vor sich klar ist, daß durch die Bewegung je- derzeit etwas veränderliches hervorgebracht wird, massen dadurch der Zustand vieler Dinge, die zugleich mit einander sind, ge- ändert wird (§. 57. met.): so können gar viel Veränderungen in dem Raume, den ein Cörper einnimmet, sich ereignen, ohne daß man die geringste Veränderung an ihm wahrnimmet. Da wir nun dergleichen Veränderungen, die man nicht wahrnim- met, weder untersuchen, noch auch zu eini- gem Nutzen anwenden kan; so haben wir uns darum nicht zubekümmern. Und dem- nach ist es eben so wenig nöthig, als mög- lich, daß wir die Natur ergründen; son- dern diejenigen gehen zu weit und nehmen zu viel auf sich, die weiter gehen wollen, als wir observiren können.
§. 21.
Es ist wohl wahr, daß unmerck-Ein Zweiffel wird be- nommen liche Veränderungen, die nach und nach in einem Cörper vorgehen, ihn in den Stand setzen können, da er zu einigen Veränderun- gen geschickt wird, welche er sonst nimmer- mehr hätte leiden können. So findet man z. E. daß eine Artzney unterweilen eine gantz wiedrige Würckung hat, weil vorher eine andere den Weg dazu gebähnet. Ja da wir sehen, daß zuweilen einem eine Speise schadet, die er sonst ohne Schaden genos- sen, und davon auch andere, die sie zugleich mit ihm jetzund geniessen, kein Ungemach
ver-
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und der Natur der Coͤrper.
vor ſich klar iſt, daß durch die Bewegung je- derzeit etwas veraͤnderliches hervorgebracht wird, maſſen dadurch der Zuſtand vieler Dinge, die zugleich mit einander ſind, ge- aͤndert wird (§. 57. met.): ſo koͤnnen gar viel Veraͤnderungen in dem Raume, den ein Coͤrper einnimmet, ſich ereignen, ohne daß man die geringſte Veraͤnderung an ihm wahrnimmet. Da wir nun dergleichen Veraͤnderungen, die man nicht wahrnim- met, weder unterſuchen, noch auch zu eini- gem Nutzen anwenden kan; ſo haben wir uns darum nicht zubekuͤmmern. Und dem- nach iſt es eben ſo wenig noͤthig, als moͤg- lich, daß wir die Natur ergruͤnden; ſon- dern diejenigen gehen zu weit und nehmen zu viel auf ſich, die weiter gehen wollen, als wir obſerviren koͤnnen.
§. 21.
Es iſt wohl wahr, daß unmerck-Ein Zweiffel wird be- nommen liche Veraͤnderungen, die nach und nach in einem Coͤrper vorgehen, ihn in den Stand ſetzen koͤnnen, da er zu einigen Veraͤnderun- gen geſchickt wird, welche er ſonſt nimmer- mehr haͤtte leiden koͤnnen. So findet man z. E. daß eine Artzney unterweilen eine gantz wiedrige Wuͤrckung hat, weil vorher eine andere den Weg dazu gebaͤhnet. Ja da wir ſehen, daß zuweilen einem eine Speiſe ſchadet, die er ſonſt ohne Schaden genoſ- ſen, und davon auch andere, die ſie zugleich mit ihm jetzund genieſſen, kein Ungemach
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und der Natur der Coͤrper.
vor ſich klar iſt, daß durch die Bewegung je-
derzeit etwas veraͤnderliches hervorgebracht
wird, maſſen dadurch der Zuſtand vieler
Dinge, die zugleich mit einander ſind, ge-
aͤndert wird (§. 57. met.): ſo koͤnnen gar
viel Veraͤnderungen in dem Raume, den
ein Coͤrper einnimmet, ſich ereignen, ohne
daß man die geringſte Veraͤnderung an
ihm wahrnimmet. Da wir nun dergleichen
Veraͤnderungen, die man nicht wahrnim-
met, weder unterſuchen, noch auch zu eini-
gem Nutzen anwenden kan; ſo haben wir
uns darum nicht zubekuͤmmern. Und dem-
nach iſt es eben ſo wenig noͤthig, als moͤg-
lich, daß wir die Natur ergruͤnden; ſon-
dern diejenigen gehen zu weit und nehmen
zu viel auf ſich, die weiter gehen wollen, als
wir obſerviren koͤnnen.
§. 21. Es iſt wohl wahr, daß unmerck-
liche Veraͤnderungen, die nach und nach in
einem Coͤrper vorgehen, ihn in den Stand
ſetzen koͤnnen, da er zu einigen Veraͤnderun-
gen geſchickt wird, welche er ſonſt nimmer-
mehr haͤtte leiden koͤnnen. So findet man
z. E. daß eine Artzney unterweilen eine gantz
wiedrige Wuͤrckung hat, weil vorher eine
andere den Weg dazu gebaͤhnet. Ja da
wir ſehen, daß zuweilen einem eine Speiſe
ſchadet, die er ſonſt ohne Schaden genoſ-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/73>, abgerufen am 21.11.2024.
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