ne daß sie dadurch zerbrochen werden. Al- lein da in der noch gar zarten Frucht in Mutter-Leibe die Knochen nur wie Gallert- Faden anzusehen sind; so lassen sie sich gar leicht zerreissen. Und ist demnach möglich, daß durch die Alteration der Mutter, die ich erst umständlicher erkläret habe, das Kind in Mutter-Leibe gerädert wird. Ma- lebranche macht zwar die Erklärung etwas anders: allein es kommet in dem Haupt- Grunde dieselbe mit meiner überein und ha- be ich sie nur nach meiner Art begreiflicher zu machen gesucht. Sonst siehet man hieraus, daß der Zustand der Mutter in ih- rer Schwangerschafft einen grossen Einfluß in das Kind hat, und demnach viel erspries- liches für das Kind in Mutter-Leibe sich hieraus leiten liesse, wenn man darauf ge- naueracht haben wolte.
Woher Misge- burten kommen.
§. 449.
Wenn zwey Saamen-Thier- lein in ein einiges Eyerlein gebracht werden (§. 444); so kan dadurch eine zweyleibige Frucht, oder wenigstens eine Frucht zur Welt gebracht werden, die an einigen Glied- massen einen Uberfluß hat, als z. E. zwey Köpffe, vier Armen, und so weiter. Es gehet auch an, daß unter den Saamen- Thierlein einige vorhanden, die was ausser- ordentliches an sich haben, und daraus nach
die-
Cap. XVI. Von Erzeugung
ne daß ſie dadurch zerbrochen werden. Al- lein da in der noch gar zarten Frucht in Mutter-Leibe die Knochen nur wie Gallert- Faden anzuſehen ſind; ſo laſſen ſie ſich gar leicht zerreiſſen. Und iſt demnach moͤglich, daß durch die Alteration der Mutter, die ich erſt umſtaͤndlicher erklaͤret habe, das Kind in Mutter-Leibe geraͤdert wird. Ma- lebranche macht zwar die Erklaͤrung etwas anders: allein es kommet in dem Haupt- Grunde dieſelbe mit meiner uͤberein und ha- be ich ſie nur nach meiner Art begreiflicher zu machen geſucht. Sonſt ſiehet man hieraus, daß der Zuſtand der Mutter in ih- rer Schwangerſchafft einen groſſen Einfluß in das Kind hat, und demnach viel erſpries- liches fuͤr das Kind in Mutter-Leibe ſich hieraus leiten lieſſe, wenn man darauf ge- naueracht haben wolte.
Woher Misge- burten kommen.
§. 449.
Wenn zwey Saamen-Thier- lein in ein einiges Eyerlein gebracht werden (§. 444); ſo kan dadurch eine zweyleibige Frucht, oder wenigſtens eine Frucht zur Welt gebracht werden, die an einigen Glied- maſſen einen Uberfluß hat, als z. E. zwey Koͤpffe, vier Armen, und ſo weiter. Es gehet auch an, daß unter den Saamen- Thierlein einige vorhanden, die was auſſer- ordentliches an ſich haben, und daraus nach
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Cap. XVI. Von Erzeugung
ne daß ſie dadurch zerbrochen werden. Al-
lein da in der noch gar zarten Frucht in
Mutter-Leibe die Knochen nur wie Gallert-
Faden anzuſehen ſind; ſo laſſen ſie ſich gar
leicht zerreiſſen. Und iſt demnach moͤglich,
daß durch die Alteration der Mutter, die
ich erſt umſtaͤndlicher erklaͤret habe, das
Kind in Mutter-Leibe geraͤdert wird. Ma-
lebranche macht zwar die Erklaͤrung etwas
anders: allein es kommet in dem Haupt-
Grunde dieſelbe mit meiner uͤberein und ha-
be ich ſie nur nach meiner Art begreiflicher
zu machen geſucht. Sonſt ſiehet man
hieraus, daß der Zuſtand der Mutter in ih-
rer Schwangerſchafft einen groſſen Einfluß
in das Kind hat, und demnach viel erſpries-
liches fuͤr das Kind in Mutter-Leibe ſich
hieraus leiten lieſſe, wenn man darauf ge-
naueracht haben wolte.
§. 449. Wenn zwey Saamen-Thier-
lein in ein einiges Eyerlein gebracht werden
(§. 444); ſo kan dadurch eine zweyleibige
Frucht, oder wenigſtens eine Frucht zur
Welt gebracht werden, die an einigen Glied-
maſſen einen Uberfluß hat, als z. E. zwey
Koͤpffe, vier Armen, und ſo weiter. Es
gehet auch an, daß unter den Saamen-
Thierlein einige vorhanden, die was auſſer-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/762>, abgerufen am 22.11.2024.
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