Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. XIII. Von Ernährung fort gehen. Da nun der Magen-Drüsen-Safft, mit dem der Gedär- me-Drüsen-Safft eines ist, die Krafft hat die Speisen aufzulösen (§. 411.); so ist keine Ursache vorhanden, warumb wir diesem dieselbe Krafft absprechen wol- ten, wo er noch was aufzulösen findet. Und solchergestalt wird die Dauung in den Gedärmen noch weiter fortgesetzet, zumahl da auch ausser dem zur Verdauung dienen- dem Saffte Wärme wie im Magen und Bewegungen wie in ihm vorhanden, ausser dem zur Auflösung der Speisen nichts wei- ters erfordert wird (§. 411). Es ergiessen sich über dieses in den kleinen Magen die Galle und der gekröse Drüsen-Safft (succus pancreaticus), jene durch den Gallen-Gang (ductum cholidochum); dieser durch den Gekrösedrüsengang (du- ctum pancreaticum. Beyde vermengen sich mit einander in dem gemeinen Gange, in- dem sie sich durch eine Eröffnung in den klei- nen Magen ergiessen. Und daher pflegt es zugeschehen, daß die Galle, wenn sie sich häuffig ergeußt, sonderlich da nichts oder nicht viel im kleinen Magen ist, in den gros- sen Magen tritt. Es hat schon Perrault (a) gar wohl angemercket, daß die Galle und (a) Mecanique des Animaux part. 3 c. 3. p.
220. edit. Par. vel p. 348 T. 1. oper. Cap. XIII. Von Ernaͤhrung fort gehen. Da nun der Magen-Druͤſen-Safft, mit dem der Gedaͤr- me-Druͤſen-Safft eines iſt, die Krafft hat die Speiſen aufzuloͤſen (§. 411.); ſo iſt keine Urſache vorhanden, warumb wir dieſem dieſelbe Krafft abſprechen wol- ten, wo er noch was aufzuloͤſen findet. Und ſolchergeſtalt wird die Dauung in den Gedaͤrmen noch weiter fortgeſetzet, zumahl da auch auſſer dem zur Verdauung dienen- dem Saffte Waͤrme wie im Magen und Bewegungen wie in ihm vorhanden, auſſer dem zur Aufloͤſung der Speiſen nichts wei- ters erfordert wird (§. 411). Es ergieſſen ſich uͤber dieſes in den kleinen Magen die Galle und der gekroͤſe Druͤſen-Safft (ſuccus pancreaticus), jene durch den Gallen-Gang (ductum cholidochum); dieſer durch den Gekroͤſedruͤſengang (du- ctum pancreaticum. Beyde vermengen ſich mit einander in dem gemeinen Gange, in- dem ſie ſich durch eine Eroͤffnung in den klei- nen Magen ergieſſen. Und daher pflegt es zugeſchehen, daß die Galle, wenn ſie ſich haͤuffig ergeußt, ſonderlich da nichts oder nicht viel im kleinen Magen iſt, in den groſ- ſen Magen tritt. Es hat ſchon Perrault (a) gar wohl angemercket, daß die Galle und (a) Mecanique des Animaux part. 3 c. 3. p.
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Cap. XIII. Von Ernaͤhrung
fort gehen. Da nun der Magen-
Druͤſen-Safft, mit dem der Gedaͤr-
me-Druͤſen-Safft eines iſt, die Krafft
hat die Speiſen aufzuloͤſen (§. 411.);
ſo iſt keine Urſache vorhanden, warumb wir
dieſem dieſelbe Krafft abſprechen wol-
ten, wo er noch was aufzuloͤſen findet.
Und ſolchergeſtalt wird die Dauung in den
Gedaͤrmen noch weiter fortgeſetzet, zumahl
da auch auſſer dem zur Verdauung dienen-
dem Saffte Waͤrme wie im Magen und
Bewegungen wie in ihm vorhanden, auſſer
dem zur Aufloͤſung der Speiſen nichts wei-
ters erfordert wird (§. 411). Es ergieſſen
ſich uͤber dieſes in den kleinen Magen die
Galle und der gekroͤſe Druͤſen-Safft
(ſuccus pancreaticus), jene durch den
Gallen-Gang (ductum cholidochum);
dieſer durch den Gekroͤſedruͤſengang (du-
ctum pancreaticum. Beyde vermengen ſich
mit einander in dem gemeinen Gange, in-
dem ſie ſich durch eine Eroͤffnung in den klei-
nen Magen ergieſſen. Und daher pflegt es
zugeſchehen, daß die Galle, wenn ſie ſich
haͤuffig ergeußt, ſonderlich da nichts oder
nicht viel im kleinen Magen iſt, in den groſ-
ſen Magen tritt. Es hat ſchon Perrault
(a) gar wohl angemercket, daß die Galle
und
(a) Mecanique des Animaux part. 3 c. 3. p.
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