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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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der verbindende Text des Evangelisten zwischen den direkten Reden pwo_194.002
fällt und die eigentliche Darstellung ausschließlich in Dialog vorschreitet, pwo_194.003
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Ausdeutungen u. dgl. möglich sind. Dies Vorwort des Praecursor pwo_194.005
bewahrte episches Wesen, schon mit didaktischen Beimengungen; im pwo_194.006
Nachwort finden sich dieselben beiden Elemente gemischt, nur daß hier pwo_194.007
der didaktische Zug vorherrscht.

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Die Verkörperung hat zur Folge, daß die Reden und Thaten pwo_194.009
jedes Einzelnen, die der epische Bericht als bloßes Nacheinander bot, pwo_194.010
als einheitliches Jneinander aufgefaßt werden. So gewinnen thatsächlich pwo_194.011
eine große Reihe von Figuren, indem man sich ein einheitliches pwo_194.012
Bild von ihnen vorzustellen sucht, allmählich einen festen Charakter, pwo_194.013
nicht nur die Hauptgestalten, auch einige beliebte weltliche Nebenfiguren, pwo_194.014
zuerst in der Krämerscene beim Verkauf der Salben.

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ein: wiederum ist, wie im alten Griechenland, das Drama zunächst pwo_194.017
auf Darstellung von Leiden hingewandt. Daß die Theorie von pwo_194.018
"poetischer Gerechtigkeit" ebenso unhistorisch wie unkünstlerisch ist, pwo_194.019
tritt auch im modernen Drama sofort hervor. Jm Gegenteil: der pwo_194.020
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hat er die Sünden der ganzen Menschheit auf sich genommen. Auch pwo_194.022
die Heiligen der Legenden und Mirakel, die Märtyrer büßen und pwo_194.023
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freiwillig und freudig in den Tod. Aber auch wo der gewöhnliche pwo_194.025
Sterbliche leidet und untergeht, sind es nicht Jndividuen, welche handeln pwo_194.026
und sündigen, sondern Symbole des Menschentums im allgemeinen, pwo_194.027
Allegorien des Lebens, des Alters und der Jugend u. dgl. pwo_194.028
Das Gute und das Böse kämpfen um die Menschenseele; der Tod pwo_194.029
rafft alles dahin ohne Unterschied des Alters oder Standes. Genug, pwo_194.030
das allgemeine Weltleid klingt dauernd an und reißt zur Teilnahme, pwo_194.031
zur Mitempfindung fort. Nun wird freilich bisweilen der Antichrist pwo_194.032
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Handlung gerückt: aber höchst charakteristisch gewinnt der Teufel in pwo_194.034
zunehmendem Maße komische Beleuchtung, er wird der lustige Teufel pwo_194.035
oder doch der arme Teufel, über den man sich belustigt. Die Grundempfindung,

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ein: wiederum ist, wie im alten Griechenland, das Drama zunächst pwo_194.017
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/208>, abgerufen am 23.11.2024.