Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Natur der Cörper.
Met.). Da in der Natur zwey ähnliche
Theile nicht seyn können (§. 587. Met.);
so ist es wohl wahr, daß der erste Fall der
Versetzung in der Natur nicht stat findet:
allein da wir gleichwohl nicht allzeit auf eine
völlige Aehnlichkeit sehen, auch wegen der
dunckelen Begriffe, die wir von einigen
Dingen haben (§. 199 Met.), unterschie-
dene Dinge für ähnlich ansehen können;
so findet er wenig dem Ansehen nach stat.
Wenn man die Materie überhaupt betrach-
tet, in so weit noch kein Unterscheid da-
rinnen anzutreffen: so kan man auch einen
Theil wegnehmen und einen andern wie-
der davor hinsetzen. Der Theil, der hinzu-
gesetzet wird, kommet entweder in die
Stelle dessen, der weggenommen ward, o-
der in eine andere. Wenn ein ähnlicher
Theil in die Stelle dessen gesetzet wird, den
man weggenommen, so geschiehet dadurch
keine Aenderung (§. 18. Met.), sondern der
Cörper bleibet wie vorhin. Hingegen
wenn ein unterschiedener Theil in die Stel-
le dessen gesetzet wird, den man weggenom-
men, oder auch ein ähnlicher, oder unähn-
licher Theil in einen andern Ort angesetzet
wird und die Stelle, wo etwas weggenom-
men worden, bleibet leer: so wird dadurch
die Figur des Cörpers geändert (§. 54.
Met.). Wir dörffen nicht meinen, als
wenn diese Gründe ohne Nutzen wären.

Denn
(Physick) D

und der Natur der Coͤrper.
Met.). Da in der Natur zwey aͤhnliche
Theile nicht ſeyn koͤnnen (§. 587. Met.);
ſo iſt es wohl wahr, daß der erſte Fall der
Verſetzung in der Natur nicht ſtat findet:
allein da wir gleichwohl nicht allzeit auf eine
voͤllige Aehnlichkeit ſehen, auch wegen der
dunckelen Begriffe, die wir von einigen
Dingen haben (§. 199 Met.), unterſchie-
dene Dinge fuͤr aͤhnlich anſehen koͤnnen;
ſo findet er wenig dem Anſehen nach ſtat.
Wenn man die Materie uͤberhaupt betrach-
tet, in ſo weit noch kein Unterſcheid da-
rinnen anzutreffen: ſo kan man auch einen
Theil wegnehmen und einen andern wie-
der davor hinſetzen. Der Theil, der hinzu-
geſetzet wird, kommet entweder in die
Stelle deſſen, der weggenommen ward, o-
der in eine andere. Wenn ein aͤhnlicher
Theil in die Stelle deſſen geſetzet wird, den
man weggenommen, ſo geſchiehet dadurch
keine Aenderung (§. 18. Met.), ſondern der
Coͤrper bleibet wie vorhin. Hingegen
wenn ein unterſchiedener Theil in die Stel-
le deſſen geſetzet wird, den man weggenom-
men, oder auch ein aͤhnlicher, oder unaͤhn-
licher Theil in einen andern Ort angeſetzet
wird und die Stelle, wo etwas weggenom-
men worden, bleibet leer: ſo wird dadurch
die Figur des Coͤrpers geaͤndert (§. 54.
Met.). Wir doͤrffen nicht meinen, als
wenn dieſe Gruͤnde ohne Nutzen waͤren.

