Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Von dem Wesen
Himmels und dem Regen, der aus der
Lufft herunter fället: welches ich auch un-
ten an seinem Orte noch umbständlicher
ausführen werde. Daher ist leicht zuer-
achten, daß die Materie, welche aus den
Leibern der Thiere und Menschen, auch in
Verwesung der Pflantzen, Thiere und
Menschen in die Lufft gehet, mit dem
Thaue und Regen wiederum herunter ge-
bracht und abermahls zum Wachsthume
der Pflantzen angewandt wird. Und dem-
nach ist klar, was wir behaupten, daß nem-
lich eine gewisse Menge Materie ist, welche
nach und nach allerhand Gestalten annim-
met und vermittelst derer in der Natur er-
halten wird, daß ein Cörper vergehet, der
andere hingegen kömmet. Jch will mich
jetzt nicht aufhalten mit Erwegung dessen,
was etwan von einigen, wieder eines und
das andere, was wir hier annehmen,
dörffte eingewendet werden, weil unten an
seinem Orte aller Zweiffel verschwinden
wird, der etwan entstehen könnte. Da-
mit man aber meine Worte desto weniger
als eine leere Vertröstung anzusehen Ursa-
che habe; so will ich um eine Probe zu ge-
ben nur einen einigen Zweiffel berüh-
ren. Jch habe gesagt, der Thau, Regen
und Schnee brächten die Materie mit sich
aus der Lufft herunter, welche aus Pflan-
tzen, Thieren und Menschen ausdunstet

und

Cap. I. Von dem Weſen
Himmels und dem Regen, der aus der
Lufft herunter faͤllet: welches ich auch un-
ten an ſeinem Orte noch umbſtaͤndlicher
ausfuͤhren werde. Daher iſt leicht zuer-
achten, daß die Materie, welche aus den
Leibern der Thiere und Menſchen, auch in
Verweſung der Pflantzen, Thiere und
Menſchen in die Lufft gehet, mit dem
Thaue und Regen wiederum herunter ge-
bracht und abermahls zum Wachsthume
der Pflantzen angewandt wird. Und dem-
nach iſt klar, was wir behaupten, daß nem-
lich eine gewiſſe Menge Materie iſt, welche
nach und nach allerhand Geſtalten annim-
met und vermittelſt derer in der Natur er-
halten wird, daß ein Coͤrper vergehet, der
andere hingegen koͤmmet. Jch will mich
jetzt nicht aufhalten mit Erwegung deſſen,
was etwan von einigen, wieder eines und
das andere, was wir hier annehmen,
doͤrffte eingewendet werden, weil unten an
ſeinem Orte aller Zweiffel verſchwinden
wird, der etwan entſtehen koͤnnte. Da-
mit man aber meine Worte deſto weniger
als eine leere Vertroͤſtung anzuſehen Urſa-
che habe; ſo will ich um eine Probe zu ge-
ben nur einen einigen Zweiffel beruͤh-
ren. Jch habe geſagt, der Thau, Regen
und Schnee braͤchten die Materie mit ſich
aus der Lufft herunter, welche aus Pflan-
tzen, Thieren und Menſchen ausdunſtet

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0082" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. I.</hi> Von dem We&#x017F;en</hi></fw><lb/>
Himmels und dem Regen, der aus der<lb/>
Lufft herunter fa&#x0364;llet: welches ich auch un-<lb/>
ten an &#x017F;einem Orte noch umb&#x017F;ta&#x0364;ndlicher<lb/>
ausfu&#x0364;hren werde. Daher i&#x017F;t leicht zuer-<lb/>
achten, daß die Materie, welche aus den<lb/>
Leibern der Thiere und Men&#x017F;chen, auch in<lb/>
Verwe&#x017F;ung der Pflantzen, Thiere und<lb/>
Men&#x017F;chen in die Lufft gehet, mit dem<lb/>
Thaue und Regen wiederum herunter ge-<lb/>
bracht und abermahls zum Wachsthume<lb/>
der Pflantzen angewandt wird. Und dem-<lb/>
nach i&#x017F;t klar, was wir behaupten, daß nem-<lb/>
lich eine gewi&#x017F;&#x017F;e Menge Materie i&#x017F;t, welche<lb/>
nach und nach allerhand Ge&#x017F;talten annim-<lb/>
met und vermittel&#x017F;t derer in der Natur er-<lb/>
halten wird, daß ein Co&#x0364;rper vergehet, der<lb/>
andere hingegen ko&#x0364;mmet. Jch will mich<lb/>
jetzt nicht aufhalten mit Erwegung de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
was etwan von einigen, wieder eines und<lb/>
das andere, was wir hier annehmen,<lb/>
do&#x0364;rffte eingewendet werden, weil unten an<lb/>
&#x017F;einem Orte aller Zweiffel ver&#x017F;chwinden<lb/>
wird, der etwan ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnte. Da-<lb/>
mit man aber meine Worte de&#x017F;to weniger<lb/>
als eine leere Vertro&#x0364;&#x017F;tung anzu&#x017F;ehen Ur&#x017F;a-<lb/>
che habe; &#x017F;o will ich um eine Probe zu ge-<lb/>
ben nur einen einigen Zweiffel beru&#x0364;h-<lb/>
ren. Jch habe ge&#x017F;agt, der Thau, Regen<lb/>
und Schnee bra&#x0364;chten die Materie mit &#x017F;ich<lb/>
aus der Lufft herunter, welche aus Pflan-<lb/>
tzen, Thieren und Men&#x017F;chen ausdun&#x017F;tet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0082] Cap. I. Von dem Weſen Himmels und dem Regen, der aus der Lufft herunter faͤllet: welches ich auch un- ten an ſeinem Orte noch umbſtaͤndlicher ausfuͤhren werde. Daher iſt leicht zuer- achten, daß die Materie, welche aus den Leibern der Thiere und Menſchen, auch in Verweſung der Pflantzen, Thiere und Menſchen in die Lufft gehet, mit dem Thaue und Regen wiederum herunter ge- bracht und abermahls zum Wachsthume der Pflantzen angewandt wird. Und dem- nach iſt klar, was wir behaupten, daß nem- lich eine gewiſſe Menge Materie iſt, welche nach und nach allerhand Geſtalten annim- met und vermittelſt derer in der Natur er- halten wird, daß ein Coͤrper vergehet, der andere hingegen koͤmmet. Jch will mich jetzt nicht aufhalten mit Erwegung deſſen, was etwan von einigen, wieder eines und das andere, was wir hier annehmen, doͤrffte eingewendet werden, weil unten an ſeinem Orte aller Zweiffel verſchwinden wird, der etwan entſtehen koͤnnte. Da- mit man aber meine Worte deſto weniger als eine leere Vertroͤſtung anzuſehen Urſa- che habe; ſo will ich um eine Probe zu ge- ben nur einen einigen Zweiffel beruͤh- ren. Jch habe geſagt, der Thau, Regen und Schnee braͤchten die Materie mit ſich aus der Lufft herunter, welche aus Pflan- tzen, Thieren und Menſchen ausdunſtet und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/82
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/82>, abgerufen am 30.04.2024.