Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 7. H. Von dem Versprechen
unserer ungewiß ist, ob die Hoffnung ein
Recht erwecken wird, oder nicht; so kann
auch dieselbe,
eben so wenig, als ein erlang-
tes Recht (§. 100.), niemanden wieder
seinen Willen benommen werden.

Eben dieses erhellet auch daher, weil der Ver-
sprechende sich verbindlich gemacht das Recht zu
erkennen, welches diese Hoffnung erwecken
dörfte; von welcher Verbindlichkeit er sich
selbst nicht befreyen kann (§. cit.). Weil ei-
ne zuerfüllende Bedingung eine Art der auf-
haltenden ist, und würcklich wird, wenn sie er-
füllt wird (§. 315.); so ist man dasjenige,
was unter einer zuerfüllenden Bedin-
gung versprochen wird, nicht eher
schuldig, als bis die Bedingung erfüllt
worden.

§. 397.
Die
Wür-
ckung ei-
nes Ver-
sporechens,
welches
unter ei-
ner auflö-
senden
Bedin-
gung ge-
schehen.

Gleichergestalt weil derjenige, welcher un-
ter einer auflösenden Bedingung etwas ver-
spricht, dem andern, dem es versprochen
wird, nicht länger dazu verbunden seyn will,
als bis die Bedingung vorhanden (§. 315.);
folglich durch diese Bedingung die Zeit be-
stimmt wird, wehrender welcher das Recht
dessen, dem etwas versprochen worden, dau-
ren soll (§. 97.); so bleibet man, was un-
ter einer auflösenden Bedingung ver-
sprochen worden, nicht mehr schuldig,
so bald die Bedingung würcklich vor-
handen, und das Recht desjenigen, dem
etwas versprochen worden, höret auf.

§. 398.

II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen
unſerer ungewiß iſt, ob die Hoffnung ein
Recht erwecken wird, oder nicht; ſo kann
auch dieſelbe,
eben ſo wenig, als ein erlang-
tes Recht (§. 100.), niemanden wieder
ſeinen Willen benommen werden.

Eben dieſes erhellet auch daher, weil der Ver-
ſprechende ſich verbindlich gemacht das Recht zu
erkennen, welches dieſe Hoffnung erwecken
doͤrfte; von welcher Verbindlichkeit er ſich
ſelbſt nicht befreyen kann (§. cit.). Weil ei-
ne zuerfuͤllende Bedingung eine Art der auf-
haltenden iſt, und wuͤrcklich wird, wenn ſie er-
fuͤllt wird (§. 315.); ſo iſt man dasjenige,
was unter einer zuerfuͤllenden Bedin-
gung verſprochen wird, nicht eher
ſchuldig, als bis die Bedingung erfuͤllt
worden.

§. 397.
Die
Wuͤr-
ckung ei-
nes Ver-
ſpoꝛechens,
welches
unter ei-
ner aufloͤ-
ſenden
Bedin-
gung ge-
ſchehen.

Gleichergeſtalt weil derjenige, welcher un-
ter einer aufloͤſenden Bedingung etwas ver-
ſpricht, dem andern, dem es verſprochen
wird, nicht laͤnger dazu verbunden ſeyn will,
als bis die Bedingung vorhanden (§. 315.);
folglich durch dieſe Bedingung die Zeit be-
ſtimmt wird, wehrender welcher das Recht
deſſen, dem etwas verſprochen worden, dau-
ren ſoll (§. 97.); ſo bleibet man, was un-
ter einer aufloͤſenden Bedingung ver-
ſprochen worden, nicht mehr ſchuldig,
ſo bald die Bedingung wuͤrcklich vor-
handen, und das Recht desjenigen, dem
etwas verſprochen worden, hoͤret auf.

