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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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6 Kap. Von der Conception.
heit a priori
bewiesen.
wissen nemlich, daß zum Wachsthum
eine Pflanze und zur fernern Herfür-
bringung neuer Theile in derselben
weiter nichts erfordert wird, als erstlich diese
Pflanze selbst, in so fern sie nemlich unbeschädigt,
gesund, und mit ihrer wesentlichen Kraft verse-
hen ist, und zweytens eine hinlängliche Menge von
Nahrungssäften, die in die Pflanze und alle ih-
re Theile eindringen können. Wenn beydes da
ist, so fängt die Pflanze an zu wachsen, und for-
mirt neue Theile. Soll also die Vegetation schwä-
cher werden, oder gar aufhören, so muß es noth-
wendig an einem von beyden fehlen; entweder muß
die Pflanze ungesund oder beschädiget seyn, oder
es muß an Nahrungssaften fehlen. Soll aber
die Pflanze an sich gesund und unbeschädigt seyn,
so kann es folglich, wenn an einem Orte dersel-
ben die Vegetation dennoch nicht so wie bisher
von statten gehen will, wenn sie schwächer wird,
an nicht anders liegen, als daran, daß die Nah-
rungssäfte nicht so häufig an diesen Ort hindrin-
gen, als sie in die vorige Theile gedrungen sind,
und wenn endlich die Vegetation gar aufhört, so
kann dieses von nichts anders herrühren, als daß
gar keine Nahrungssäfte weiter bis in diesen Ort
hingetrieben werden. Nunmehro sehen Sie auf
unsern gegenwärtigen Fall. Die Pflanze ist da;
sie ist auch gesund und unbeschädiget, und auch
die Theile, und die Oerter, wo die Vegetation
schwächer wird, und wo sie aufhört, sind gesund
und unbeschädiget; es kann also dieses Schwächer-

werden

6 Kap. Von der Conception.
heit a priori
bewieſen.
wiſſen nemlich, daß zum Wachsthum
eine Pflanze und zur fernern Herfuͤr-
bringung neuer Theile in derſelben
weiter nichts erfordert wird, als erſtlich dieſe
Pflanze ſelbſt, in ſo fern ſie nemlich unbeſchaͤdigt,
geſund, und mit ihrer weſentlichen Kraft verſe-
hen iſt, und zweytens eine hinlaͤngliche Menge von
Nahrungsſaͤften, die in die Pflanze und alle ih-
re Theile eindringen koͤnnen. Wenn beydes da
iſt, ſo faͤngt die Pflanze an zu wachſen, und for-
mirt neue Theile. Soll alſo die Vegetation ſchwaͤ-
cher werden, oder gar aufhoͤren, ſo muß es noth-
wendig an einem von beyden fehlen; entweder muß
die Pflanze ungeſund oder beſchaͤdiget ſeyn, oder
es muß an Nahrungsſaften fehlen. Soll aber
die Pflanze an ſich geſund und unbeſchaͤdigt ſeyn,
ſo kann es folglich, wenn an einem Orte derſel-
ben die Vegetation dennoch nicht ſo wie bisher
von ſtatten gehen will, wenn ſie ſchwaͤcher wird,
an nicht anders liegen, als daran, daß die Nah-
rungsſaͤfte nicht ſo haͤufig an dieſen Ort hindrin-
gen, als ſie in die vorige Theile gedrungen ſind,
und wenn endlich die Vegetation gar aufhoͤrt, ſo
kann dieſes von nichts anders herruͤhren, als daß
gar keine Nahrungsſaͤfte weiter bis in dieſen Ort
hingetrieben werden. Nunmehro ſehen Sie auf
unſern gegenwaͤrtigen Fall. Die Pflanze iſt da;
ſie iſt auch geſund und unbeſchaͤdiget, und auch
die Theile, und die Oerter, wo die Vegetation
ſchwaͤcher wird, und wo ſie aufhoͤrt, ſind geſund
und unbeſchaͤdiget; es kann alſo dieſes Schwaͤcher-

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[234/0256] 6 Kap. Von der Conception. wiſſen nemlich, daß zum Wachsthum eine Pflanze und zur fernern Herfuͤr- bringung neuer Theile in derſelben weiter nichts erfordert wird, als erſtlich dieſe Pflanze ſelbſt, in ſo fern ſie nemlich unbeſchaͤdigt, geſund, und mit ihrer weſentlichen Kraft verſe- hen iſt, und zweytens eine hinlaͤngliche Menge von Nahrungsſaͤften, die in die Pflanze und alle ih- re Theile eindringen koͤnnen. Wenn beydes da iſt, ſo faͤngt die Pflanze an zu wachſen, und for- mirt neue Theile. Soll alſo die Vegetation ſchwaͤ- cher werden, oder gar aufhoͤren, ſo muß es noth- wendig an einem von beyden fehlen; entweder muß die Pflanze ungeſund oder beſchaͤdiget ſeyn, oder es muß an Nahrungsſaften fehlen. Soll aber die Pflanze an ſich geſund und unbeſchaͤdigt ſeyn, ſo kann es folglich, wenn an einem Orte derſel- ben die Vegetation dennoch nicht ſo wie bisher von ſtatten gehen will, wenn ſie ſchwaͤcher wird, an nicht anders liegen, als daran, daß die Nah- rungsſaͤfte nicht ſo haͤufig an dieſen Ort hindrin- gen, als ſie in die vorige Theile gedrungen ſind, und wenn endlich die Vegetation gar aufhoͤrt, ſo kann dieſes von nichts anders herruͤhren, als daß gar keine Nahrungsſaͤfte weiter bis in dieſen Ort hingetrieben werden. Nunmehro ſehen Sie auf unſern gegenwaͤrtigen Fall. Die Pflanze iſt da; ſie iſt auch geſund und unbeſchaͤdiget, und auch die Theile, und die Oerter, wo die Vegetation ſchwaͤcher wird, und wo ſie aufhoͤrt, ſind geſund und unbeſchaͤdiget; es kann alſo dieſes Schwaͤcher- werden heit a priori bewieſen.

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/256>, abgerufen am 23.11.2024.