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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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§. 398.

Was unbedingt versprochen wird,Die
Wür-
ckung ei-
nes unbe-
dingten
Verspre-
chens,
und wie
ein be-
dingtes
und auf
eine ge-
wisse Zeit
geschehe-
nes ein
unbe-
dingtes
wird.

das ist man gleich schuldig, und kann
gleich gefordert werden.
Dieses erhel-
let selbst aus dem Begriff eines unbedingten
Versprechens (§. 393.). Weil nun, wenn
die Zeit kommt, zwischen einem unbedingten
Versprechen und zwischen einem auf eine ge-
wisse Zeit, und wenn die Bedingung würck-
lich ist, zwischen eben demselben, und zwi-
schen dem bedingten weiter kein Unterschied
ist (§. cit.); so wird, wenn die Zeit
kommt, ein auf eine Zeit geschehenes
Versprechen, und wenn die Bedin-
gung kommt, ein bedingtes Verspre-
chen zu einem unbedingten.

§. 399.

Wenn mehrere Bedingungen ver-Wenn
mehr als
eine Be-
dingung
einem
Verspre-
chen bey-
gefügt
werden.

bindungsweise oder zusammen (copula-
tive)
einem Versprechen angehängt
sind,
und also der Versprecher nicht eher
verbunden seyn will, als bis alle zugleich
würcklich worden sind; so ist man, was
versprochen worden, nicht eher schul-
dig, als bis es gewis ist, daß alle
würcklich worden sind (§. 317.):
wenn aber unter einer, oder der andern
Bedingung
(disjunctive) etwas ver-
sprochen wird,
und also der Versprechen-
de dem andern verbunden seyn will, es mag
von denselben eine, welche es auch seyn möch-
te, würcklich werden; so ist man, was ver-

spro-
Nat. u. Völckerrecht. Q
und den Vertraͤgen uͤberhaupt.
§. 398.

Was unbedingt verſprochen wird,Die
Wuͤr-
ckung ei-
nes unbe-
dingten
Verſpre-
chens,
und wie
ein be-
dingtes
und auf
eine ge-
wiſſe Zeit
geſchehe-
nes ein
unbe-
dingtes
wird.

das iſt man gleich ſchuldig, und kann
gleich gefordert werden.
Dieſes erhel-
let ſelbſt aus dem Begriff eines unbedingten
Verſprechens (§. 393.). Weil nun, wenn
die Zeit kommt, zwiſchen einem unbedingten
Verſprechen und zwiſchen einem auf eine ge-
wiſſe Zeit, und wenn die Bedingung wuͤrck-
lich iſt, zwiſchen eben demſelben, und zwi-
ſchen dem bedingten weiter kein Unterſchied
iſt (§. cit.); ſo wird, wenn die Zeit
kommt, ein auf eine Zeit geſchehenes
Verſprechen, und wenn die Bedin-
gung kommt, ein bedingtes Verſpre-
chen zu einem unbedingten.

§. 399.

Wenn mehrere Bedingungen ver-Wenn
mehr als
eine Be-
dingung
einem
Verſpre-
chen bey-
gefuͤgt
werden.

bindungsweiſe oder zuſammen (copula-
tive)
einem Verſprechen angehaͤngt
ſind,
und alſo der Verſprecher nicht eher
verbunden ſeyn will, als bis alle zugleich
wuͤrcklich worden ſind; ſo iſt man, was
verſprochen worden, nicht eher ſchul-
dig, als bis es gewis iſt, daß alle
wuͤrcklich worden ſind (§. 317.):
wenn aber unter einer, oder der andern
Bedingung
(diſjunctive) etwas ver-
ſprochen wird,
und alſo der Verſprechen-
de dem andern verbunden ſeyn will, es mag
von denſelben eine, welche es auch ſeyn moͤch-
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Nat. u. Voͤlckerrecht. Q
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[241/0277] und den Vertraͤgen uͤberhaupt. §. 398. Was unbedingt verſprochen wird, das iſt man gleich ſchuldig, und kann gleich gefordert werden. Dieſes erhel- let ſelbſt aus dem Begriff eines unbedingten Verſprechens (§. 393.). Weil nun, wenn die Zeit kommt, zwiſchen einem unbedingten Verſprechen und zwiſchen einem auf eine ge- wiſſe Zeit, und wenn die Bedingung wuͤrck- lich iſt, zwiſchen eben demſelben, und zwi- ſchen dem bedingten weiter kein Unterſchied iſt (§. cit.); ſo wird, wenn die Zeit kommt, ein auf eine Zeit geſchehenes Verſprechen, und wenn die Bedin- gung kommt, ein bedingtes Verſpre- chen zu einem unbedingten. Die Wuͤr- ckung ei- nes unbe- dingten Verſpre- chens, und wie ein be- dingtes und auf eine ge- wiſſe Zeit geſchehe- nes ein unbe- dingtes wird. §. 399. Wenn mehrere Bedingungen ver- bindungsweiſe oder zuſammen (copula- tive) einem Verſprechen angehaͤngt ſind, und alſo der Verſprecher nicht eher verbunden ſeyn will, als bis alle zugleich wuͤrcklich worden ſind; ſo iſt man, was verſprochen worden, nicht eher ſchul- dig, als bis es gewis iſt, daß alle wuͤrcklich worden ſind (§. 317.): wenn aber unter einer, oder der andern Bedingung (diſjunctive) etwas ver- ſprochen wird, und alſo der Verſprechen- de dem andern verbunden ſeyn will, es mag von denſelben eine, welche es auch ſeyn moͤch- te, wuͤrcklich werden; ſo iſt man, was ver- ſpro- Wenn mehr als eine Be- dingung einem Verſpre- chen bey- gefuͤgt werden. Nat. u. Voͤlckerrecht. Q

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/277>, abgerufen am 23.11.2024.