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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 1. H. Von der ersten Gemeinsch.
nöthig hat; dergleichen ist z. E. die Gemein-
schaft der Mönche. Diejenigen also, wel-
che in einer vermischten Gemeinschaft
leben, schliessen alle diejenigen, welche
zu ihnen nicht gehören, von dem Ei-
genthume aus; hingegen in Ansehung
derjenigen Personen, welche zu der
Gemeine gehören, sind die Sachen an-
zusehen, als die niemanden zugehören,
in Ansehung des Gebrauchs aber sind
sie ihnen allen gemein.
Man saget aber
hier, daß in eine Gesellschaft treten (con-
sociari),
wenn mehrere mit einander eines
werden, einen gewissen Zweck mit einander
zusammen zu erreichen.

§. 198.
Von den
Rechten,
die in
dem Ei-
genthum
enthalten
sind, und
was die
Früchte
einer
Sache
sind.

Weil dem Eigenthumsherrn erlaubt ist
mit seiner Sache vorzunehmen, was ihm ge-
fällt (§. 195.), dieses aber geschehen kann
nicht allein mit der Sache selbst, oder ihrer
Substantz; sondern auch mit dem Gebrauch
und den Früchten derselben; so begreift das
Eigenthum ein dreyfaches Recht in sich; näm-
lich das Recht 1) mit der Sache selbst, 2)
mit ihrem Gebrauch, und 3) mit den Früch-
ten derselben vorzunehmen, was ihm gefällig
ist. Das erste heist die Proprietät (pro-
prietas),
das andere das Recht die Sache
zu brauchen
(jus utendi), das dritte das
Recht zu den Früchten
(jus fruendi).
Die letzten beyde, zusammen genommen, heis-
sen das Recht des Nießgebrauchs (jus

uten-

II. Th. 1. H. Von der erſten Gemeinſch.
noͤthig hat; dergleichen iſt z. E. die Gemein-
ſchaft der Moͤnche. Diejenigen alſo, wel-
che in einer vermiſchten Gemeinſchaft
leben, ſchlieſſen alle diejenigen, welche
zu ihnen nicht gehoͤren, von dem Ei-
genthume aus; hingegen in Anſehung
derjenigen Perſonen, welche zu der
Gemeine gehoͤren, ſind die Sachen an-
zuſehen, als die niemanden zugehoͤren,
in Anſehung des Gebrauchs aber ſind
ſie ihnen allen gemein.
Man ſaget aber
hier, daß in eine Geſellſchaft treten (con-
ſociari),
wenn mehrere mit einander eines
werden, einen gewiſſen Zweck mit einander
zuſammen zu erreichen.

§. 198.
Von den
Rechten,
die in
dem Ei-
genthum
enthalten
ſind, und
was die
Fruͤchte
einer
Sache
ſind.

Weil dem Eigenthumsherrn erlaubt iſt
mit ſeiner Sache vorzunehmen, was ihm ge-
faͤllt (§. 195.), dieſes aber geſchehen kann
nicht allein mit der Sache ſelbſt, oder ihrer
Subſtantz; ſondern auch mit dem Gebrauch
und den Fruͤchten derſelben; ſo begreift das
Eigenthum ein dreyfaches Recht in ſich; naͤm-
lich das Recht 1) mit der Sache ſelbſt, 2)
mit ihrem Gebrauch, und 3) mit den Fruͤch-
ten derſelben vorzunehmen, was ihm gefaͤllig
iſt. Das erſte heiſt die Proprietaͤt (pro-
prietas),
das andere das Recht die Sache
zu brauchen
(jus utendi), das dritte das
Recht zu den Fruͤchten
(jus fruendi).
Die letzten beyde, zuſammen genommen, heiſ-
ſen das Recht des Nießgebrauchs (jus

uten-
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[126/0162] II. Th. 1. H. Von der erſten Gemeinſch. noͤthig hat; dergleichen iſt z. E. die Gemein- ſchaft der Moͤnche. Diejenigen alſo, wel- che in einer vermiſchten Gemeinſchaft leben, ſchlieſſen alle diejenigen, welche zu ihnen nicht gehoͤren, von dem Ei- genthume aus; hingegen in Anſehung derjenigen Perſonen, welche zu der Gemeine gehoͤren, ſind die Sachen an- zuſehen, als die niemanden zugehoͤren, in Anſehung des Gebrauchs aber ſind ſie ihnen allen gemein. Man ſaget aber hier, daß in eine Geſellſchaft treten (con- ſociari), wenn mehrere mit einander eines werden, einen gewiſſen Zweck mit einander zuſammen zu erreichen. §. 198. Weil dem Eigenthumsherrn erlaubt iſt mit ſeiner Sache vorzunehmen, was ihm ge- faͤllt (§. 195.), dieſes aber geſchehen kann nicht allein mit der Sache ſelbſt, oder ihrer Subſtantz; ſondern auch mit dem Gebrauch und den Fruͤchten derſelben; ſo begreift das Eigenthum ein dreyfaches Recht in ſich; naͤm- lich das Recht 1) mit der Sache ſelbſt, 2) mit ihrem Gebrauch, und 3) mit den Fruͤch- ten derſelben vorzunehmen, was ihm gefaͤllig iſt. Das erſte heiſt die Proprietaͤt (pro- prietas), das andere das Recht die Sache zu brauchen (jus utendi), das dritte das Recht zu den Fruͤchten (jus fruendi). Die letzten beyde, zuſammen genommen, heiſ- ſen das Recht des Nießgebrauchs (jus uten-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/162>, abgerufen am 06.05.2024.