ner(debitor, mutuatarius). Weil man ei- ne Sache nicht verzehren darf, wenn sie nicht unser (§. 195.); so muß der Gläubiger dem Schuldner das Eigenthum abtre- ten. Weil er aber die Sache nicht schenckt (§. 475.), sondern bloß den Gebrauch dersel- ben erlaubt (vermöge der Erklärung); folg- lich will, daß ihm dieselbe wiedergegeben wer- de, hingegen eben dieselbe Sache, da sie ver- zehret worden, nicht wiedergegeben werden kann (§. 515.); so muß eine Sache von eben der Art wiedergegeben werden; folglich müssen diejenigen Dinge, welche geborgt werden, gleichgültige Sachen seyn (§. 527.), und was wiedergege- ben wird, muß von eben der Gattung, Grösse und Güte seyn, als was geborgt worden.
§. 529.
Weil bey dem Borgen das Eigenthum ab-Wer bor- gen kann, und von einer ei- nem an- dern zu- gehöri- gen Sa- che, die geborgt worden. getreten wird; so kann niemand eine Sa- che verborgen, als der Eigenthums- herr (§. 257.). Wenn demnach eines andern Sache geborgt wird, so ist der Contract an und vor sich selbst nich- tig; folglich wenn die Sache noch nicht verzehrt worden ist, so kann der Ei- genthumsherr sich dieselbe wieder zu- eignen (§. 262.); wenn sie aber ver- zehrt worden, so ist der Schuldner gehalten den Werth zu ersetzen (§. 271.); denn er ist demselben nicht aus dem Contracte
verbun-
X 5
Contracten.
ner(debitor, mutuatarius). Weil man ei- ne Sache nicht verzehren darf, wenn ſie nicht unſer (§. 195.); ſo muß der Glaͤubiger dem Schuldner das Eigenthum abtre- ten. Weil er aber die Sache nicht ſchenckt (§. 475.), ſondern bloß den Gebrauch derſel- ben erlaubt (vermoͤge der Erklaͤrung); folg- lich will, daß ihm dieſelbe wiedergegeben wer- de, hingegen eben dieſelbe Sache, da ſie ver- zehret worden, nicht wiedergegeben werden kann (§. 515.); ſo muß eine Sache von eben der Art wiedergegeben werden; folglich muͤſſen diejenigen Dinge, welche geborgt werden, gleichguͤltige Sachen ſeyn (§. 527.), und was wiedergege- ben wird, muß von eben der Gattung, Groͤſſe und Guͤte ſeyn, als was geborgt worden.
§. 529.
Weil bey dem Borgen das Eigenthum ab-Wer bor- gen kann, und von einer ei- nem an- dern zu- gehoͤri- gen Sa- che, die geborgt worden. getreten wird; ſo kann niemand eine Sa- che verborgen, als der Eigenthums- herr (§. 257.). Wenn demnach eines andern Sache geborgt wird, ſo iſt der Contract an und vor ſich ſelbſt nich- tig; folglich wenn die Sache noch nicht verzehrt worden iſt, ſo kann der Ei- genthumsherr ſich dieſelbe wieder zu- eignen (§. 262.); wenn ſie aber ver- zehrt worden, ſo iſt der Schuldner gehalten den Werth zu erſetzen (§. 271.); denn er iſt demſelben nicht aus dem Contracte
verbun-
X 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0365"n="329"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Contracten.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">ner</hi><hirendition="#aq">(debitor, mutuatarius).</hi> Weil man ei-<lb/>
ne Sache nicht verzehren darf, wenn ſie nicht<lb/>
unſer (§. 195.); <hirendition="#fr">ſo muß der Glaͤubiger<lb/>
dem Schuldner das Eigenthum abtre-<lb/>
