utendifruendi). Wenn das Eigenthum um keines dieser Rechte verkürtzt worden ist, heist es das völlige Eigenthum(dominium plenum); wenn es aber um eines, oder das andere verkürtzt worden, ein nicht völliges Eigenthum(dominium minus plenum). Wer die Proprietät hat, ist eigentlich der Eigenthümer(proprietarius), weil die Sache doch sein eigen bleibt, wenn ein ande- rer gleich den Gebrauch, oder die Früchte da- von zu geniessen hat, und wird deswegen auch noch der Herr von der Sache(domi- nus) genannt. Die Frucht(fructum) heist man das, was aus einer andern Sache her- vorkommt, als da sind die Früchte eines Baums, die Milch und Kälber der Kühe.
§. 199.
Man nennet eine fremde Sache(resVon fremden Sachen. aliena) welche nicht uns, sondern andern eigenthümlich zugehöret. Es kann also niemand mit einer fremden Sache selbst, oder ihrem Gebrauch und ihren Früchten nach seinem Gefallen vor- nehmen, was er will (§. 195. 198.). Da es aber einerley ist, ob wir etwas selbst, oder durch andere verrichten wollen; so kann man, mit Genehmhaltung des Herrn, mit einer fremden Sache vornehmen, was man will (§. 195.). Weil der Herr, nach seinem Gefallen, mit seiner Sache vornehmen kann, was er will (§. cit.); so kann er das
zu
und dem Anfange des Eigenthums.
utendifruendi). Wenn das Eigenthum um keines dieſer Rechte verkuͤrtzt worden iſt, heiſt es das voͤllige Eigenthum(dominium plenum); wenn es aber um eines, oder das andere verkuͤrtzt worden, ein nicht voͤlliges Eigenthum(dominium minus plenum). Wer die Proprietaͤt hat, iſt eigentlich der Eigenthuͤmer(proprietarius), weil die Sache doch ſein eigen bleibt, wenn ein ande- rer gleich den Gebrauch, oder die Fruͤchte da- von zu genieſſen hat, und wird deswegen auch noch der Herr von der Sache(domi- nus) genannt. Die Frucht(fructum) heiſt man das, was aus einer andern Sache her- vorkommt, als da ſind die Fruͤchte eines Baums, die Milch und Kaͤlber der Kuͤhe.
§. 199.
Man nennet eine fremde Sache(resVon fremden Sachen. aliena) welche nicht uns, ſondern andern eigenthuͤmlich zugehoͤret. Es kann alſo niemand mit einer fremden Sache ſelbſt, oder ihrem Gebrauch und ihren Fruͤchten nach ſeinem Gefallen vor- nehmen, was er will (§. 195. 198.). Da es aber einerley iſt, ob wir etwas ſelbſt, oder durch andere verrichten wollen; ſo kann man, mit Genehmhaltung des Herrn, mit einer fremden Sache vornehmen, was man will (§. 195.). Weil der Herr, nach ſeinem Gefallen, mit ſeiner Sache vornehmen kann, was er will (§. cit.); ſo kann er das
zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0163"n="127"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und dem Anfange des Eigenthums.</hi></fw><lb/><hirendition="#aq">utendifruendi).</hi> Wenn das Eigenthum um<lb/>
keines dieſer Rechte verkuͤrtzt worden iſt, heiſt<lb/>
es <hirendition="#fr">das voͤllige Eigenthum</hi><hirendition="#aq">(dominium<lb/>
plenum);</hi> wenn es aber um eines, oder das<lb/>
andere verkuͤrtzt worden, <hirendition="#fr">ein nicht voͤlliges<lb/>
Eigenthum</hi><hirendition="#aq">(dominium minus plenum).</hi><lb/>
Wer die Proprietaͤt hat, iſt eigentlich <hirendition="#fr">der<lb/>
Eigenthuͤmer</hi><hirendition="#aq">(proprietarius),</hi> weil die<lb/>
Sache doch ſein eigen bleibt, wenn ein ande-<lb/>
rer gleich den Gebrauch, oder die Fruͤchte da-<lb/>
von zu genieſſen hat, und wird deswegen<lb/>
auch noch <hirendition="#fr">der Herr von der Sache</hi><hirendition="#aq">(domi-<lb/>
nus)</hi> genannt. Die <hirendition="#fr">Frucht</hi><hirendition="#aq">(fructum)</hi> heiſt<lb/>
man das, was aus einer andern Sache her-<lb/>
vorkommt, als da ſind die Fruͤchte eines<lb/>
Baums, die Milch und Kaͤlber der Kuͤhe.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 199.</head><lb/><p>Man nennet <hirendition="#fr">eine fremde Sache</hi><hirendition="#aq">(res</hi><noteplace="right">Von<lb/>
fremden<lb/>
Sachen.</note><lb/><hirendition="#aq">aliena)</hi> welche nicht uns, ſondern andern<lb/>
eigenthuͤmlich zugehoͤret. <hirendition="#fr">Es kann</hi> alſo<lb/><hirendition="#fr">niemand mit einer fremden Sache<lb/>ſelbſt, oder ihrem Gebrauch und ihren<lb/>
Fruͤchten nach ſeinem Gefallen vor-<lb/>
nehmen, was er will</hi> (§. 195. 198.). Da<lb/>
es aber einerley iſt, ob wir etwas ſelbſt, oder<lb/>
durch andere verrichten wollen; ſo <hirendition="#fr">kann man,<lb/>
mit Genehmhaltung des Herrn, mit<lb/>
einer fremden Sache vornehmen, was<lb/>
man will</hi> (§. 195.). Weil der Herr, nach<lb/>ſeinem Gefallen, mit ſeiner Sache vornehmen<lb/>
kann, was er will (§. <hirendition="#aq">cit.</hi>); <hirendition="#fr">ſo kann er das</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">zu</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[127/0163]
und dem Anfange des Eigenthums.
utendifruendi). Wenn das Eigenthum um
keines dieſer Rechte verkuͤrtzt worden iſt, heiſt
es das voͤllige Eigenthum (dominium
plenum); wenn es aber um eines, oder das
andere verkuͤrtzt worden, ein nicht voͤlliges
Eigenthum (dominium minus plenum).
Wer die Proprietaͤt hat, iſt eigentlich der
Eigenthuͤmer (proprietarius), weil die
Sache doch ſein eigen bleibt, wenn ein ande-
rer gleich den Gebrauch, oder die Fruͤchte da-
von zu genieſſen hat, und wird deswegen
auch noch der Herr von der Sache (domi-
nus) genannt. Die Frucht (fructum) heiſt
man das, was aus einer andern Sache her-
vorkommt, als da ſind die Fruͤchte eines
Baums, die Milch und Kaͤlber der Kuͤhe.
§. 199.
Man nennet eine fremde Sache (res
aliena) welche nicht uns, ſondern andern
eigenthuͤmlich zugehoͤret. Es kann alſo
niemand mit einer fremden Sache
ſelbſt, oder ihrem Gebrauch und ihren
Fruͤchten nach ſeinem Gefallen vor-
nehmen, was er will (§. 195. 198.). Da
es aber einerley iſt, ob wir etwas ſelbſt, oder
durch andere verrichten wollen; ſo kann man,
mit Genehmhaltung des Herrn, mit
einer fremden Sache vornehmen, was
man will (§. 195.). Weil der Herr, nach
ſeinem Gefallen, mit ſeiner Sache vornehmen
kann, was er will (§. cit.); ſo kann er das
zu
Von
fremden
Sachen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/163>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.