Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

und den Verträgen überhaupt.
den Willen derjenigen ankommt, die den Ver-
trag machen, wenn ihre Einwilligung vor un-
veränderlich gehalten werden soll; so können
sie mit einander ausmachen, daß der
Vertrag nicht eher gelten soll, als bis
er aufgeschrieben und unterschrieben,
oder auch gesiegelt worden.

§. 446.

Da wir uns durch den Eyd verbinden dieVon dem
beschwo-
renen
Vertra-
ge.

Wahrheit zu sagen (§. 368.); so ist klar, daß,
wenn wir etwas eydlich versprechen,
wir durch den Eyd bloß beweisen, daß
wir den Vorsatz haben, das zu leisten,
was wir versprechen, und in diesem
Vorsatze verharren wollen;
folglich
bringt der Eyd keine neue Verbind-
lichkeit etwas zu leisten hervor, und
wenn er also zu einer Handlung, die
nichr verbindlich ist, hinzukommt, so
kann er sie nicht verbindlich machen.

Jedoch in so fern wir den andern unserer
Treue nachdrücklicher versichern (§. 389. 368.);
so wird es für schändlicher gehalten
wieder Treue und Glauben, so man
beschworen hat, zu handeln, als wenn
man nicht geschworen hat.

§. 447.

Weil wir durch den Vertrag das RechtVon dem
Recht
des Krie-
ges, wel-
ches aus
dem Ver-

erlangen, den andern, der ihn nicht halten
will, mit Gewalt dazu anzuhalten, daß er
das leiste, worüber man mit einander eines
worden (§. 438. 379.); die gewaltsame Be-

hauptung
S 3

und den Vertraͤgen uͤberhaupt.
den Willen derjenigen ankommt, die den Ver-
trag machen, wenn ihre Einwilligung vor un-
veraͤnderlich gehalten werden ſoll; ſo koͤnnen
ſie mit einander ausmachen, daß der
Vertrag nicht eher gelten ſoll, als bis
er aufgeſchrieben und unterſchrieben,
oder auch geſiegelt worden.

§. 446.

Da wir uns durch den Eyd verbinden dieVon dem
beſchwo-
renen
Vertra-
ge.

Wahrheit zu ſagen (§. 368.); ſo iſt klar, daß,
wenn wir etwas eydlich verſprechen,
wir durch den Eyd bloß beweiſen, daß
wir den Vorſatz haben, das zu leiſten,
was wir verſprechen, und in dieſem
Vorſatze verharren wollen;
folglich
bringt der Eyd keine neue Verbind-
lichkeit etwas zu leiſten hervor, und
wenn er alſo zu einer Handlung, die
nichr verbindlich iſt, hinzukommt, ſo
kann er ſie nicht verbindlich machen.

Jedoch in ſo fern wir den andern unſerer
Treue nachdruͤcklicher verſichern (§. 389. 368.);
ſo wird es fuͤr ſchaͤndlicher gehalten
wieder Treue und Glauben, ſo man
beſchworen hat, zu handeln, als wenn
man nicht geſchworen hat.

§. 447.

Weil wir durch den Vertrag das RechtVon dem
Recht
des Krie-
ges, wel-
ches aus
dem Ver-

erlangen, den andern, der ihn nicht halten
will, mit Gewalt dazu anzuhalten, daß er
das leiſte, woruͤber man mit einander eines
worden (§. 438. 379.); die gewaltſame Be-

