Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den verschiedenen Arten der Republick.
wiß seyn möge, damit alle Unruhen, welche
sich leichtlich bey einer Wahl hervor zu thun
pflegen, vermieden würden: so hat das
Volck in einem zweifelhaften Falle die
Vermuthung vor sich, daß es dasjeni-
ge gewollt habe, was die Nachfolge
gewiß machet.

§. 1009.

Jn einem eigenthümlichen ReicheVon der
Folge in
einem ei-
genthüm-
lichen
Reiche.

kann der zeitige König über die Herrschaft
selbst die Einrichtung machen (§. 986.); und
daher kann er sich zu seinem Nachfol-
ger erwählen, wen er nur will, es
mag ein Anverwandter, oder kein An-
verwandter, oder gar ein Ausländer
seyn, ja er kann seinen Printzen selbst
enterben,
daß er ihm nicht folgen darf. Und
da ein eigenthümliches Reich entweder
vollkommen eigenthümlich ist, wenn der
König die Herrschaft völlig eigenthümlich hat,
oder unvollkommen eigenthümlich,
wenn der König allein das Recht besitzet, die
Herrschaft nach Gefallen auf einen andern zu
bringen; so ist offenbar, daß der König
in einem vollkommen eigenthümlichen
Reiche die Herrschaft nicht nur in Ab-
sicht auf die Rechte (§. 983.), sondern
auch in Absicht auf Land und Leute
vertheilen könne
(in partes potentiales &
subjectivas).

§. 1010.

Nämlich die Herrschaft über die Personen,Von der
Theilung

welche
Z z 2

Von den verſchiedenen Arten der Republick.
wiß ſeyn moͤge, damit alle Unruhen, welche
ſich leichtlich bey einer Wahl hervor zu thun
pflegen, vermieden wuͤrden: ſo hat das
Volck in einem zweifelhaften Falle die
Vermuthung vor ſich, daß es dasjeni-
ge gewollt habe, was die Nachfolge
gewiß machet.

§. 1009.

Jn einem eigenthuͤmlichen ReicheVon der
Folge in
einem ei-
genthuͤm-
lichen
Reiche.

kann der zeitige Koͤnig uͤber die Herrſchaft
ſelbſt die Einrichtung machen (§. 986.); und
daher kann er ſich zu ſeinem Nachfol-
ger erwaͤhlen, wen er nur will, es
mag ein Anverwandter, oder kein An-
verwandter, oder gar ein Auslaͤnder
ſeyn, ja er kann ſeinen Printzen ſelbſt
enterben,
daß er ihm nicht folgen darf. Und
da ein eigenthuͤmliches Reich entweder
vollkommen eigenthuͤmlich iſt, wenn der
Koͤnig die Herrſchaft voͤllig eigenthuͤmlich hat,
oder unvollkommen eigenthuͤmlich,
wenn der Koͤnig allein das Recht beſitzet, die
Herrſchaft nach Gefallen auf einen andern zu
bringen; ſo iſt offenbar, daß der Koͤnig
in einem vollkommen eigenthuͤmlichen
Reiche die Herrſchaft nicht nur in Ab-
ſicht auf die Rechte (§. 983.), ſondern
auch in Abſicht auf Land und Leute
vertheilen koͤnne
(in partes potentiales &
ſubjectivas).

§. 1010.

