Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Natur der Cörper.
wohl in der Kunst, als in der Natur stat.
Z. E. eine silberne Schaale und eine zinner-
ne Kanne sind zwey unterschiedene Gefäs-
se. Die beständige Materie der Schaale
ist Silber, der Kanne aber Zinn (§. 18).
Das Silber ist dichter als das Zinn (§.
188 T. I. Exper.) und demnach müssen
die Theile des Silbers auf eine andere Art
zusammen gesetzet seyn, als die Theile des
Zinnes. Ausser dem Unterscheide aber, der
sich in der Zusammensetzung der eigenthüm-
lichen Materie vor sich befindet, treffen wir
noch eine andere Art der Zusammensetzung
der aus ihnen bestehenden Theile in der
Schaale und dem Becher an: denn eine
Schaale hat gantz andere Theile als ein
Becher. Wenn man aber dieses genau-
er erweget, so findet man, daß zwey Cör-
per entweder verschiedene beständige Ma-
terie haben können und daraus zugleich
auf verschiedene Art zusammen gesetzt seyn;
oder daß sie einerley beständige Materie
haben und bloß auf verschiedene Art dar-
aus zusammengesetzet sind; oder endlich
daß sie verschiedene beständige Materie ha-
ben und daraus auf einerley Art zusammen-
gesetzet sind. Ein Exempel von der ersten
Art sind eine silberne Schaale und ein zin-
nerner Becher, davon wir erst ausführli-
cher geredet: eines von der andern eine sil-
berne Schaale und ein silberner Becher:
eines von der dritten eine silberne Schaale

und
C 4

und der Natur der Coͤrper.
wohl in der Kunſt, als in der Natur ſtat.
Z. E. eine ſilberne Schaale und eine zinner-
ne Kanne ſind zwey unterſchiedene Gefaͤſ-
ſe. Die beſtaͤndige Materie der Schaale
iſt Silber, der Kanne aber Zinn (§. 18).
Das Silber iſt dichter als das Zinn (§.
188 T. I. Exper.) und demnach muͤſſen
die Theile des Silbers auf eine andere Art
zuſammen geſetzet ſeyn, als die Theile des
Zinnes. Auſſer dem Unterſcheide aber, der
ſich in der Zuſammenſetzung der eigenthuͤm-
lichen Materie vor ſich befindet, treffen wir
noch eine andere Art der Zuſammenſetzung
der aus ihnen beſtehenden Theile in der
Schaale und dem Becher an: denn eine
Schaale hat gantz andere Theile als ein
Becher. Wenn man aber dieſes genau-
er erweget, ſo findet man, daß zwey Coͤr-
per entweder verſchiedene beſtaͤndige Ma-
terie haben koͤnnen und daraus zugleich
auf verſchiedene Art zuſammen geſetzt ſeyn;
oder daß ſie einerley beſtaͤndige Materie
haben und bloß auf verſchiedene Art dar-
aus zuſammengeſetzet ſind; oder endlich
daß ſie verſchiedene beſtaͤndige Materie ha-
ben und daraus auf einerley Art zuſammen-
geſetzet ſind. Ein Exempel von der erſten
Art ſind eine ſilberne Schaale und ein zin-
nerner Becher, davon wir erſt ausfuͤhrli-
cher geredet: eines von der andern eine ſil-
berne Schaale und ein ſilberner Becher:
eines von der dritten eine ſilberne Schaale

