdlichen
Gebrauchs, welcher aus der urſpruͤnglichen
Gemeinſchaft noch uͤbrig iſt (§. 311.), muß
man denen Fremden und ihren Waa-
ren einen Durchgang durch Laͤnder

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0860" n="824"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#b">Theil 4. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1130.</head><lb/>
              <note place="left">Von o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen<lb/>
Dingen.</note>
              <p>Weil man <hi rendition="#fr">die o&#x0364;ffentlichen Dinge</hi> in ei-<lb/>
ne vermi&#x017F;chte Gemein&#x017F;chaft eines gantzen<lb/>
Volcks gebracht hat (§. 1128.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
das Eigenthum des gantzen Volcks,<lb/>
allen aber kommt ohne Unter&#x017F;chied ihr<lb/>
Gebrauch zu, iedoch kann &#x017F;ich ihrer<lb/>
niemand anders bedienen, als daß da-<lb/>
bey dem o&#x0364;ffentlichen oder allen ge-<lb/>
mein&#x017F;chaftlichen Gebrauch nichts ab-<lb/>
gehe</hi> (§. 197.). Und weil ein Eigenthu&#x0364;mer<lb/>
das Recht, welches er an einer gewi&#x017F;&#x017F;en Sa-<lb/>
che hat, auf einen andern bringen kann (§.<lb/>
314.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann</hi> auch <hi rendition="#fr">das Eigenthum u&#x0364;-<lb/>
ber die o&#x0364;ffentlichen Sachen auf den<lb/>
Regenten des Staats, als welchem<lb/>
nicht nur die Herr&#x017F;chaft u&#x0364;ber die o&#x0364;f-<lb/>
fentlichen Oerter zugeho&#x0364;rt, &#x017F;ondern<lb/>
der auch das vorzu&#x0364;gliche Eigenthum<lb/>
an den o&#x0364;ffentlichen Sachen hat, kom-<lb/>
men, &#x017F;o daß entweder aller, oder we-<lb/>
nig&#x017F;tens einiger Gebrauch bey dem<lb/>
Volcke bleibet, woru&#x0364;ber der Oberherr,<lb/>
wie es der gemeine Nutzen erfordert,<lb/>
das Recht Einrichtungen zu machen<lb/>
hat</hi> (§. 976.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1131.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Recht<lb/>
durch ein<lb/>
fremd<lb/>
Gebiete<lb/>
zu gehen,</note>
              <p>Vermo&#x0364;ge des Rechtes des un&#x017F;cha&#x0364;dlichen<lb/>
Gebrauchs, welcher aus der ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen<lb/>
Gemein&#x017F;chaft noch u&#x0364;brig i&#x017F;t (§. 311.), <hi rendition="#fr">muß<lb/>
man denen Fremden und ihren Waa-<lb/>
ren einen Durchgang durch La&#x0364;nder</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">und</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[824/0860] IV. Theil 4. Hauptſtuͤck. §. 1130. Weil man die oͤffentlichen Dinge in ei- ne vermiſchte Gemeinſchaft eines gantzen Volcks gebracht hat (§. 1128.); ſo ſind ſie das Eigenthum des gantzen Volcks, allen aber kommt ohne Unterſchied ihr Gebrauch zu, iedoch kann ſich ihrer niemand anders bedienen, als daß da- bey dem oͤffentlichen oder allen ge- meinſchaftlichen Gebrauch nichts ab- gehe (§. 197.). Und weil ein Eigenthuͤmer das Recht, welches er an einer gewiſſen Sa- che hat, auf einen andern bringen kann (§. 314.); ſo kann auch das Eigenthum uͤ- ber die oͤffentlichen Sachen auf den Regenten des Staats, als welchem nicht nur die Herrſchaft uͤber die oͤf- fentlichen Oerter zugehoͤrt, ſondern der auch das vorzuͤgliche Eigenthum an den oͤffentlichen Sachen hat, kom- men, ſo daß entweder aller, oder we- nigſtens einiger Gebrauch bey dem Volcke bleibet, woruͤber der Oberherr, wie es der gemeine Nutzen erfordert, das Recht Einrichtungen zu machen hat (§. 976.). §. 1131. Vermoͤge des Rechtes des unſchaͤdlichen Gebrauchs, welcher aus der urſpruͤnglichen Gemeinſchaft noch uͤbrig iſt (§. 311.), muß man denen Fremden und ihren Waa- ren einen Durchgang durch Laͤnder und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/860
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/860>, abgerufen am 23.11.2024.