Naͤmlich die Herrſchaft uͤber die Perſonen,Von der
Theilung

welche
Z z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0759" n="723"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den ver&#x017F;chiedenen Arten der Republick.</hi></fw><lb/>
wiß &#x017F;eyn mo&#x0364;ge, damit alle Unruhen, welche<lb/>
&#x017F;ich leichtlich bey einer Wahl hervor zu thun<lb/>
pflegen, vermieden wu&#x0364;rden: <hi rendition="#fr">&#x017F;o hat das<lb/>
Volck in einem zweifelhaften Falle die<lb/>
Vermuthung vor &#x017F;ich, daß es dasjeni-<lb/>
ge gewollt habe, was die Nachfolge<lb/>
gewiß machet.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1009.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#fr">Jn einem eigenthu&#x0364;mlichen Reiche</hi><note place="right">Von der<lb/>
Folge in<lb/>
einem ei-<lb/>
genthu&#x0364;m-<lb/>
lichen<lb/>
Reiche.</note><lb/>
kann <hi rendition="#fr">der zeitige Ko&#x0364;nig</hi> u&#x0364;ber die Herr&#x017F;chaft<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Einrichtung machen (§. 986.); und<lb/>
daher <hi rendition="#fr">kann er &#x017F;ich zu &#x017F;einem Nachfol-<lb/>
ger erwa&#x0364;hlen, wen er nur will, es<lb/>
mag ein Anverwandter, oder kein An-<lb/>
verwandter, oder gar ein Ausla&#x0364;nder<lb/>
&#x017F;eyn, ja er kann &#x017F;einen Printzen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
enterben,</hi> daß er ihm nicht folgen darf. Und<lb/>
da <hi rendition="#fr">ein eigenthu&#x0364;mliches Reich</hi> entweder<lb/><hi rendition="#fr">vollkommen eigenthu&#x0364;mlich</hi> i&#x017F;t, wenn der<lb/>
Ko&#x0364;nig die Herr&#x017F;chaft vo&#x0364;llig eigenthu&#x0364;mlich hat,<lb/>
oder <hi rendition="#fr">unvollkommen eigenthu&#x0364;mlich,</hi><lb/>
wenn der Ko&#x0364;nig allein das Recht be&#x017F;itzet, die<lb/>
Herr&#x017F;chaft nach Gefallen auf einen andern zu<lb/>
bringen; &#x017F;o i&#x017F;t offenbar, <hi rendition="#fr">daß der Ko&#x0364;nig<lb/>
in einem vollkommen eigenthu&#x0364;mlichen<lb/>
Reiche die Herr&#x017F;chaft nicht nur in Ab-<lb/>
&#x017F;icht auf die Rechte (§. 983.), &#x017F;ondern<lb/>
auch in Ab&#x017F;icht auf Land und Leute<lb/>
vertheilen ko&#x0364;nne</hi> <hi rendition="#aq">(in partes potentiales &amp;<lb/>
&#x017F;ubjectivas).</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1010.</head><lb/>
                <p>Na&#x0364;mlich die Herr&#x017F;chaft u&#x0364;ber die Per&#x017F;onen,<note place="right">Von der<lb/>
Theilung</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[723/0759] Von den verſchiedenen Arten der Republick. wiß ſeyn moͤge, damit alle Unruhen, welche ſich leichtlich bey einer Wahl hervor zu thun pflegen, vermieden wuͤrden: ſo hat das Volck in einem zweifelhaften Falle die Vermuthung vor ſich, daß es dasjeni- ge gewollt habe, was die Nachfolge gewiß machet. §. 1009. Jn einem eigenthuͤmlichen Reiche kann der zeitige Koͤnig uͤber die Herrſchaft ſelbſt die Einrichtung machen (§. 986.); und daher kann er ſich zu ſeinem Nachfol- ger erwaͤhlen, wen er nur will, es mag ein Anverwandter, oder kein An- verwandter, oder gar ein Auslaͤnder ſeyn, ja er kann ſeinen Printzen ſelbſt enterben, daß er ihm nicht folgen darf. Und da ein eigenthuͤmliches Reich entweder vollkommen eigenthuͤmlich iſt, wenn der Koͤnig die Herrſchaft voͤllig eigenthuͤmlich hat, oder unvollkommen eigenthuͤmlich, wenn der Koͤnig allein das Recht beſitzet, die Herrſchaft nach Gefallen auf einen andern zu bringen; ſo iſt offenbar, daß der Koͤnig in einem vollkommen eigenthuͤmlichen Reiche die Herrſchaft nicht nur in Ab- ſicht auf die Rechte (§. 983.), ſondern auch in Abſicht auf Land und Leute vertheilen koͤnne (in partes potentiales & ſubjectivas). Von der Folge in einem ei- genthuͤm- lichen Reiche. §. 1010. Naͤmlich die Herrſchaft uͤber die Perſonen, welche Von der Theilung Z z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/759
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/759>, abgerufen am 21.11.2024.