be wird von demselben das Fett oder das ölichte abgesondert und in kleinen Bläßlein verwahret: davon das zärtere in den Höh- len der Knochen das Marck ausmachet. Ja durch den gantzen Leib wird durch besondere Drüsen das Fließ-Wasser (lympha); bey den Augen werden die Thränen; in den Brüsten der Weiber die Milch und im Ge- hirne der Nervensafft etc. abgesondert, von welchem wir nach diesem weiter reden wer- den.
§. 419.
Die Jnstrumente, dadurch inWie die Materi- en von dem Ge- blütte abgeson- dert wer- den. dem Leibe der Thiere und Menschen von dem Geblütte abgesondert wird, was ent- weder als was unnützes aus dem Leibe soll hinaus geworffen, oder zu andern Gebrauche verwandt werden, sind die Drüsen (glan- aulae). Denn wo wir sie antreffen da ge- schiehet eine Absonderung. Malpighius, Bellini, Nuck und andere haben gezeiget, daß die Drüsen nichts anders sind als kleine Röhrlein von Puls-Adern, die in die rundre in einander gewickelt sind. Daher ist es auch kein Wunder, wenn durch blosse subti- le Röhrlein eine Absonderung geschiehet. Da nun aber alle Blut Gefässe eine cylin- drische Figur haben, dergleichen man den Röhren in der Hydraulick zu geben pfleget; so ist auch die Eröffnung der Drüsen, wo die abzusondernde Materie ihren Eingang findet, circulrundt, und fället demnach die ge- meine Meinung weg. als wenn einige Thei-
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der Menſchen und Thiere.
be wird von demſelben das Fett oder das oͤlichte abgeſondert und in kleinen Blaͤßlein verwahret: davon das zaͤrtere in den Hoͤh- len der Knochen das Marck ausmachet. Ja durch den gantzen Leib wird durch beſondere Druͤſen das Fließ-Waſſer (lympha); bey den Augen werden die Thraͤnen; in den Bruͤſten der Weiber die Milch und im Ge- hirne der Nervenſafft ꝛc. abgeſondert, von welchem wir nach dieſem weiter reden wer- den.
§. 419.
Die Jnſtrumente, dadurch inWie die Materi- en von dem Ge- bluͤtte abgeſon- dert wer- den. dem Leibe der Thiere und Menſchen von dem Gebluͤtte abgeſondert wird, was ent- weder als was unnuͤtzes aus dem Leibe ſoll hinaus geworffen, oder zu andern Gebrauche verwandt werden, ſind die Druͤſen (glan- aulæ). Denn wo wir ſie antreffen da ge- ſchiehet eine Abſonderung. Malpighius, Bellini, Nuck und andere haben gezeiget, daß die Druͤſen nichts anders ſind als kleine Roͤhrlein von Puls-Adern, die in die rundre in einander gewickelt ſind. Daher iſt es auch kein Wunder, wenn durch bloſſe ſubti- le Roͤhrlein eine Abſonderung geſchiehet. Da nun aber alle Blut Gefaͤſſe eine cylin- driſche Figur haben, dergleichen man den Roͤhren in der Hydraulick zu geben pfleget; ſo iſt auch die Eroͤffnung der Druͤſen, wo die abzuſondernde Materie ihren Eingang findet, circulrundt, und faͤllet demnach die ge- meine Meinung weg. als wenn einige Thei-
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der Menſchen und Thiere.
be wird von demſelben das Fett oder das
oͤlichte abgeſondert und in kleinen Blaͤßlein
verwahret: davon das zaͤrtere in den Hoͤh-
len der Knochen das Marck ausmachet. Ja
durch den gantzen Leib wird durch beſondere
Druͤſen das Fließ-Waſſer (lympha);
bey den Augen werden die Thraͤnen; in den
Bruͤſten der Weiber die Milch und im Ge-
hirne der Nervenſafft ꝛc. abgeſondert, von
welchem wir nach dieſem weiter reden wer-
den.
§. 419. Die Jnſtrumente, dadurch in
dem Leibe der Thiere und Menſchen von
dem Gebluͤtte abgeſondert wird, was ent-
weder als was unnuͤtzes aus dem Leibe ſoll
hinaus geworffen, oder zu andern Gebrauche
verwandt werden, ſind die Druͤſen (glan-
aulæ). Denn wo wir ſie antreffen da ge-
ſchiehet eine Abſonderung. Malpighius,
Bellini, Nuck und andere haben gezeiget,
daß die Druͤſen nichts anders ſind als kleine
Roͤhrlein von Puls-Adern, die in die rundre
in einander gewickelt ſind. Daher iſt es
auch kein Wunder, wenn durch bloſſe ſubti-
le Roͤhrlein eine Abſonderung geſchiehet.
Da nun aber alle Blut Gefaͤſſe eine cylin-
driſche Figur haben, dergleichen man den
Roͤhren in der Hydraulick zu geben pfleget;
ſo iſt auch die Eroͤffnung der Druͤſen, wo
die abzuſondernde Materie ihren Eingang
findet, circulrundt, und faͤllet demnach die ge-
meine Meinung weg. als wenn einige Thei-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/711>, abgerufen am 22.11.2024.
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