Denn
(Phyſick) D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0085" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Natur der Co&#x0364;rper.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Met.</hi>). Da in der Natur zwey a&#x0364;hnliche<lb/>
Theile nicht &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen (§. 587. <hi rendition="#aq">Met.</hi>);<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es wohl wahr, daß der er&#x017F;te Fall der<lb/>
Ver&#x017F;etzung in der Natur nicht &#x017F;tat findet:<lb/>
allein da wir gleichwohl nicht allzeit auf eine<lb/>
vo&#x0364;llige Aehnlichkeit &#x017F;ehen, auch wegen der<lb/>
dunckelen Begriffe, die wir von einigen<lb/>
Dingen haben (§. 199 <hi rendition="#aq">Met.</hi>), unter&#x017F;chie-<lb/>
dene Dinge fu&#x0364;r a&#x0364;hnlich an&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen;<lb/>
&#x017F;o findet er wenig dem An&#x017F;ehen nach &#x017F;tat.<lb/>
Wenn man die Materie u&#x0364;berhaupt betrach-<lb/>
tet, in &#x017F;o weit noch kein Unter&#x017F;cheid da-<lb/>
rinnen anzutreffen: &#x017F;o kan man auch einen<lb/>
Theil wegnehmen und einen andern wie-<lb/>
der davor hin&#x017F;etzen. Der Theil, der hinzu-<lb/>
ge&#x017F;etzet wird, kommet entweder in die<lb/>
Stelle de&#x017F;&#x017F;en, der weggenommen ward, o-<lb/>
der in eine andere. Wenn ein a&#x0364;hnlicher<lb/>
Theil in die Stelle de&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;etzet wird, den<lb/>
man weggenommen, &#x017F;o ge&#x017F;chiehet dadurch<lb/>
keine Aenderung (§. 18. <hi rendition="#aq">Met.</hi>), &#x017F;ondern der<lb/>
Co&#x0364;rper bleibet wie vorhin. Hingegen<lb/>
wenn ein unter&#x017F;chiedener Theil in die Stel-<lb/>
le de&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;etzet wird, den man weggenom-<lb/>
men, oder auch ein a&#x0364;hnlicher, oder una&#x0364;hn-<lb/>
licher Theil in einen andern Ort ange&#x017F;etzet<lb/>
wird und die Stelle, wo etwas weggenom-<lb/>
men worden, bleibet leer: &#x017F;o wird dadurch<lb/>
die Figur des Co&#x0364;rpers gea&#x0364;ndert (§. 54.<lb/><hi rendition="#aq">Met.</hi>). Wir do&#x0364;rffen nicht meinen, als<lb/>
wenn die&#x017F;e Gru&#x0364;nde ohne Nutzen wa&#x0364;ren.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Phy&#x017F;ick</hi></hi>) D</fw><fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0085] und der Natur der Coͤrper. Met.). Da in der Natur zwey aͤhnliche Theile nicht ſeyn koͤnnen (§. 587. Met.); ſo iſt es wohl wahr, daß der erſte Fall der Verſetzung in der Natur nicht ſtat findet: allein da wir gleichwohl nicht allzeit auf eine voͤllige Aehnlichkeit ſehen, auch wegen der dunckelen Begriffe, die wir von einigen Dingen haben (§. 199 Met.), unterſchie- dene Dinge fuͤr aͤhnlich anſehen koͤnnen; ſo findet er wenig dem Anſehen nach ſtat. Wenn man die Materie uͤberhaupt betrach- tet, in ſo weit noch kein Unterſcheid da- rinnen anzutreffen: ſo kan man auch einen Theil wegnehmen und einen andern wie- der davor hinſetzen. Der Theil, der hinzu- geſetzet wird, kommet entweder in die Stelle deſſen, der weggenommen ward, o- der in eine andere. Wenn ein aͤhnlicher Theil in die Stelle deſſen geſetzet wird, den man weggenommen, ſo geſchiehet dadurch keine Aenderung (§. 18. Met.), ſondern der Coͤrper bleibet wie vorhin. Hingegen wenn ein unterſchiedener Theil in die Stel- le deſſen geſetzet wird, den man weggenom- men, oder auch ein aͤhnlicher, oder unaͤhn- licher Theil in einen andern Ort angeſetzet wird und die Stelle, wo etwas weggenom- men worden, bleibet leer: ſo wird dadurch die Figur des Coͤrpers geaͤndert (§. 54. Met.). Wir doͤrffen nicht meinen, als wenn dieſe Gruͤnde ohne Nutzen waͤren. Denn (Phyſick) D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/85
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/85>, abgerufen am 24.11.2024.