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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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der Menschen und Thiere.
be wird von demselben das Fett oder das
ölichte abgesondert und in kleinen Bläßlein
verwahret: davon das zärtere in den Höh-
len der Knochen das Marck ausmachet. Ja
durch den gantzen Leib wird durch besondere
Drüsen das Fließ-Wasser (lympha);
bey den Augen werden die Thränen; in den
Brüsten der Weiber die Milch und im Ge-
hirne der Nervensafft etc. abgesondert, von
welchem wir nach diesem weiter reden wer-
den.

§. 419.

Die Jnstrumente, dadurch inWie die
Materi-
en von
dem Ge-
blütte
abgeson-
dert wer-
den.

dem Leibe der Thiere und Menschen von
dem Geblütte abgesondert wird, was ent-
weder als was unnützes aus dem Leibe soll
hinaus geworffen, oder zu andern Gebrauche
verwandt werden, sind die Drüsen (glan-
aulae
). Denn wo wir sie antreffen da ge-
schiehet eine Absonderung. Malpighius,
Bellini, Nuck
und andere haben gezeiget,
daß die Drüsen nichts anders sind als kleine
Röhrlein von Puls-Adern, die in die rundre
in einander gewickelt sind. Daher ist es
auch kein Wunder, wenn durch blosse subti-
le Röhrlein eine Absonderung geschiehet.
Da nun aber alle Blut Gefässe eine cylin-
drische Figur haben, dergleichen man den
Röhren in der Hydraulick zu geben pfleget;
so ist auch die Eröffnung der Drüsen, wo
die abzusondernde Materie ihren Eingang
findet, circulrundt, und fället demnach die ge-
meine Meinung weg. als wenn einige Thei-

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der Menſchen und Thiere.
be wird von demſelben das Fett oder das
oͤlichte abgeſondert und in kleinen Blaͤßlein
verwahret: davon das zaͤrtere in den Hoͤh-
len der Knochen das Marck ausmachet. Ja
durch den gantzen Leib wird durch beſondere
Druͤſen das Fließ-Waſſer (lympha);
bey den Augen werden die Thraͤnen; in den
Bruͤſten der Weiber die Milch und im Ge-
hirne der Nervenſafft ꝛc. abgeſondert, von
welchem wir nach dieſem weiter reden wer-
den.

§. 419.

Die Jnſtrumente, dadurch inWie die
Materi-
en von
dem Ge-
bluͤtte
abgeſon-
dert wer-
den.

dem Leibe der Thiere und Menſchen von
dem Gebluͤtte abgeſondert wird, was ent-
weder als was unnuͤtzes aus dem Leibe ſoll
hinaus geworffen, oder zu andern Gebrauche
verwandt werden, ſind die Druͤſen (glan-
aulæ
). Denn wo wir ſie antreffen da ge-
ſchiehet eine Abſonderung. Malpighius,
Bellini, Nuck
und andere haben gezeiget,
daß die Druͤſen nichts anders ſind als kleine
Roͤhrlein von Puls-Adern, die in die rundre
in einander gewickelt ſind. Daher iſt es
auch kein Wunder, wenn durch bloſſe ſubti-
le Roͤhrlein eine Abſonderung geſchiehet.
Da nun aber alle Blut Gefaͤſſe eine cylin-
driſche Figur haben, dergleichen man den
Roͤhren in der Hydraulick zu geben pfleget;
ſo iſt auch die Eroͤffnung der Druͤſen, wo
die abzuſondernde Materie ihren Eingang
findet, circulrundt, und faͤllet demnach die ge-
meine Meinung weg. als wenn einige Thei-

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[675/0711] der Menſchen und Thiere. be wird von demſelben das Fett oder das oͤlichte abgeſondert und in kleinen Blaͤßlein verwahret: davon das zaͤrtere in den Hoͤh- len der Knochen das Marck ausmachet. Ja durch den gantzen Leib wird durch beſondere Druͤſen das Fließ-Waſſer (lympha); bey den Augen werden die Thraͤnen; in den Bruͤſten der Weiber die Milch und im Ge- hirne der Nervenſafft ꝛc. abgeſondert, von welchem wir nach dieſem weiter reden wer- den. §. 419. Die Jnſtrumente, dadurch in dem Leibe der Thiere und Menſchen von dem Gebluͤtte abgeſondert wird, was ent- weder als was unnuͤtzes aus dem Leibe ſoll hinaus geworffen, oder zu andern Gebrauche verwandt werden, ſind die Druͤſen (glan- aulæ). Denn wo wir ſie antreffen da ge- ſchiehet eine Abſonderung. Malpighius, Bellini, Nuck und andere haben gezeiget, daß die Druͤſen nichts anders ſind als kleine Roͤhrlein von Puls-Adern, die in die rundre in einander gewickelt ſind. Daher iſt es auch kein Wunder, wenn durch bloſſe ſubti- le Roͤhrlein eine Abſonderung geſchiehet. Da nun aber alle Blut Gefaͤſſe eine cylin- driſche Figur haben, dergleichen man den Roͤhren in der Hydraulick zu geben pfleget; ſo iſt auch die Eroͤffnung der Druͤſen, wo die abzuſondernde Materie ihren Eingang findet, circulrundt, und faͤllet demnach die ge- meine Meinung weg. als wenn einige Thei- le Wie die Materi- en von dem Ge- bluͤtte abgeſon- dert wer- den. U u 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/711>, abgerufen am 22.11.2024.