Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

die wider die Theorie des Verf. etc.
vors erste als eines Axioms bedienen; wenn man
dieses thut, so setzt man dessen Wahrheit als aus-
gemacht zum Voraus, und beweiset ihn nicht;
man kann sich zweytens desselben zwar als eines
Grundsatzes (principii) bedienen, allein man
sieht ihn nicht als ein Axiom, sondern nur als ein
Theorem an; alsdann beweiset man ihn zuvor,
ehe man sich dessen zu Beweisen anderer Wahrhei-
ten bedient. Zum dritten endlich kann man von
einem Satze etwan in einem Scholio wohl reden,
man kan verschiedenes davon in die Länge und in
die Breite sagen, und sich auf alle Art mit ihm
herumwerfen, ihn behaupten, längnen, verthei-
digen, widerlegen, genauer bestimmen u. s. w.
ohne ihn doch dem allen ungeachtet, auf irgend
eine Art in dem System als einen Grundsatz zu
brauchen, weder so, daß man ihn als ein Axiom
betrachtete, und ihn als ausgemacht zum Voraus
setzte, noch so, daß man ihn als ein bloßes Theo-
rem zuvor bewiese. Jch sage ich habe von dem
Satze, was ich nicht auf irgend eine Art
beobachten kann, muß ich auch nicht an-
nehmen,
denn auf dieses Ungefehr werden meine
eigentliche Ausdrücke hinauslaufen, in dem Scho-
lio des 166 §. in diesem Scholio, welches zu
meiner ganzen Dispüte Anlaß gegeben hat, zwar
vieles geredet, aber ich habe mich desselben nicht
als eines Grundsatzes, weder als ein Axioma,
noch als Theorema betrachtet, in meinem Sy-
stem bedienet.

Wenn

die wider die Theorie des Verf. ꝛc.
vors erſte als eines Axioms bedienen; wenn man
dieſes thut, ſo ſetzt man deſſen Wahrheit als aus-
gemacht zum Voraus, und beweiſet ihn nicht;
man kann ſich zweytens deſſelben zwar als eines
Grundſatzes (principii) bedienen, allein man
ſieht ihn nicht als ein Axiom, ſondern nur als ein
Theorem an; alsdann beweiſet man ihn zuvor,
ehe man ſich deſſen zu Beweiſen anderer Wahrhei-
ten bedient. Zum dritten endlich kann man von
einem Satze etwan in einem Scholio wohl reden,
man kan verſchiedenes davon in die Laͤnge und in
die Breite ſagen, und ſich auf alle Art mit ihm
herumwerfen, ihn behaupten, laͤngnen, verthei-
digen, widerlegen, genauer beſtimmen u. ſ. w.
ohne ihn doch dem allen ungeachtet, auf irgend
eine Art in dem Syſtem als einen Grundſatz zu
brauchen, weder ſo, daß man ihn als ein Axiom
betrachtete, und ihn als ausgemacht zum Voraus
ſetzte, noch ſo, daß man ihn als ein bloßes Theo-
rem zuvor bewieſe. Jch ſage ich habe von dem
Satze, was ich nicht auf irgend eine Art
beobachten kann, muß ich auch nicht an-
nehmen,
denn auf dieſes Ungefehr werden meine
eigentliche Ausdruͤcke hinauslaufen, in dem Scho-
lio des 166 §. in dieſem Scholio, welches zu
meiner ganzen Diſpuͤte Anlaß gegeben hat, zwar
vieles geredet, aber ich habe mich deſſelben nicht
als eines Grundſatzes, weder als ein Axioma,
noch als Theorema betrachtet, in meinem Sy-
ſtem bedienet.

Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0099" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">die wider die Theorie des Verf. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
vors er&#x017F;te als eines Axioms bedienen; wenn man<lb/>
die&#x017F;es thut, &#x017F;o &#x017F;etzt man de&#x017F;&#x017F;en Wahrheit als aus-<lb/>
gemacht zum Voraus, und bewei&#x017F;et ihn nicht;<lb/>
man kann &#x017F;ich zweytens de&#x017F;&#x017F;elben zwar als eines<lb/>
Grund&#x017F;atzes (<hi rendition="#aq">principii</hi>) bedienen, allein man<lb/>
&#x017F;ieht ihn nicht als ein Axiom, &#x017F;ondern nur als ein<lb/>
Theorem an; alsdann bewei&#x017F;et man ihn zuvor,<lb/>
ehe man &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en zu Bewei&#x017F;en anderer Wahrhei-<lb/>
ten bedient. Zum dritten endlich kann man von<lb/>
einem Satze etwan in einem Scholio wohl reden,<lb/>
man kan ver&#x017F;chiedenes davon in die La&#x0364;nge und in<lb/>
die Breite &#x017F;agen, und &#x017F;ich auf alle Art mit ihm<lb/>
herumwerfen, ihn behaupten, la&#x0364;ngnen, verthei-<lb/>
digen, widerlegen, genauer be&#x017F;timmen u. &#x017F;. w.<lb/>
ohne ihn doch dem allen ungeachtet, auf irgend<lb/>
eine Art in dem Sy&#x017F;tem als einen Grund&#x017F;atz zu<lb/>
brauchen, weder &#x017F;o, daß man ihn als ein Axiom<lb/>
betrachtete, und ihn als ausgemacht zum Voraus<lb/>
&#x017F;etzte, noch &#x017F;o, daß man ihn als ein bloßes Theo-<lb/>
rem zuvor bewie&#x017F;e. Jch &#x017F;age ich habe von dem<lb/>
Satze, <hi rendition="#fr">was ich nicht auf irgend eine Art<lb/>
beobachten kann, muß ich auch nicht an-<lb/>
nehmen,</hi> denn auf die&#x017F;es Ungefehr werden meine<lb/>
eigentliche Ausdru&#x0364;cke hinauslaufen, in dem Scho-<lb/>
lio des 166 §. in die&#x017F;em Scholio, welches zu<lb/>
meiner ganzen Di&#x017F;pu&#x0364;te Anlaß gegeben hat, zwar<lb/>
vieles geredet, aber ich habe mich de&#x017F;&#x017F;elben nicht<lb/>
als eines Grund&#x017F;atzes, weder als ein Axioma,<lb/>
noch als Theorema betrachtet, in meinem Sy-<lb/>
&#x017F;tem bedienet.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0099] die wider die Theorie des Verf. ꝛc. vors erſte als eines Axioms bedienen; wenn man dieſes thut, ſo ſetzt man deſſen Wahrheit als aus- gemacht zum Voraus, und beweiſet ihn nicht; man kann ſich zweytens deſſelben zwar als eines Grundſatzes (principii) bedienen, allein man ſieht ihn nicht als ein Axiom, ſondern nur als ein Theorem an; alsdann beweiſet man ihn zuvor, ehe man ſich deſſen zu Beweiſen anderer Wahrhei- ten bedient. Zum dritten endlich kann man von einem Satze etwan in einem Scholio wohl reden, man kan verſchiedenes davon in die Laͤnge und in die Breite ſagen, und ſich auf alle Art mit ihm herumwerfen, ihn behaupten, laͤngnen, verthei- digen, widerlegen, genauer beſtimmen u. ſ. w. ohne ihn doch dem allen ungeachtet, auf irgend eine Art in dem Syſtem als einen Grundſatz zu brauchen, weder ſo, daß man ihn als ein Axiom betrachtete, und ihn als ausgemacht zum Voraus ſetzte, noch ſo, daß man ihn als ein bloßes Theo- rem zuvor bewieſe. Jch ſage ich habe von dem Satze, was ich nicht auf irgend eine Art beobachten kann, muß ich auch nicht an- nehmen, denn auf dieſes Ungefehr werden meine eigentliche Ausdruͤcke hinauslaufen, in dem Scho- lio des 166 §. in dieſem Scholio, welches zu meiner ganzen Diſpuͤte Anlaß gegeben hat, zwar vieles geredet, aber ich habe mich deſſelben nicht als eines Grundſatzes, weder als ein Axioma, noch als Theorema betrachtet, in meinem Sy- ſtem bedienet. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/99
Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/99>, abgerufen am 06.05.2024.