§. 398.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0276" n="240"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Th. 7. H. Von dem Ver&#x017F;prechen</hi></fw><lb/>
un&#x017F;erer ungewiß i&#x017F;t, ob die Hoffnung ein<lb/>
Recht erwecken wird, oder nicht; &#x017F;o <hi rendition="#fr">kann<lb/>
auch die&#x017F;elbe,</hi> eben &#x017F;o wenig, als ein erlang-<lb/>
tes Recht (§. 100.), <hi rendition="#fr">niemanden wieder<lb/>
&#x017F;einen Willen benommen werden.</hi><lb/>
Eben die&#x017F;es erhellet auch daher, weil der Ver-<lb/>
&#x017F;prechende &#x017F;ich verbindlich gemacht das Recht zu<lb/>
erkennen, welches die&#x017F;e Hoffnung erwecken<lb/>
do&#x0364;rfte; von welcher Verbindlichkeit er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t nicht befreyen kann (§. <hi rendition="#aq">cit.</hi>). Weil ei-<lb/>
ne zuerfu&#x0364;llende Bedingung eine Art der auf-<lb/>
haltenden i&#x017F;t, und wu&#x0364;rcklich wird, wenn &#x017F;ie er-<lb/>
fu&#x0364;llt wird (§. 315.); &#x017F;o i&#x017F;t man dasjenige,<lb/><hi rendition="#fr">was unter einer zuerfu&#x0364;llenden Bedin-<lb/>
gung ver&#x017F;prochen wird, nicht eher<lb/>
&#x017F;chuldig, als bis die Bedingung erfu&#x0364;llt<lb/>
worden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 397.</head><lb/>
              <note place="left">Die<lb/>
Wu&#x0364;r-<lb/>
ckung ei-<lb/>
nes Ver-<lb/>
&#x017F;po&#xA75B;echens,<lb/>
welches<lb/>
unter ei-<lb/>
ner auflo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;enden<lb/>
Bedin-<lb/>
gung ge-<lb/>
&#x017F;chehen.</note>
              <p>Gleicherge&#x017F;talt weil derjenige, welcher un-<lb/>
ter einer auflo&#x0364;&#x017F;enden Bedingung etwas ver-<lb/>
&#x017F;pricht, dem andern, dem es ver&#x017F;prochen<lb/>
wird, nicht la&#x0364;nger dazu verbunden &#x017F;eyn will,<lb/>
als bis die Bedingung vorhanden (§. 315.);<lb/>
folglich durch die&#x017F;e Bedingung die Zeit be-<lb/>
&#x017F;timmt wird, wehrender welcher das Recht<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, dem etwas ver&#x017F;prochen worden, dau-<lb/>
ren &#x017F;oll (§. 97.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">bleibet man, was un-<lb/>
ter einer auflo&#x0364;&#x017F;enden Bedingung ver-<lb/>
&#x017F;prochen worden, nicht mehr &#x017F;chuldig,<lb/>
&#x017F;o bald die Bedingung wu&#x0364;rcklich vor-<lb/>
handen, und das Recht desjenigen, dem<lb/>
etwas ver&#x017F;prochen worden, ho&#x0364;ret auf.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 398.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0276] II. Th. 7. H. Von dem Verſprechen unſerer ungewiß iſt, ob die Hoffnung ein Recht erwecken wird, oder nicht; ſo kann auch dieſelbe, eben ſo wenig, als ein erlang- tes Recht (§. 100.), niemanden wieder ſeinen Willen benommen werden. Eben dieſes erhellet auch daher, weil der Ver- ſprechende ſich verbindlich gemacht das Recht zu erkennen, welches dieſe Hoffnung erwecken doͤrfte; von welcher Verbindlichkeit er ſich ſelbſt nicht befreyen kann (§. cit.). Weil ei- ne zuerfuͤllende Bedingung eine Art der auf- haltenden iſt, und wuͤrcklich wird, wenn ſie er- fuͤllt wird (§. 315.); ſo iſt man dasjenige, was unter einer zuerfuͤllenden Bedin- gung verſprochen wird, nicht eher ſchuldig, als bis die Bedingung erfuͤllt worden. §. 397. Gleichergeſtalt weil derjenige, welcher un- ter einer aufloͤſenden Bedingung etwas ver- ſpricht, dem andern, dem es verſprochen wird, nicht laͤnger dazu verbunden ſeyn will, als bis die Bedingung vorhanden (§. 315.); folglich durch dieſe Bedingung die Zeit be- ſtimmt wird, wehrender welcher das Recht deſſen, dem etwas verſprochen worden, dau- ren ſoll (§. 97.); ſo bleibet man, was un- ter einer aufloͤſenden Bedingung ver- ſprochen worden, nicht mehr ſchuldig, ſo bald die Bedingung wuͤrcklich vor- handen, und das Recht desjenigen, dem etwas verſprochen worden, hoͤret auf. §. 398.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/276
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/276>, abgerufen am 23.11.2024.