ten.</hi> Weil er aber die Sache nicht ſchenckt<lb/>
(§. 475.), ſondern bloß den Gebrauch derſel-<lb/>
ben erlaubt (vermoͤge der Erklaͤrung); folg-<lb/>
lich will, daß ihm dieſelbe wiedergegeben wer-<lb/>
de, hingegen eben dieſelbe Sache, da ſie ver-<lb/>
zehret worden, nicht wiedergegeben werden<lb/>
kann (§. 515.); <hirendition="#fr">ſo muß eine Sache von<lb/>
eben der Art wiedergegeben werden;<lb/>
folglich muͤſſen diejenigen Dinge, welche<lb/>
geborgt werden, gleichguͤltige Sachen<lb/>ſeyn (§. 527.), und was wiedergege-<lb/>
ben wird, muß von eben der Gattung,<lb/>
Groͤſſe und Guͤte ſeyn, als was geborgt<lb/>
worden.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 529.</head><lb/><p>Weil bey dem Borgen das Eigenthum ab-<noteplace="right">Wer bor-<lb/>
gen kann,<lb/>
und von<lb/>
einer ei-<lb/>
nem an-<lb/>
dern zu-<lb/>
gehoͤri-<lb/>
gen Sa-<lb/>
che, die<lb/>
geborgt<lb/>
worden.</note><lb/>
getreten wird; ſo <hirendition="#fr">kann niemand eine Sa-<lb/>
che verborgen, als der Eigenthums-<lb/>
herr (§. 257.). Wenn</hi> demnach <hirendition="#fr">eines<lb/>
andern Sache geborgt wird, ſo iſt der<lb/>
Contract an und vor ſich ſelbſt nich-<lb/>
tig;</hi> folglich <hirendition="#fr">wenn die Sache noch nicht<lb/>
verzehrt worden iſt, ſo kann der Ei-<lb/>
genthumsherr ſich dieſelbe wieder zu-<lb/>
eignen (§. 262.); wenn ſie aber ver-<lb/>
zehrt worden, ſo iſt der Schuldner<lb/>
gehalten den Werth zu erſetzen</hi> (§. 271.);<lb/>
denn er iſt demſelben nicht aus dem Contracte<lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">verbun-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[329/0365]
Contracten.
ner (debitor, mutuatarius). Weil man ei-
ne Sache nicht verzehren darf, wenn ſie nicht
unſer (§. 195.); ſo muß der Glaͤubiger
dem Schuldner das Eigenthum abtre-
ten. Weil er aber die Sache nicht ſchenckt
(§. 475.), ſondern bloß den Gebrauch derſel-
ben erlaubt (vermoͤge der Erklaͤrung); folg-
lich will, daß ihm dieſelbe wiedergegeben wer-
de, hingegen eben dieſelbe Sache, da ſie ver-
zehret worden, nicht wiedergegeben werden
kann (§. 515.); ſo muß eine Sache von
eben der Art wiedergegeben werden;
folglich muͤſſen diejenigen Dinge, welche
geborgt werden, gleichguͤltige Sachen
ſeyn (§. 527.), und was wiedergege-
ben wird, muß von eben der Gattung,
Groͤſſe und Guͤte ſeyn, als was geborgt
worden.
§. 529.
Weil bey dem Borgen das Eigenthum ab-
getreten wird; ſo kann niemand eine Sa-
che verborgen, als der Eigenthums-
herr (§. 257.). Wenn demnach eines
andern Sache geborgt wird, ſo iſt der
Contract an und vor ſich ſelbſt nich-
tig; folglich wenn die Sache noch nicht
verzehrt worden iſt, ſo kann der Ei-
genthumsherr ſich dieſelbe wieder zu-
eignen (§. 262.); wenn ſie aber ver-
zehrt worden, ſo iſt der Schuldner
gehalten den Werth zu erſetzen (§. 271.);
denn er iſt demſelben nicht aus dem Contracte
verbun-
Wer bor-
gen kann,
und von
einer ei-
nem an-
dern zu-
gehoͤri-
gen Sa-
che, die
geborgt
worden.
X 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/365>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.