hauptung
S 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0313" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und den Vertra&#x0364;gen u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
den Willen derjenigen ankommt, die den Ver-<lb/>
trag machen, wenn ihre Einwilligung vor un-<lb/>
vera&#x0364;nderlich gehalten werden &#x017F;oll; <hi rendition="#fr">&#x017F;o ko&#x0364;nnen<lb/>
&#x017F;ie mit einander ausmachen, daß der<lb/>
Vertrag nicht eher gelten &#x017F;oll, als bis<lb/>
er aufge&#x017F;chrieben und unter&#x017F;chrieben,<lb/>
oder auch ge&#x017F;iegelt worden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 446.</head><lb/>
              <p>Da wir uns durch den Eyd verbinden die<note place="right">Von dem<lb/>
be&#x017F;chwo-<lb/>
renen<lb/>
Vertra-<lb/>
ge.</note><lb/>
Wahrheit zu &#x017F;agen (§. 368.); &#x017F;o i&#x017F;t klar, daß,<lb/><hi rendition="#fr">wenn wir etwas eydlich ver&#x017F;prechen,<lb/>
wir durch den Eyd bloß bewei&#x017F;en, daß<lb/>
wir den Vor&#x017F;atz haben, das zu lei&#x017F;ten,<lb/>
was wir ver&#x017F;prechen, und in die&#x017F;em<lb/>
Vor&#x017F;atze verharren wollen;</hi> folglich<lb/><hi rendition="#fr">bringt der Eyd keine neue Verbind-<lb/>
lichkeit etwas zu lei&#x017F;ten hervor, und<lb/>
wenn er al&#x017F;o zu einer Handlung, die<lb/>
nichr verbindlich i&#x017F;t, hinzukommt, &#x017F;o<lb/>
kann er &#x017F;ie nicht verbindlich machen.</hi><lb/>
Jedoch in &#x017F;o fern wir den andern un&#x017F;erer<lb/>
Treue nachdru&#x0364;cklicher ver&#x017F;ichern (§. 389. 368.);<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#fr">wird es fu&#x0364;r &#x017F;cha&#x0364;ndlicher gehalten<lb/>
wieder Treue und Glauben, &#x017F;o man<lb/>
be&#x017F;chworen hat, zu handeln, als wenn<lb/>
man nicht ge&#x017F;chworen hat.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 447.</head><lb/>
              <p>Weil wir durch den Vertrag das Recht<note place="right">Von dem<lb/>
Recht<lb/>
des Krie-<lb/>
ges, wel-<lb/>
ches aus<lb/>
dem Ver-</note><lb/>
erlangen, den andern, der ihn nicht halten<lb/>
will, mit Gewalt dazu anzuhalten, daß er<lb/>
das lei&#x017F;te, woru&#x0364;ber man mit einander eines<lb/>
worden (§. 438. 379.); die gewalt&#x017F;ame Be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><fw place="bottom" type="catch">hauptung</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0313] und den Vertraͤgen uͤberhaupt. den Willen derjenigen ankommt, die den Ver- trag machen, wenn ihre Einwilligung vor un- veraͤnderlich gehalten werden ſoll; ſo koͤnnen ſie mit einander ausmachen, daß der Vertrag nicht eher gelten ſoll, als bis er aufgeſchrieben und unterſchrieben, oder auch geſiegelt worden. §. 446. Da wir uns durch den Eyd verbinden die Wahrheit zu ſagen (§. 368.); ſo iſt klar, daß, wenn wir etwas eydlich verſprechen, wir durch den Eyd bloß beweiſen, daß wir den Vorſatz haben, das zu leiſten, was wir verſprechen, und in dieſem Vorſatze verharren wollen; folglich bringt der Eyd keine neue Verbind- lichkeit etwas zu leiſten hervor, und wenn er alſo zu einer Handlung, die nichr verbindlich iſt, hinzukommt, ſo kann er ſie nicht verbindlich machen. Jedoch in ſo fern wir den andern unſerer Treue nachdruͤcklicher verſichern (§. 389. 368.); ſo wird es fuͤr ſchaͤndlicher gehalten wieder Treue und Glauben, ſo man beſchworen hat, zu handeln, als wenn man nicht geſchworen hat. Von dem beſchwo- renen Vertra- ge. §. 447. Weil wir durch den Vertrag das Recht erlangen, den andern, der ihn nicht halten will, mit Gewalt dazu anzuhalten, daß er das leiſte, woruͤber man mit einander eines worden (§. 438. 379.); die gewaltſame Be- hauptung Von dem Recht des Krie- ges, wel- ches aus dem Ver- S 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/313
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/313>, abgerufen am 23.11.2024.