und
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0075" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Natur der Co&#x0364;rper.</hi></fw><lb/>
wohl in der Kun&#x017F;t, als in der Natur &#x017F;tat.<lb/>
Z. E. eine &#x017F;ilberne Schaale und eine zinner-<lb/>
ne Kanne &#x017F;ind zwey unter&#x017F;chiedene Gefa&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e. Die be&#x017F;ta&#x0364;ndige Materie der Schaale<lb/>
i&#x017F;t Silber, der Kanne aber Zinn (§. 18).<lb/>
Das Silber i&#x017F;t dichter als das Zinn (§.<lb/>
188 <hi rendition="#aq">T. I. Exper.</hi>) und demnach mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
die Theile des Silbers auf eine andere Art<lb/>
zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzet &#x017F;eyn, als die Theile des<lb/>
Zinnes. Au&#x017F;&#x017F;er dem Unter&#x017F;cheide aber, der<lb/>
&#x017F;ich in der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der eigenthu&#x0364;m-<lb/>
lichen Materie vor &#x017F;ich befindet, treffen wir<lb/>
noch eine andere Art der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung<lb/>
der aus ihnen be&#x017F;tehenden Theile in der<lb/>
Schaale und dem Becher an: denn eine<lb/>
Schaale hat gantz andere Theile als ein<lb/>
Becher. Wenn man aber die&#x017F;es genau-<lb/>
er erweget, &#x017F;o findet man, daß zwey Co&#x0364;r-<lb/>
per entweder ver&#x017F;chiedene be&#x017F;ta&#x0364;ndige Ma-<lb/>
terie haben ko&#x0364;nnen und daraus zugleich<lb/>
auf ver&#x017F;chiedene Art zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzt &#x017F;eyn;<lb/>
oder daß &#x017F;ie einerley be&#x017F;ta&#x0364;ndige Materie<lb/>
haben und bloß auf ver&#x017F;chiedene Art dar-<lb/>
aus zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzet &#x017F;ind; oder endlich<lb/>
daß &#x017F;ie ver&#x017F;chiedene be&#x017F;ta&#x0364;ndige Materie ha-<lb/>
ben und daraus auf einerley Art zu&#x017F;ammen-<lb/>
ge&#x017F;etzet &#x017F;ind. Ein Exempel von der er&#x017F;ten<lb/>
Art &#x017F;ind eine &#x017F;ilberne Schaale und ein zin-<lb/>
nerner Becher, davon wir er&#x017F;t ausfu&#x0364;hrli-<lb/>
cher geredet: eines von der andern eine &#x017F;il-<lb/>
berne Schaale und ein &#x017F;ilberner Becher:<lb/>
eines von der dritten eine &#x017F;ilberne Schaale<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0075] und der Natur der Coͤrper. wohl in der Kunſt, als in der Natur ſtat. Z. E. eine ſilberne Schaale und eine zinner- ne Kanne ſind zwey unterſchiedene Gefaͤſ- ſe. Die beſtaͤndige Materie der Schaale iſt Silber, der Kanne aber Zinn (§. 18). Das Silber iſt dichter als das Zinn (§. 188 T. I. Exper.) und demnach muͤſſen die Theile des Silbers auf eine andere Art zuſammen geſetzet ſeyn, als die Theile des Zinnes. Auſſer dem Unterſcheide aber, der ſich in der Zuſammenſetzung der eigenthuͤm- lichen Materie vor ſich befindet, treffen wir noch eine andere Art der Zuſammenſetzung der aus ihnen beſtehenden Theile in der Schaale und dem Becher an: denn eine Schaale hat gantz andere Theile als ein Becher. Wenn man aber dieſes genau- er erweget, ſo findet man, daß zwey Coͤr- per entweder verſchiedene beſtaͤndige Ma- terie haben koͤnnen und daraus zugleich auf verſchiedene Art zuſammen geſetzt ſeyn; oder daß ſie einerley beſtaͤndige Materie haben und bloß auf verſchiedene Art dar- aus zuſammengeſetzet ſind; oder endlich daß ſie verſchiedene beſtaͤndige Materie ha- ben und daraus auf einerley Art zuſammen- geſetzet ſind. Ein Exempel von der erſten Art ſind eine ſilberne Schaale und ein zin- nerner Becher, davon wir erſt ausfuͤhrli- cher geredet: eines von der andern eine ſil- berne Schaale und ein ſilberner Becher: eines von der dritten eine ſilberne Schaale und C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/75
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/75>, abgerufen am 24.11.2024.