Männleinen zugehalten (a). Weil man nun ohne dem wahrnimmet, daß nach ge- schehenem Beyschlaffe der Saame wieder heraus fleußt; so ist er auf die Gedancken gerathen, als wenn gar nichts davon in die Mutter hinein käme. Unerachtet er nun sich auf eine Erfahrung vieler Jahre be- ruffet; so lässet sich doch daraus noch nicht erweisen, daß kein Saame hinein kommen, weil man bey Eröffnung keinen darinnen gefunden, maassen in der Mutter wie in allen innern Theilen der Thiere eine gelin- de, aber doch durchdringende Wärme ist, wodurch der Saame nicht allein flüs- sig, auch gar in einen subtilen Hauch aufgelöset wird, der in die Schweiß- Löcher der Mutter hinein dringen, auch bey der Eröffnung verrauchen kan. Weil wir aber bey Eröffnung der Thiere, ehe sie erkalten, ordentlich finden, daß ein Dampf aus den innern Theilen in die Höhe steiget, welcher insonderheit in der kalten Luft wohl zusehen ist; so lässet sich daraus nicht ur- theilen, ob der Saame, der in die Mutter hinein kommen ist, in einen Dampf aufgelöset wird, oder nicht. Es stim- met unterdessen doch dem Harvaeo vermöge seiner eigenen Versuche, die er zu dem
En-
(a)Exereit. 67. de generat. animal. p. m. 290.
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der Menſchen und Thiere. ꝛc.
Maͤnnleinen zugehalten (a). Weil man nun ohne dem wahrnimmet, daß nach ge- ſchehenem Beyſchlaffe der Saame wieder heraus fleußt; ſo iſt er auf die Gedancken gerathen, als wenn gar nichts davon in die Mutter hinein kaͤme. Unerachtet er nun ſich auf eine Erfahrung vieler Jahre be- ruffet; ſo laͤſſet ſich doch daraus noch nicht erweiſen, daß kein Saame hinein kommen, weil man bey Eroͤffnung keinen darinnen gefunden, maaſſen in der Mutter wie in allen innern Theilen der Thiere eine gelin- de, aber doch durchdringende Waͤrme iſt, wodurch der Saame nicht allein fluͤſ- ſig, auch gar in einen ſubtilen Hauch aufgeloͤſet wird, der in die Schweiß- Loͤcher der Mutter hinein dringen, auch bey der Eroͤffnung verrauchen kan. Weil wir aber bey Eroͤffnung der Thiere, ehe ſie erkalten, ordentlich finden, daß ein Dampf aus den innern Theilen in die Hoͤhe ſteiget, welcher inſonderheit in der kalten Luft wohl zuſehen iſt; ſo laͤſſet ſich daraus nicht ur- theilen, ob der Saame, der in die Mutter hinein kommen iſt, in einen Dampf aufgeloͤſet wird, oder nicht. Es ſtim- met unterdeſſen doch dem Harvæo vermoͤge ſeiner eigenen Verſuche, die er zu dem
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(a)Exereit. 67. de generat. animal. p. m. 290.
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der Menſchen und Thiere. ꝛc.
Maͤnnleinen zugehalten (a). Weil man
nun ohne dem wahrnimmet, daß nach ge-
ſchehenem Beyſchlaffe der Saame wieder
heraus fleußt; ſo iſt er auf die Gedancken
gerathen, als wenn gar nichts davon in
die Mutter hinein kaͤme. Unerachtet er nun
ſich auf eine Erfahrung vieler Jahre be-
ruffet; ſo laͤſſet ſich doch daraus noch nicht
erweiſen, daß kein Saame hinein kommen,
weil man bey Eroͤffnung keinen darinnen
gefunden, maaſſen in der Mutter wie in
allen innern Theilen der Thiere eine gelin-
de, aber doch durchdringende Waͤrme iſt,
wodurch der Saame nicht allein fluͤſ-
ſig, auch gar in einen ſubtilen Hauch
aufgeloͤſet wird, der in die Schweiß-
Loͤcher der Mutter hinein dringen, auch bey
der Eroͤffnung verrauchen kan. Weil
wir aber bey Eroͤffnung der Thiere, ehe ſie
erkalten, ordentlich finden, daß ein Dampf
aus den innern Theilen in die Hoͤhe ſteiget,
welcher inſonderheit in der kalten Luft wohl
zuſehen iſt; ſo laͤſſet ſich daraus nicht ur-
theilen, ob der Saame, der in die
Mutter hinein kommen iſt, in einen
Dampf aufgeloͤſet wird, oder nicht. Es ſtim-
met unterdeſſen doch dem Harvæo vermoͤge
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/747>, abgerufen am 25.11.2024.
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